Konfessionen

Religionskritik

Konfessionen und allgemein Religion spielen im Leben zahlloser Menschen nach wie vor eine große Rolle. Religiöse Überzeugungen und der Glaube an Gott können im Alltag Mut spenden und Hoffnung machen – ein willkommener Anker in einer Welt voller Diversität, Verschiedenartigkeit und Auslegungsspielräumen.

Glaube im Widerspruch –
Widerspruch im Glauben

Trotzdem gibt es auch problematische Aspekte des Glaubens und seiner Organisation in den großen Kirchen. In der Geschichte und in der Gegenwart.

konfessionen.org widmet sich dem Glauben und hinterfragt Gründe und Legitimation von Glaubenssätzen mit dem Ziel, eine rationale philosophische Diskussion über Religion anzuregen und ihren Platz in unserer modernen Gesellschaft zu verordnen.


Religion

Glaubte Einstein an Gott? Was bewirken Religionen in Gesell­schaften und in den Menschen? Wie werden religiöse Über­zeugungen über­liefert?

Götter

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Welche Göttinnen und Götter werden verehrt und was zeichnet diese aus? Wartet wirklich eine Hölle auf mich und guckt Jahwe mir den ganzen Tag zu?

Kirchen

Kirche

Wie wird Religion organisiert? Wie wird Macht ausgeübt und verteilt? Wofür setzen sich Kirchen ein und wie interagieren sie mit dem Staat? 

Christliche Konfessionen

Welche christliche Konfession glaubt woran?

Konfessionen im Christentum repräsentieren eine faszinierende Vielfalt an Glaubensauffassungen und Praktiken rund um den Glauben an Gott.

Von den historischen Wurzeln bis hin zu den heutigen vielfältigen Formen des Glaubens spiegeln Konfessionen die komplexe Geschichte des Christentums und seiner Entwicklung in verschiedenen Kirchen wider.


Religionskritik und Kirchenkritik

Religionskritik und Kirchenkritik

Religion begeistert nicht nur Menschen und gibt ihnen Halt. Andersgläubige, Nichtgläubige oder andere Gruppen werden aufgrund religiöser Motivationen ebenso häufig unterdrückt. Die Religionskritik wächst global und die Forderung nach negativer Religionsfreiheit wird lauter.

Zudem wehren sich Menschen, die nicht an Gott glauben. Der Atheismus lehnt sich auf – gegen die Einflussnahme von Kirchen auf das persönliche und öffentliche Leben.


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Unser Blog befasst sich mit vielen Themen rund um Religion, Kirche, Staat, Glaube, den lieben Gott und den bösen Gott.


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Christliche Konfessionen: Einleitung

Jetzt aber im Einzelnen zu den Konfessionen. Nachfolgend bilden wir die Entstehung und Entwicklung verschiedener christlicher Konfessionen ab, untersuchen ihre zentralen Glaubensunterschiede und Praktiken und betrachten ihre Rolle in der heutigen Gesellschaft.

Wortherkunft: Was heißt „Konfession“?

Der Begriff „Konfession“ stammt vom lateinischen „confessio“, was „Geständnis“ oder „Bekenntnis“ bedeutet. Ursprünglich bezog er sich auf ein Bekenntnis im geistlichen oder strafrechtlichen Sinn und wurde im Mittelalter auch für die Beichte in der römisch-katholischen Kirche verwendet.


Grundwissen Konfessionskunde
Einführung: Grundwissen Konfessionskunde
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Konfession, Denomination, Bewegung oder Sekte?

Heute wird „Konfession“ hauptsächlich zur Beschreibung verschiedener christlicher Glaubensgemeinschaften wie Katholiken, Lutheraner oder Baptisten benutzt. Der englische Begriff „Denomination“ verbreitete sich im Deutschen kaum, auch nicht, als sich im 19. Jahrhundert vermehrt englischsprachige Anhängergruppen niederließen.

