Sikhismus: im Auftrag des Waheguru

Der Sikhismus ist eine faszinierende Religion, die ihren Ursprung im 15. Jahrhundert im Punjab, einer Region im nordwestlichen Indien, hat. 

Das Glaubenssystem des Sikhismus

Das Glaubenssystem des Sikhismus basiert auf grundlegenden Prinzipien und Lehren, die von den zehn Sikh-Gurus übermittelt wurden. Hier sind einige wichtige Aspekte des Sikhismus:

1. Einheit Gottes

Der Sikhismus lehrt, dass es nur einen Gott gibt, der transzendent und allgegenwärtig ist. Gott wird als ewiges Licht und Wahrheit beschrieben und existiert jenseits aller konzeptionellen Vorstellungen von Form oder Gestalt. Der Sikhismus ist also eine monotheistische Religion.

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2. Gleichheit aller Menschen

Sikhismus betont die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von Geschlecht, sozialer Stellung, Rasse oder Religion. Alle Menschen werden als Kinder Gottes angesehen und haben das Recht, respektiert und gleich behandelt zu werden.

3. Guru Granth Sahib

Der Guru Granth Sahib, auch als Adi Granth bezeichnet, ist das heilige Buch der Sikhs. Es wird als lebendiger Guru betrachtet und enthält die Offenbarungen der zehn Sikh-Gurus sowie anderer heiliger Männer und Frauen. Der Guru Granth Sahib wird mit großem Respekt verehrt und ist die zentrale Autorität für religiöse Lehren und Praktiken.

4. Guru-Autorität

Die Sikh-Gurus werden als spirituelle Lehrer und Führer angesehen, die göttliche Erkenntnis und Weisheit übermitteln. Sie dienen als Vermittler zwischen den Gläubigen und Gott. Der zehnte Guru, Guru Gobind Singh, ernannte den Guru Granth Sahib als seinen Nachfolger und leitenden spirituellen Führer der Sikh-Gemeinschaft.

5. Naam Simran

Sikh-Gläubige werden ermutigt, den Namen Gottes durch Meditation und Wiederholung (Naam Simran) zu rezitieren. Dieser Prozess dient dazu, den Geist zu beruhigen, eine Verbindung zu Gott herzustellen und spirituelles Bewusstsein zu entwickeln.

6. Drei Grundsätze

Die Grundprinzipien des Sikhismus sind Naam Japna (die Wiederholung des Namens Gottes), Kirat Karni (ehrliche Arbeit und Verdienst) und Vand Chakna (teilen und gemeinsames Essen). Diese Prinzipien betonen die Bedeutung eines engagierten spirituellen Lebens, ehrlicher Arbeit und des Teilens mit anderen.

7. Fünf Ks

Die “Fünf Ks” sind äußere Merkmale, die ein Sikh trägt und symbolisieren die Hingabe an den Glauben. Sie sind Kesh (ungetrimmtes Haar), Kangha (ein Kamm), Kara (ein metallener Armreif), Kirpan (ein kleines Schwert) und Kachera (eine kurze Unterhose). Diese äußeren Symbole dienen als ständige Erinnerung an die Sikh-Identität und die moralischen Verpflichtungen.

8. Gemeinschaftliche Teilhabe

Im Sikhismus wird Gemeinschaft und Zusammenarbeit hoch geschätzt. Sikh-Gurdwaras (Gemeindezentren) dienen als Orte der Anbetung, des Gebets, der Versammlung und der sozialen Unterstützung. Langar, ein gemeinsames Essensritual, bei dem Menschen unterschiedlicher Hintergründe.

Über den Sikhismus

Wie heißt der Gott der Sikh?

Der Gott der Sikh wird als “Waheguru” bezeichnet. “Waheguru” ist ein Begriff aus dem Punjabi, der die Bedeutung von “der wunderbare Lehrer/Guru” hat. Es ist eine Kombination aus den Worten “Wahe” (wunderbar) und “Guru” (Lehrer). Sikh-Gläubige verwenden den Begriff “Waheguru” oft, um sich auf Gott zu beziehen und ihre Verehrung und Hingabe auszudrücken.

Wo und wann ist der Sikhismus entstanden?

Der Sikhismus entstand im 15. Jahrhundert in der Region Punjab, die sich im heutigen Nordwesten Indiens und im östlichen Pakistan erstreckt. Die Gründung des Sikhismus geht auf Guru Nanak Dev Ji zurück. Der Guru kam im Jahr 1469 in dem Dorf Talwandi (heute Nankana Sahib in Pakistan) zur Welt. 

