Auferstehung-Jesus

Auferstehung: Ist Jesus Christus von den Toten auferstanden?

Für Christen jeglicher Couleur ist es ein zentrales Merkmal ihres Glaubens, dass Jesus Christus von den Toten auferstanden ist. Jedes Jahr an Ostern Gedenken Millionen Christen dieses Ereignisses.

Doch wie muss man sich diese Auferstehung vorstellen? Gab es Zeugen? Wie ist dieser außergewöhnliche Akt überliefert worden? Wir sehen uns die entscheidenden Textstellen der Bibel an und analysieren dieses zentrale christliche Ereignis.

Auferstehung – was ist das?

Unter Auferstehung oder Auferweckung versteht man die Überwindung des Todes. Das bedeutet, dass eine verstorbene Person durch das angebliche Eingreifen einer übernatürlichen Gottheit den Tod übersteht und nach ihrem Tod quasi wiederbelebt wird.

Ostern: An welchem Tag feiern Christen die Auferstehung?

Als Tag der Auferstehung und als höchster Feiertag des Kirchenjahrs gilt der Ostersonntag. Er bildet den Abschluss des sogenannten Triduum Sacrum (lateinisch: „heilige drei Tage“) aus Karfreitag, Karsamstag und eben Ostersonntag.

Der Ostersonntag ist wie das ihm historisch zugrunde liegende jüdische Pessach-Fest an den Mondkalender gebunden. Er liegt grundsätzlich auf dem ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond.

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Gibt es eine wissenschaftliche Erklärung für Auferstehung?

Nein.

Wissenschaftlich lässt sich ein Phänomen wie die angebliche Auferstehung nicht belegen. Grundsätzlich versteht man in der Biologie den Tod als unumkehrbares Ende des Stoffwechsels von Lebewesen. Das gilt auch für Menschen.

Wenn sie einmal gestorben sind, lassen sie sich nicht wieder beleben. Alle Vitalzeichen und Lebensfunktionen (Atmung, Herzschlag, Hirntätigkeit) sind erloschen. Eine gestorbene Person kann also nach Ansicht der Wissenschaft nicht mehrere Tage nach ihrem Tod noch herumlaufen, Reden halten oder andere Handlungen vollführen.

Wie wird die Auferstehung von Jesus in der Bibel dargestellt? 

Maßgeblich für die Darstellung in der Bibel ist natürlich das Neue Testament. Das Neue Testament besteht aus 27 Schriften, von denen 17 die Auferstehung erwähnen. Der eigentliche Vorgang, also das, was während der Auferstehung tatsächlich geschehen sein soll, wird allerdings nirgendwo beschrieben. So ist beispielsweise im Markusevangelium die Auferstehung Jesu Christi  nur mit folgenden Worten umfasst: 

“Sie gingen in das Grab hinein und sahen auf der rechten Seite einen jungen Mann sitzen, der mit einem weißen Gewand bekleidet war; da erschraken sie sehr. Er aber sagte zu ihnen: Erschreckt nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist auferstanden; er ist nicht hier. Seht, da ist die Stelle, wohin man ihn gelegt hat.”

Markus 16,5-6
Auferstehung Jesu
Augenzeugen für die Erweckung gibt es keine

In den Briefen des Paulus an die Korinther steht hingegen:

“Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe: Christus ist für unsere Sünden gestorben, gemäß der Schrift, und ist begraben worden. Er ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf.”

1.Korinther 15,5-8

Paulus von Tarsus ist grundsätzlich als verlässlicher Zeuge mit Vorsicht zu betrachten. Der Theologe Hermann Detering belegt in seinem Buch plausibel, dass es sich bei den Paulusbriefen um Auftragsarbeiten der Kirche handelte und nicht um genuine Autographen des Paulus von Tarsus.

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Gibt es außer bei Jesus noch andere Auferstehungen?

Die gibt es in der Tat. Im Johannesevangelium wird berichtet, dass einer der Freunde Jesu, ein gewisser Lazarus von Bethanien, gestorben war, während Jesus auf Reisen war. 

Auferstehung des Lazarus von Bethanien durch Jesus

Nach seiner Rückkunft begab sich Jesus in Bethanien (bei Jerusalem) zu der Höhle, wo man den Lazarus beigesetzt hatte, und erweckte ihn durch den Ruf “Lazarus, komm heraus!” wieder zum Leben. Angeblich geschah dies vier Tage nach Lazarus’ Ableben. Die Stelle findet sich bei Johannes in Kapitel 11 vor der Passion Christi.

Auferstehung Lazarus
So interpretierte der Barockmaler Michelangelo Merisi da Caravaggio die Auferstehung des Lazarus (1609)

“Da nahmen sie den Stein weg. Jesus aber erhob seine Augen und sprach: Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast. Ich wusste, dass du mich immer erhörst; aber wegen der Menge, die um mich herumsteht, habe ich es gesagt, damit sie glauben, dass du mich gesandt hast. Nachdem er dies gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus! Da kam der Verstorbene heraus; seine Füße und Hände waren mit Binden umwickelt und sein Gesicht war mit einem Schweißtuch verhüllt. Jesus sagte zu ihnen: Löst ihm die Binden und lasst ihn weggehen!”

Johannes 11,41-44

Larazus geht dann auch tatsächlich weg – über sein Schicksal berichtet Johannes nicht weiter. 

Auferstehungen in der Offenbarung des Johannes

Ein anderer Johannes, nämlich der Autor der Offenbarung des Johannes, spricht ebenfalls davon, dass “von Gott her” zwei Propheten nach ihrem Tod wieder mit neuem “Lebensgeist” erfüllt und gen Himmel aufgefahren seien.

Gibt es Zeugen für die Auferstehung Jesu? 

Nein.