Eine „Bewegung“ innerhalb einer Religion betont meist spezielle Aspekte des Glaubens oder Praktiken und kann quer durch und über verschiedene Konfessionen existieren. Diese sind überwiegend protestantisch (Pietismus, Pfingstbewegung und andere). Es gibt aber auch katholische Bewegungen, so etwa die „Charismatische Erneuerung“ oder die Gemeinschaft Sant’Egidio.

Kirchen und Konfessionen (Grundwissen Christentum Band 2)
„Wer sich im Dschungel der christlichen Kirchen und Konfessionen auskennen will, braucht dieses Buch“: Kirchen und Konfessionen (Grundwissen Christentum Band 2)

Der Begriff dient in der Bevölkerungsstatistik dazu, die Religionszugehörigkeit zu erheben und spielt auch bei der Besteuerung und der Steuererklärung (siehe Kirchensteuer) eine Rolle. Hier wird die Konfession auch mit angegeben (z. B. RK = katholisch, EV = evangelisch, VD = konfessionslos).

Kirchensteuer
Formular zur Kirchensteuer

Gibt es nichtchristliche Konfessionen?

Der Begriff findet sich auch in nichtchristlichen Kontexten, beispielsweise zur Beschreibung der verschiedenen Strömungen im Judentum und dem Islam (z. B. Sunniten vs. Schiiten). Christliche Theologen sehen dies aber nicht gerne und beziehen den Begriff lieber ausschließlich auf christliche Glaubensrichtungen.

Was heißt „überkonfessionell“?

„Überkonfessionell“ bezeichnet christlichen Glauben, der sich nicht auf eine spezifische Konfession festlegt. Überkonfessionelle Gruppen oder Individuen identifizieren sich als Christen und sehen sich als Teil der allgemeinen christlichen Gemeinschaft, ohne dabei an die spezifischen Lehren oder Praktiken einer bestimmten Konfession gebunden zu sein.

Überkonfessionelle Bewegungen sind insbesondere im evangelischen Bereich verbreitet und legen oft Wert auf das Prinzip der „sola scriptura“ (allein die Schrift). Ein Beispiel für eine überkonfessionelle Gruppe ist die „Herrnhuter Brüdergemeine“.

Einführung in die Welt der christlichen Konfessionen

Die Welt der christlichen Konfessionen ist geprägt von einer erstaunlichen Vielfalt und Tiefe. Beim Studium der Religionsgeschichte steht man einer enormen Komplexität geistesgeschichtlicher und theologischer Entwicklungsschritte gegenüber, und es ist schwer, sich nicht nur einen groben Überblick zu verschaffen, sondern diese Entwicklung im Detail zu verstehen.

Geschichte des Christentums

Das Christentum: Die Geschichte einer Religion, die die Welt verändert hat

Diese Diversität ist das Ergebnis einer langen und oft komplizierten Geschichte, in der sich das Christentum in verschiedene Glaubensrichtungen und Glaubenstraditionen aufgespalten hat. Jede Konfession bringt ihre eigene Interpretation der christlichen Lehre, ihrer Sakramente, Liturgien und kirchlichen Strukturen mit sich. Dazu weiter unten mehr.

Von den großen Hauptströmungen wie Katholizismus, Protestantismus und Orthodoxie bis hin zu zahlreichen kleineren konfessionellen Gruppen spiegeln diese Konfessionen die vielfältigen Wege wider, auf denen Gläubige ihren Glauben leben und verstehen. Sie sind nicht nur Ausdruck theologischer Unterschiede, sondern auch ein Spiegel kultureller, historischer und sozialer Kontexte, in denen sie sich entwickelt haben.

Historische Entwicklung der Konfessionen

Die historische Entwicklung der christlichen Konfessionen ist ein Spiegelbild der dynamischen Geschichte des Christentums. Ursprünglich als eine einheitliche Gemeinschaft entstanden, begannen sich im Christentum bereits in den ersten Jahrhunderten nach Christus unterschiedliche theologische Strömungen abzuzeichnen. 

Spaltungen: Schismen und Konzile

Die ersten bedeutenden Spaltungen („Schismen“) ereigneten sich im Zuge der ökumenischen Konzile, als unterschiedliche Auffassungen über die Natur Christi und die Dreieinigkeit zu dauerhaften Brüchen führten. 