Guru Nanak Dev Ji wurde als erster Sikh-Guru anerkannt und seine Lehren legten den Grundstein für den Sikhismus als eigenständige Religion. In den darauf folgenden Jahrhunderten wurde der Sikhismus von insgesamt zehn weiteren Sikh-Gurus weiterentwickelt und geführt. 

Der letzte Guru, Guru Gobind Singh Ji, etablierte im 17. Jahrhundert das Guru Granth Sahib als das spirituelle und göttliche Zentrum des Sikhismus.

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Wie viele Sikh gibt es?

Es gibt keine genauen und aktuellen statistischen Daten über die genaue Anzahl der Sikhs weltweit. Die Erhebung von Daten zu religiöser Zugehörigkeit geschieht in verschiedenen Ländern unterschiedlich. Deswegen können sich die Zahlen sich im Laufe der Zeit ändern und/oder voneinander abweichen. Schätzungen liegen für die Anzahl der Sikhs weltweit im Bereich von 25 bis 30 Millionen.

Wo leben die meisten Sikh?

Die größte Anzahl von Sikhs lebt in Indien, insbesondere im Punjab, wo der Sikhismus seinen Ursprung hat. Es gibt auch eine bedeutende Anzahl von Sikhs in anderen Teilen Indiens sowie in Ländern wie Kanada, den USA, Großbritannien und Australien, wo Sikh-Gemeinden seit langem etabliert sind. Darüber hinaus gibt es auch Sikh-Gemeinden in vielen anderen Teilen der Welt, die durch Migration und Diaspora entstanden sind.

Sikh in Neu-Delhi (Indien)

Ist der Sikhismus eine radikale Religion?

Nein, der Sikhismus ist keine radikale Religion. Der Sikhismus legt großen Wert auf Frieden, Toleranz und Mitmenschlichkeit. Deswegen streben Sikh-Gläubige danach, ein Leben in Ehrlichkeit, Mitgefühl und Tugendhaftigkeit zu führen. Die grundlegenden Prinzipien des Sikhismus betonen die Gleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrer religiösen Zugehörigkeit, ihres Geschlechts oder ihrer sozialen Stellung.

Es kann zu individuellen Interpretationen und Handlungen kommen, die nicht im Einklang mit den Lehren des Sikhismus stehen. Wie in jeder Religion gibt es unterschiedliche Auslegungen und Praktiken unter den Anhängern. Daher ist es wichtig, den Sikhismus als Religion der Liebe, des Friedens und der sozialen Verantwortung zu verstehen, die sich für Harmonie und Gerechtigkeit einsetzt.

Es gibt leider Fälle, in denen Einzelpersonen oder Gruppen den Namen des Sikhismus missbrauchen, um gewalttätige oder radikale Handlungen zu rechtfertigen. Solche extremistischen oder gewalttätigen Interpretationen sind allerdings nicht repräsentativ für den Sikhismus als Ganzes und stehen im Widerspruch zu seinen grundlegenden Prinzipien. Die überwältigende Mehrheit der Sikh-Gläubigen praktiziert den Glauben auf friedliche und mitfühlende Weise.

Heiligen Schriften der Sikhs

Gibt es im Sikhismus ein Leben nach dem Tod?

Im Sikhismus wird der Tod als einen natürlichen Bestandteil des Lebens betrachtet, und es gibt bestimmte Vorstellungen über das, was nach dem Tod geschieht. Im Allgemeinen glauben Sikhs, dass der Tod den Übergang des Geistes von einem physischen Körper zu einem anderen Zustand markiert. Hier sind einige Aspekte des Sikh-Glaubens in Bezug auf das Leben nach dem Tod:

Reinkarnation

Der Sikhismus lehrt das Konzept der Reinkarnation, bei dem der Geist nach dem Tod in einen neuen Körper geboren wird. Der Zyklus der Wiedergeburten wird als Samsara bezeichnet. Der Status der Wiedergeburt hängt von den Handlungen und dem spirituellen Fortschritt des Individuums im vorherigen Leben ab. Das ultimative Ziel im Sikhismus ist es, aus dem Kreislauf der Wiedergeburten auszutreten und mit Gott vereint zu werden.

Karma

Karma spielt eine wichtige Rolle im Sikhismus. Es bezieht sich auf die Auswirkungen unserer Handlungen im gegenwärtigen und vergangenen Leben. Gute Handlungen führen zu positivem Karma, während schlechte Handlungen negatives Karma erzeugen. Das Karma beeinflusst den Verlauf der Wiedergeburten und kann das spirituelle Wachstum des Individuums beeinflussen.

