Zoroastrismus – was ist das?

Zoroastrismus, auch bekannt als Zarathustrismus oder Mazdaismus, ist eine der ältesten bekannten Religionen der Welt. Sie wurde im 6. oder 7. Jahrhundert v. Chr. vom persischen Propheten Zarathustra (auch Zoroaster genannt) im heutigen Iran begründet.

Der Zoroastrismus ist eine monotheistische Religion, die den Glauben an einen einzigen Gott namens Ahura Mazda („Wise Lord“) lehrt.

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Ahura Mazda

Ahura Mazda wird als Schöpfer und Erhalter des Universums betrachtet und verkörpert das Gute und das Licht. Der Zoroastrismus betont den freien Willen des Menschen und den Kampf zwischen Gut und Böse.

Dualismus: Gut und Böse

Eine der zentralen Lehren des Zoroastrismus ist der Glaube an einen dualistischen Kosmos, in dem Ahura Mazda und Angra Mainyu (böser Geist) gegeneinander antreten. Die Anhänger des Zoroastrismus werden aufgefordert, für das Gute zu kämpfen und sich dem Bösen zu widersetzen.

Karma im Zoroastrismus

Der Zoroastrismus hat auch einen starken Fokus auf Ethik und Moral. Es wird gelehrt, dass die Menschen durch ihre Gedanken, Worte und Taten Karma ansammeln, das ihre Zukunft und ihr Schicksal beeinflusst. Der Zoroastrismus betont Tugenden wie Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Güte und Reinheit.

Die religiösen Schriften des Zoroastrismus sind die Avesta, die aus Hymnen, Gebeten, rituellen Texten und moralischen Anweisungen besteht. Der Zoroastrismus hat im Laufe der Geschichte große Einflüsse auf andere Religionen gehabt, insbesondere auf das Judentum, das Christentum und den Islam.

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Zoroastrische Schriften

Wie viele Zoroastrier gibt es weltweit?

Heutzutage ist der Zoroastrismus eine relativ kleine Religion mit einer geschätzten Anhängerschaft von etwa 100.000 bis 200.000 Menschen weltweit. Die meisten Anhänger des Zoroastrismus leben (wie übrigens auch die Jesiden) im Iran und in Indien, wo sie als Parsen bekannt sind.

Woran glauben Zoroastrier?

Zoroastrier, die Anhänger des Zoroastrismus, glauben an eine Reihe grundlegender Prinzipien und Konzepte. Hier sind einige der zentralen Glaubensinhalte im Zoroastrismus:

1. Ahura Mazda:
Zoroastrier glauben an einen einzigen Gott namens Ahura Mazda, der als allwissend, allmächtig und vollkommen gut betrachtet wird. Ahura Mazda wird als Schöpfer des Universums verehrt und ist der oberste Herrscher über alle Dinge.

2. Dualismus:
Der Zoroastrismus lehrt einen dualistischen Kosmos, in dem es einen ewigen Kampf zwischen Gut und Böse gibt. Ahura Mazda repräsentiert das Gute und das Licht, während Angra Mainyu (auch bekannt als Ahriman) den bösen Geist verkörpert. Die Gläubigen werden aufgefordert, das Gute zu wählen und sich gegen das Böse zu stellen.

3. Ethik und Moral:
Der Zoroastrismus legt großen Wert auf ethisches Verhalten und moralische Prinzipien. Die Anhänger sollen nach Wahrhaftigkeit, Gerechtigkeit, Güte und Reinheit streben. Der Glaube betont die Verantwortung jedes Einzelnen, Karma anzusammeln, indem man gute Gedanken, Worte und Taten ausführt.

4. Freier Wille:
Im Zoroastrismus wird der freie Wille des Menschen betont. Jeder Einzelne hat die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen und sein Schicksal durch seine Entscheidungen zu gestalten.

5. Jenseitsvorstellungen:
Der Zoroastrismus glaubt an ein Leben nach dem Tod. Die Seele wird nach dem Tod einer moralischen Prüfung unterzogen, in der sie für ihre Taten während des irdischen Lebens zur Rechenschaft gezogen wird. Je nach dem, ob die Seele als gut oder böse befunden wird, wird sie entweder in die ewige Freude im himmlischen Reich (Frashokereti) aufgenommen oder sie erleidet Strafen im Reich der Dunkelheit (Duzakh).