Ein entscheidender Wendepunkt war die Reformation im 16. Jahrhundert, die durch Persönlichkeiten wie Martin Luther und Johannes Calvin eingeleitet wurde und zur Entstehung verschiedener protestantischer Denominationen führte. 

Diese Reformation markierte nicht nur eine theologische, sondern auch eine soziale und politische Zäsur und führte zur weiteren Diversifizierung des christlichen Glaubens. In den folgenden Jahrhunderten entstanden durch Missionierung, nationale Entwicklungen und theologische Erneuerungsbewegungen weitere Konfessionen. So formte sich eine ganze Landschaft, die von einer Vielzahl an Glaubensgemeinschaften mit unterschiedlichen Traditionen und Überzeugungen geprägt ist.

Warum gibt es Konfessionen, wenn die christliche Botschaft so eindeutig ist?

Nehmen wir an, die „göttliche“ Botschaft der Bibel und durch Jesus von Nazareth sei eindeutig (was sie nicht ist, aber darum geht es jetzt nicht): Warum gibt es dann überhaupt verschiedene Konfessionen – wo kommt dieser Interpretationsspielraum überhaupt her?

Die Vielfalt der christlichen Konfessionen ist das Ergebnis einer komplexen Mischung aus historischen, kulturellen, theologischen und persönlichen Faktoren. Historische und kulturelle Kontexte haben wesentlich dazu beigetragen, dass sich unterschiedliche theologische Interpretationen und Praktiken entwickelt haben. Oft entwickelten sich Konfessionen an neuen Interpretationen einzelner „Vordenker“. Beispielsweise konnte Martin Luther die im 16. Jahrhundert üblichen Praktiken des katholischen Ablasshandels nicht mit seiner Überzeugung einer christlichen Theologie ein Einklang bringen. Letzten Endes führte dies zur Abspaltung der Lutheraner.

Luther Ausgewählte Schriften: 6 Bände in Kassette
Ausgewählte Schriften Luthers:
6 Bände in Kassette

Was in einem kulturellen oder historischen Umfeld als gültige Interpretation der göttlichen Botschaft angesehen wird, kann in einem anderen völlig anders verstanden werden. Zudem haben theologische Unterschiede in der Auslegung der Schrift, der Bedeutung von Tradition und der Rolle kirchlicher Autorität zur Entstehung verschiedener Glaubensrichtungen geführt. 

Viele der Spaltungen und die Bildung neuer Konfessionen waren auch Antworten auf soziale, politische und kirchliche Ereignisse ihrer Zeit. Die Reformation zum Beispiel kann man auch als Reaktion auf Missstände innerhalb der römisch-katholischen Kirche interpretieren.

Hinzu kommt, dass die menschliche Natur und die Tendenz zur Meinungsvielfalt eine entscheidende Rolle spielen. Selbst innerhalb einer Konfession gibt es oft ein breites Spektrum an Meinungen und Interpretationen. Außerdem beeinflussen persönliche und spirituelle Erfahrungen, wie Menschen die göttliche Botschaft zu verstehen glauben und danach leben. Diese Erfahrungen reichen von individuellen Überzeugungen (einschließlich Erscheinungen, Offenbarungen, Erweckungserlebnisse etc.) bis hin zu kollektiven Erlebnissen, die ganze Gemeinschaften formen können.

Die Gründung der Anglikanischen Kirche war teilweise eine Folge politischer und persönlicher Konflikte zwischen König Heinrich VIII. und der römisch-katholischen Kirche. Dies führte zur Abtrennung der Church of England von Rom und zur Entwicklung einer eigenen konfessionellen Identität, die sowohl katholische als auch protestantische Elemente integrierte.

Heinrich VIII. und die englische Reformation: Der lange Weg zum Bruch mit Rom
Heinrich VIII. und die englische Reformation: Der lange Weg zum Bruch mit Rom

Die Methodisten hingegen entstanden im 18. Jahrhundert aus einer Erweckungsbewegung innerhalb der Anglikanischen Kirche, angeführt von John Wesley. Diese Bewegung legte einen starken Schwerpunkt auf persönliche Frömmigkeit und soziale Gerechtigkeit und führte schließlich zur Gründung einer eigenen Kirche.