Jivanmukta

Ein Jivanmukta ist eine Person, die im gegenwärtigen Leben von den Bindungen des Egos und der Illusionen befreit ist und spirituelle Erleuchtung erreicht hat. Der Jivanmukta wird als mit Gott vereint angesehen und erreicht das Ziel der Befreiung, ohne erneut geboren zu werden.

Gnade Gottes

Im Sikhismus wird betont, dass die Gnade Gottes entscheidend für das spirituelle Wachstum und die Erlösung ist. Durch Hingabe an Gott und das Praktizieren der Lehren der Sikh-Gurus kann eine Person auf göttliche Gnade hoffen und einen spirituellen Fortschritt erlangen.

Es ist wichtig zu beachten, dass die individuellen Vorstellungen über das Leben nach dem Tod unter Sikh-Gläubigen variieren können, da der Glaube und die persönlichen Überzeugungen jedes Einzelnen einfließen. Der Sikhismus betont jedoch die Bedeutung der Gegenwart und des praktischen spirituellen Lebens im Hier und Jetzt, während er auch auf das Streben nach Befreiung und Vereinigung mit Gott verweist.

Wie unterscheidet sich der Sikhismus von anderen Religionen?

Im Vergleich zu anderen Weltreligionen wie dem Jainismus, Hinduismus, Buddhismus, Christentum und Islam unterscheidet sich der Sikhismus durch seine einzigartigen Lehren, Bräuche und Praktiken.

Sikh-Gelehrter

Sikhismus: Steckbrief 

Der Sikhismus wurde im 15. Jahrhundert von Guru Nanak Dev Ji gegründet, einem spirituellen Führer, der die Idee einer Einheit Gottes und der Gleichheit aller Menschen betonte.

Die Sikh-Religion lehrt, dass es nur einen Gott gibt, der jenseits jeglicher Form oder Gestalt existiert. Die Gläubigen sollen ein Leben in Ehrlichkeit, Mitgefühl und Tugendhaftigkeit führen, während sie sich aktiv in die Gesellschaft einbringen.

Jainismus: Spiritualität und Ahimsa

Der Jainismus betont ebenfalls die Idee der Einheit aller Lebewesen und die Bedeutung der Gewaltlosigkeit (Ahimsa). Sowohl der Sikhismus als auch der Jainismus legen großen Wert auf die ethischen Prinzipien des Wohlwollens und der Toleranz.

Hinduismus: Karma und Wiedergeburt

Im Hinduismus spielt das Konzept des Karmas eine zentrale Rolle, während der Sikhismus sich stärker auf die persönliche Verantwortung und das Handeln in der gegenwärtigen Lebenszeit konzentriert. Sikhisten glauben nicht an die Lehre der Wiedergeburt, wie sie im Hinduismus weit verbreitet ist.

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Buddhismus: Erleuchtung und Mitgefühl

Der Buddhismus strebt nach Erleuchtung und basiert auf den Lehren des historischen Buddha. Im Sikhismus wird ein ähnliches Streben nach spiritueller Erkenntnis verfolgt, wobei auch ein starkes Betonen des Mitgefühls für alle Lebewesen vorhanden ist.

Christentum: Jesus Christus und Erlösung

Das Christentum hat Jesus Christus als Zentrum des Glaubens und betont die Erlösung durch Gottes Gnade und Vergebung. Im Sikhismus gibt es keine göttliche Menschwerdung oder Heilige, die als Vermittler zwischen Gott und den Menschen dienen. Sikhisten glauben an die individuelle Verantwortung jedes Einzelnen, die Erlösung durch Meditation und den gelebten Glauben zu erreichen.

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Islam: Monotheismus und rituelle Praktiken

Der Islam hat eine Reihe von spezifischen Ritualen und Pflichten, die von Muslimen befolgt werden, wie zum Beispiel das Fünf-Säulen-System, das das Glaubensbekenntnis, das Gebet, das Fasten im Ramadan, die Pilgerfahrt nach Mekka und die Almosenabgabe umfasst.

Im Sikhismus betont man die Bedeutung des Naam Simran (Wiederholung des Namens Gottes), ehrlicher Arbeit und des Teilens mit anderen.

Warum dürfen sich Sikhs nicht die Haare schneiden?

Im Sikhismus wird das Tragen ungeschnittener Haare, die als “Kesh” bezeichnet werden, als wichtiger Aspekt des äußeren Erscheinungsbilds eines gläubigen Sikhs betrachtet. Das Haar wird als ein Geschenk Gottes angesehen und symbolisiert die Verbundenheit mit der göttlichen Schöpfung. Das Nichtschneiden der Haare ist ein Ausdruck des Respekts vor der natürlichen Ordnung Gottes und dient als äußeres Zeichen der Hingabe an den Sikh-Glauben.