6. Feuerkult:
Das Feuer wird im Zoroastrismus als heilig betrachtet und spielt eine wichtige symbolische Rolle. Es wird als ein Symbol für das Licht Ahura Mazdas und der Reinheit angesehen. Feueraltäre und Feuertempel sind in der zoroastrischen Praxis von großer Bedeutung.

Zoroastrismus
Feuerheiligtum des Zoroastrismus (Iran)

Welche Regeln gibt es im Zoroastrismus?

Der Zoroastrismus hat eine Reihe von Regeln und ethischen Leitlinien, die von den Gläubigen befolgt werden sollen. Hier sind einige der wichtigsten Regeln im Zoroastrismus:

1. Asha:
Asha ist ein zentraler Begriff im Zoroastrismus und steht für Ordnung, Wahrheit und Rechtschaffenheit. Die Anhänger des Zoroastrismus werden aufgefordert, in Übereinstimmung mit Asha zu leben und nach Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit zu streben.

2. Good Thoughts, Good Words, Good Deeds:
Dieser Leitspruch verkörpert die zoroastrische Ethik. Gläubige werden ermutigt, gute Gedanken zu haben, gute Worte auszusprechen und gute Taten auszuführen. Es wird betont, dass das Gute durch Gedanken, Worte und Taten manifestiert wird.

3. Reinheit:
Die Reinheit spielt eine wichtige Rolle im Zoroastrismus. Gläubige werden angehalten, körperliche, geistige und rituelle Reinheit zu wahren. Dies beinhaltet die Reinigung des Körpers, das Vermeiden von Verschmutzung und das Befolgen von Reinheitsvorschriften bei rituellen Handlungen.

4. Verbot des Feuertods:
Der Zoroastrismus betrachtet den Feuerkult als heilig und achtet darauf, dass das Feuer nicht durch Verunreinigung oder Vernachlässigung erlischt. Es ist den Gläubigen strengstens untersagt, das Feuer zu löschen oder es unnötig zu gefährden.

5. Tierliebe:
Der Zoroastrismus lehrt den Respekt vor der Natur und allen Lebewesen. Die Gläubigen werden ermutigt, Mitgefühl für Tiere zu haben und sie nicht unnötig zu verletzen oder zu töten.

6. Hochzeit und Fortpflanzung:
Der Zoroastrismus legt großen Wert auf Ehe und Familie. Es wird erwartet, dass Gläubige heiraten und Kinder zeugen, um die Gemeinschaft zu erhalten und den zoroastrischen Glauben weiterzugeben.

Die genauen Regeln und Praktiken im Zoroastrismus variieren je nach zoroastrischer Gemeinschaft und Tradition. Einige Regeln werden von strengeren Gruppen befolgt, während andere Gemeinschaften etwas flexibler sind. Die zoroastrischen Priester spielen auch eine wichtige Rolle bei der Auslegung und Durchsetzung der Regeln innerhalb der Gemeinschaft.

Gibt es Zoroastrismus auch in Deutschland?

Ja, es gibt zoroastrische Gemeinschaften und Anhänger des Zoroastrismus auch in Deutschland. Die meisten zoroastrischen Gemeinden in Deutschland bestehen aus Mitgliedern der parsischen Diaspora, die aus dem Iran und Indien stammen.

Die größte und bekannteste zoroastrische Gemeinschaft in Deutschland befindet sich in Frankfurt am Main. Sie wurde von Parsen gegründet, die während der Kolonialzeit nach Deutschland gekommen sind. Diese Gemeinde unterhält einen zoroastrischen Tempel (Atashkadeh) und versammelt sich regelmäßig zu religiösen Feiern und Zeremonien.

Es gibt auch andere zoroastrische Gemeinschaften in verschiedenen Städten Deutschlands, darunter Berlin, Köln und München. Diese Gemeinden bieten ihren Mitgliedern die Möglichkeit, ihre religiösen Praktiken auszuüben, religiöse Feste zu feiern und soziale Aktivitäten zu organisieren. Die zoroastrische Gemeinschaft in Deutschland ist aber relativ klein und hat nur eine überschaubare Anzahl von Anhängern.

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