Die Große Erweckung (Great Awakening) in den USA (18. und 19. Jahrhundert) wiederum führte zu einer Intensivierung religiöser Leidenschaften und zur Entstehung neuer Denominationen, einschließlich verschiedener baptistischer und pfingstlerischer Gemeinschaften. Diese Erweckungen betonten die persönliche Bekehrungserfahrung und führten zu einem explosionsartigen Wachstum dieser Konfessionen in Amerika.

Hans Küng legt mit dieser historischen Bilanz ein grundlegendes Werk vor, das in seiner umfassenden Darstellung des christlichen Denk­wegs durch die Jahrtausende und in seinem Gegenwartsbezug eine neue Ebene der Diskussion über das Christsein erreicht
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Ursprünge der Konfessionen und frühe Spaltungen

Die Ursprünge der verschiedenen christlichen Konfessionen lassen sich bis zu den frühen Spaltungen in der Geschichte des Christentums zurückverfolgen. Nachdem das Christentum im 1. Jahrhundert als einheitliche Bewegung begonnen hatte, führten theologische, kulturelle und politische Differenzen zu ersten Brüchen. 

Einer der frühesten und signifikantesten Konflikte war die Auseinandersetzung über die Natur Christi, die im 4. und 5. Jahrhundert zu bedeutenden Spaltungen führte. Das Konzil von Nizäa (325 n. u. Z.) und das Konzil von Chalcedon (451) waren entscheidende Wendepunkte, bei denen grundlegende Glaubensdoktrinen festgelegt und unterschiedliche Ansichten als Häresien verurteilt wurden. 

Diese frühen Spaltungen führten zur Bildung der großen historischen Konfessionen: der weströmischen (katholischen) Kirche und der verschiedenen orthodoxen Kirchen im Osten. Während des Mittelalters verstärkten sich die Unterschiede zwischen diesen Strömungen, was später zur großen Spaltung zwischen der römisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche im Jahr 1054 führte. Diese Spaltungen bildeten die Grundlage für die Entstehung der verschiedenen Konfessionen, die wir heute im Christentum kennen.

Was ist ein Schisma?

Ein Schisma bezeichnet eine formelle Spaltung innerhalb einer religiösen Gemeinschaft, besonders in Bezug auf Kirchen oder Glaubensgruppen. Es tritt auf, wenn es zu einem tiefgreifenden Meinungsunterschied über theologische Fragen, Glaubenspraktiken oder kirchliche Autorität kommt. 

Schismen haben oft weitreichende religiöse, soziale und politische Folgen und können die Entstehung neuer, unabhängiger Glaubensgemeinschaften zur Folge haben. Ein bekanntes Beispiel für ein Schisma ist das Große Schisma von 1054, bei dem es zur Trennung zwischen der römisch-katholischen Kirche und der orthodoxen Kirche kam. 

Das Große Schisma (1054)

Das Große Schisma oder auch Morgenländische Schisma von 1054 markiert den entscheidenden Bruch zwischen der westlichen Kirche, die später zur römisch-katholischen Kirche wurde, und der östlichen Kirche, aus der die orthodoxen Kirchen hervorgingen. Dieses Ereignis war das Ergebnis langwieriger theologischer, politischer und kultureller Differenzen zwischen den beiden Kirchen. 

Zentrale Streitpunkte waren unter anderem der Anspruch des römischen Papstes auf universale Autorität, der in der Ostkirche abgelehnt wurde. Außerdem gab es Unterschiede in der Liturgie sowie theologische Meinungsverschiedenheiten, wie die Kontroverse um das Filioque – eine Klausel im Glaubensbekenntnis, die die Herkunft des Heiligen Geistes beschreibt. 