Die Bedeutung des ungeschnittenen Haares im Sikhismus hat mehrere Aspekte:

Religiöse Identität: Das ungeschnittene Haar dient als Identifikationsmerkmal eines Sikh und unterscheidet ihn äußerlich von Angehörigen anderer Religionen. Es ist ein Symbol der Zugehörigkeit zur Sikh-Gemeinschaft und dient dazu, den Glauben stolz und offen zu zeigen.

Respekt vor der Schöpfung: Die Sikhs glauben, dass das Haar ein Geschenk Gottes ist und es daher respektiert und geschätzt werden sollte. Das Tragen ungeschnittener Haare wird als Ausdruck des Dankes für dieses Geschenk und der Anerkennung der göttlichen Schöpfung betrachtet.

Spirituelle Verbindung: Das ungeschnittene Haar wird als Kanal betrachtet, der eine Verbindung zwischen dem Individuum und dem Göttlichen ermöglicht. Es wird geglaubt, dass das Haar Energie und spirituelle Kraft aufnimmt und den Gläubigen in seiner spirituellen Praxis unterstützt.

Das Tragen ungeschnittener Haare im Sikhismus wird von Männern und Frauen gleichermaßen praktiziert. Das Haar wird üblicherweise in einem Turban oder Dastar für Männer und in einem Turban oder einem Kopftuch für Frauen gebunden, um es zu schützen und zu pflegen.

Das Tragen von Kesh ist ein wichtiger Bestandteil der äußeren Erscheinung eines gläubigen Sikhs und drückt seine Hingabe und Verbundenheit mit dem Sikh-Glauben aus.

Was passiert, wenn sich ein Sikh trotzdem die Haare schneidet?

In der Sikh-Tradition wird erwartet, dass gläubige Sikhs ihre Haare ungeschnitten lassen und das äußere Erscheinungsbild, einschließlich des Tragens eines Turbans oder Kopftuchs, wahren. Wenn ein Sikh jedoch seine Haare schneidet, kann dies zu unterschiedlichen Reaktionen führen, abhängig von der Gemeinschaft und den individuellen Überzeugungen der Sikhs, mit denen er interagiert.

Einige Sikhs können enttäuscht oder besorgt sein, dass die Person den Sikh-Glauben nicht mehr in der gleichen Weise praktiziert. Es kann zu einer sozialen Distanzierung oder einer Ablehnung innerhalb der Sikh-Gemeinschaft kommen. Andererseits gibt es auch Sikhs, die eine tolerantere und mitfühlendere Haltung einnehmen und die individuelle Entscheidung eines Sikhs, seine Haare zu schneiden, respektieren.

Wie verbreitet ist der Sikhismus in Deutschland?

Der Sikhismus ist in Deutschland eine anerkannte Religion und hat eine bedeutende Präsenz in der Sikh-Gemeinschaft. Es gibt Sikh-Gemeinden und Gurdwaras (Sikh-Tempel) in verschiedenen Städten Deutschlands, insbesondere in Ballungszentren mit einer größeren Sikh-Bevölkerung.

Obwohl es keine genauen Zahlen über die Anzahl der Sikhs in Deutschland gibt, schätzt man, dass die Sikh-Gemeinschaft in Deutschland mehrere Zehntausende Mitglieder umfasst. Die meisten Sikhs in Deutschland haben ihre Wurzeln in Indien oder in Familien mit indischer Herkunft.

Die Sikh-Gemeinschaft in Deutschland engagiert sich in religiösen Aktivitäten, darunter Gebete, Gesang und das gemeinsame Teilen von Mahlzeiten (Langar) in Gurdwaras. Sikh-Gemeinden sind auch in sozialen und karitativen Aktivitäten aktiv, wie der Unterstützung von Bedürftigen und der Förderung des interreligiösen Dialogs.

Darüber hinaus gibt es in Deutschland auch Sikh-Organisationen und -Vereine, die sich für die Interessen und Bedürfnisse der Sikh-Gemeinschaft einsetzen. Diese Organisationen fördern das Verständnis und die Bekanntmachung des Sikhismus in der deutschen Gesellschaft.

In den letzten Jahren hat der Sikhismus in Deutschland auch eine größere öffentliche Aufmerksamkeit erfahren, insbesondere aufgrund der sichtbaren äußeren Merkmale der Sikh-Gläubigen, wie dem Turban. Die Sikh-Gemeinschaft bemüht sich um einen Dialog und eine Verständigung mit der deutschen Gesellschaft, um Vorurteile abzubauen und ein respektvolles Miteinander zu fördern.

Über den Sikhismus

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