Keiner der Autoren des Neuen Testaments beschreibt den Vorgang der Auferstehung direkt. Man kann davon ausgehen, dass die Lazarus-Legende in Analogie zu Jesus eigener Auferstehung betrachtet werden kann und der Ablauf also ein ähnlicher gewesen sein könnte.

Natürlich mit dem Unterschied, dass niemand an Jesus Grab stand und “Komm heraus!” rief, sondern dass „Gott“ persönlich Jesus „zu sich“ holte. Anschließend erfolgte dann die sogenannte Himmelfahrt des Jesus Christus.

Bei der Himmelfahrt gibt es allerdings einige Probleme, was die Zeugen und die  Übereinstimmung der verschiedenen Evangelien betrifft. Im oben verlinkten Artikel kannst du die Details nachlesen. Bei den Zeugen für die Auferstehung Jesu gibt es ähnliche Probleme. Wie so oft stimmen die entscheidenden Bibelstellen nicht miteinander überein bzw. widersprechen sich direkt. 

Himmelfahrt Jesus
Wie man sich Auferstehung und Himmelfahrt vorzustellen hat, wird im Neuen Testament nicht beschrieben

Wer war bei der Auferstehung Jesus dabei? 

Niemand.

Nachdem es keine Zeugen für die Auferstehung selbst gibt, müssen wir uns damit begnügen, Zeugen für das Auftreten Jesus nach der Auferstehung zu bestellen.

So ist im oben erwähnten Paulusbrief von einem Cephas die Rede, dem Jesus nach seiner Auferstehung erschien. Anschließend soll er dann den 12 Aposteln erschienen sein (Matthäus 28:1).

Wer sah Jesus als erstes nach der Auferstehung?

In den Evangelien selbst ist von diesem Cephas allerdings nirgendwo die Rede. Im Gegenteil erscheint Jesus nach seiner Auferstehung Maria Magdalena und einer weiteren Maria als erstes.

Das heißt, wenn man das Matthäus-Evangelium zurate zieht. Im Markus- und Johannesevangelium hingegen ist es Maria Magdalena alleine (also ohne die zweite Maria), die den Auferstandenen sieht (Markus 16:9 und Johannes 20:11-14). Bei Lukas hingegen tritt Jesus auf dem Weg nach Emmaus als Erstes einem gewissen Cleopas und seiner Begleitung gegenüber auf. 

Ja, was denn nun?

Wie viele Jünger sahen Jesus nach der Auferstehung?

Wir erinnern uns: Paulus schrieb, dass Jesus auch den zwölf Aposteln nach der Auferstehung erschienen sein soll. Mit dieser Meinung steht er allerdings mehr oder weniger alleine da. Denn Lukas (24:33-37), Markus (16:14) und Matthäus (28:16-17) berichten nur von elf Aposteln, denen der angebliche Gottessohn begegnet sein soll. Johannes (20:24) berichtet sogar nur von zehn Aposteln. 

Ja, wie denn nun?

Wer war bei der Auferstehung am Grab?

Auch hier gibt es nur Widersprüchliches. Mal erscheinen beim Grab zwei Engel, ein anderes mal zwei Männer. Bei Markus ist es nur ein Mann.

Ja, wer denn nun?

Wusste Jesus vorher schon, dass er auferstehen würde?

Ja. Nach Matthäus (20:18) wusste Jesus dies und kündigte den Jüngern dieses auch explizit an. Die Einheitsübersetzung spricht hier von “aufgeweckt werden”. Bei Markus (8:31) findet sich ebenfalls eine Stelle, wo Jesus seine Auferstehung nach drei Tagen vorhersagt. 

An welchem Tag ist Jesus auferstanden? 

Drei Tage nach der Kreuzigung. 

Wo fand die Auferstehung Jesu statt? 

In Jerusalem.

Was geschah nach Jesus Auferstehung? 

Die überraschende Antwort: Nach seinem Tod fuhr Jesus von Nazareth erst einmal wortwörtlich zur Hölle.

Tatsächlich ging’s in die Vorhölle. Diesen „Abstieg Christi in die Unterwelt“ leiten Theologen aus einem Satz des 1. Brief des Petrus ab: „In ihm ist er auch zu den Geistern gegangen, die im Gefängnis waren, und hat ihnen gepredigt“ (1. Petrus 3,19). Schließlich befreit der Erlöser Jesus die Seelen der Gerechten und führt sie in den Himmel.

Wann fand die Himmelfahrt statt?

Noch überraschender: Die Evangelien sind sich auch nicht einig, was danach geschah. Bei Markus (16:19) erfolgen Auferstehung und Himmelfahrt unmittelbar hintereinander, also am gleichen Tag. 

Bei Lukas (24:1-51) legt Jesus noch einen Spaziergang Richtung Emmaus ein (wir erinnern uns: Dort trifft er den Cleopas nebst Begleitung.Dann düst Jesus zurück nach Jerusalem, erscheint dort den Jüngern und verlangt nach etwas zu essen. Es gibt Fisch. Ja, wirklich. 

Bei Johannes vergehen acht Tage.

Laut Apostelgeschichte sind es gar 40 Tage (1,3.9-10).

Ist die Auferstehung Jesu eine historische Tatsache? 

Das darf guten Gewissens verneint werden. Historisch zweifelsfrei belegt ist ja nicht einmal, dass es Jesus von Nazareth wirklich gab. Von der Frage, ob es Gott gibt, möchte ich hier gar nicht erst anfangen.

Die Widersprüche der verschiedenen Bibelschriften zeichnen eher das Bild einer frei erfundenen Geschichte, eines Mythos, einer Legende.

Widersprüche in der Bibel?
Gläubig oder klar denken?: Die Bibel im Widerspruch in sich und zum 21. Jahrhundert
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