Die Spannungen eskalierten im Jahr 1054, als der Legat des Papstes und der Patriarch von Konstantinopel gegenseitige Exkommunikationen aussprachen, was die Trennung formalisierte. Dieses Schisma war nicht nur ein theologischer Bruch, sondern auch ein Symbol für die wachsende kulturelle und politische Kluft zwischen dem lateinischsprachigen Westen und dem griechischsprachigen Osten. Es legte den Grundstein für die Entwicklung zweier unterschiedlicher Traditionen innerhalb des Christentums, die bis heute fortbestehen.

Vom Schisma zu den Kreuzzügen: 1054 - 1204. Im sogenannten Schisma von 1054 kulminierte die Entfremdung zwischen Ost und West, zwischen römischer und byzantinischer Christenheit.
Kirchengeschichte:
Vom Schisma zu den Kreuzzügen:
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Reformation und die Entstehung neuer Konfessionen

Die Reformation, die im 16. Jahrhundert begann, markierte einen tiefgreifenden Wendepunkt in der Geschichte des Christentums und führte zur Entstehung zahlreicher neuer Konfessionen. 

Ausgelöst durch Martin Luthers 95 Thesen im Jahr 1517, die sich gegen bestimmte Praktiken der katholischen Kirche richteten, entwickelte sich eine breite reformatorische Bewegung in Europa. Die Reformation zielte darauf ab, die Kirche zu erneuern und zu reformieren, und führte zu grundlegenden Veränderungen in Theologie, Gottesdienstpraxis und Kirchenstruktur. Sie führte zur Bildung verschiedener protestantischer Denominationen wie der Lutheraner, Reformierten, Anglikaner und später auch Baptisten und Methodisten. 

Diese neuen Konfessionen unterschieden sich von der römisch-katholischen Kirche in Schlüsselaspekten wie der Rechtfertigungslehre, der Sakramentenpraxis, der Kirchenhierarchie und der Rolle der Bibel. Die Reformation betonte die Autorität der Schrift gegenüber kirchlicher Tradition und leitete eine Ära der religiösen Vielfalt und der konfessionellen Konflikte in Europa ein.

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Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation: das Standardwerk

Hauptkonfessionen im Christentum

Im Christentum haben sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Hauptkonfessionen herausgebildet, die jeweils eigene theologische, liturgische und organisatorische Merkmale aufweisen. Jede dieser Konfessionen hat ihre eigene Geschichte, Theologie und Praxis, die sie einzigartig macht. 

Sie repräsentieren die breite Palette der christlichen Tradition und reflektieren die historische und kulturelle Entwicklung des Christentums. Trotz ihrer Unterschiede teilen alle diese Konfessionen den Glauben an Jesus Christus und das Neue Testament als heilige Schrift.

Zu den bedeutendsten zählen:

Katholizismus: das „hohe C“ der Konfessionen

Der Katholizismus, als eine der Hauptkonfessionen des Christentums, zeichnet sich durch eine reiche und vielschichtige Geschichte, eine ausgeprägte theologische Tradition und spezifische liturgische Praktiken aus. Im eigenen Selbstverständnis ist der Katholizismus die einzig wahre christliche Denomination; der Begriff findet sich bereits um das Jahr 110. 

Geschichtlicher Hintergrund des Katholizismus

Der Katholizismus hat seine Wurzeln in den frühesten Tagen des Christentums. Er entwickelte sich im Weströmischen Reich und sieht sich in direkter apostolischer Nachfolge, mit dem Bischof von Rom, dem Papst, als geistlichem Oberhaupt. Der Papst wird als Nachfolger des Apostels Petrus betrachtet, dem Jesus nach katholischer Überzeugung die Leitung der Kirche anvertraute.

Organisationsstruktur der römisch-katholischen Kirche

Die katholische Kirche ist hierarchisch organisiert, mit dem Papst an der Spitze, gefolgt von Kardinälen, Bischöfen, Priestern und Diakonen. Die Kirche ist in Diözesen aufgeteilt, die jeweils von einem Bischof geleitet werden. Diese Struktur instruiert die Verwaltung der zahlreichen Kirchengemeinden weltweit.

Katholische Theologie und Lehre

Katholische Theologie ist geprägt durch eine Balance zwischen Heiliger Schrift und Tradition. Die sieben Sakramente – Taufe, Eucharistie, Firmung, Beichte, Ehe, Weihe und Krankensalbung – sind zentral für die spirituelle Praxis. Besonders die Eucharistie, in der nach katholischem Verständnis das Brot und der Wein in Leib und Blut Christi verwandelt werden (die sogenannte „Transsubstantiation“), nimmt eine zentrale Stellung ein.

Marienverehrung und Heiligenverehrung

Ein charakteristisches Merkmal des Katholizismus ist die besondere Verehrung Marias, der Mutter Jesu, sowie die Verehrung von Heiligen. Diese Praktiken beinhalten das Gebet für ihre Fürsprache und die Betrachtung ihres Lebens als Vorbild christlicher Tugend. Im Laufe der Jahrhunderte führte dies auch zu einer Übersteigerung: So gab es im Mittelalter eine maßlose Verehrung und Verbreitung angeblicher Reliquien aller möglichen heiligen Männer und Frauen.

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Soziale Lehre

Die katholische Kirche rühmt sich gerne für ihre ausgeprägte soziale Lehre, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung einsetzt. Dies spiegelt sich in verschiedenen kirchlichen Dokumenten (zum Beispiel die Enzykliken „Rerum Novarum“, „Pacem in Terris“ und „Laudato si’“) und der Arbeit von Hilfsorganisationen wider.

Kritisch betrachtet, wird die katholische Kirche aber diesen Ansprüchen aber kaum gerecht. Durch ihre Tradition ist sie stark patriarchisch organisiert und von einer Gleichberechtigung der Geschlechter noch meilenweit entfernt: So dürfen Frauen das Priesteramt nicht wahrnehmen. Die Kirche reagiert als Institution zu langsam auf soziale Veränderungen und Herausforderungen, was sich besonders im Umgang mit sexuellem Missbrauch innerhalb der Kirche gezeigt hat. Zudem gibt es Diskussionen darüber, wie die Kirche ihre Lehren zu Themen wie Homosexualität, Empfängnisverhütung und Scheidung in Bezug auf moderne soziale Normen und Menschenrechte positioniert.

Kultureller Einfluss

Über die Jahrhunderte hinweg hat der Katholizismus einen tiefgreifenden Einfluss auf Kunst, Musik, Literatur und Bildung ausgeübt und prägt mit seinen Gottesbildern und beispielsweise der Abbildung von Jesus am Kreuz weiterhin die Kultur und das gesellschaftliche Leben in vielen Teilen der Welt.

Konfessionen Christentum
Die größte Jesusstatue Europas steht in Polen

Protestantismus: Glaube und Schrift im Fokus

Der Protestantismus, eine der Hauptströmungen des Christentums, entstand im 16. Jahrhundert als Folge der Reformation, die von Figuren wie Martin Luther, Johannes Calvin und Huldrych Zwingli initiiert wurde. Diese Bewegung führte zu tiefgreifenden Veränderungen in Theologie, Kirchenpraxis und Organisation.

Historischer Ursprung der protestantischen Konfessionen

Die Reformation begann als eine Bewegung zur Reform der römisch-katholischen Kirche, entwickelte sich aber schnell zu einer eigenständigen Konfession. 

Die 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 markieren oft den Beginn des Protestantismus. Die Reformatoren kritisierten verschiedene Aspekte der katholischen Kirche, darunter den Ablasshandel, die Rolle des Papstes und die Interpretation der Bibel.

Geschichte der Reformation in Deutschland
Luthers kirchlicher Reformimpuls steht im Kontext vielfältiger Umbrüche, die um 1500 im politischen, ökonomischen und kulturellen Leben einsetzten

Theologische Grundlagen des Protestantismus

Das zentrale Prinzip des Protestantismus ist die Rechtfertigung allein durch den Glauben („sola fide“), die Autorität der Bibel über kirchliche Tradition („sola scriptura“) und die Priesterschaft aller Gläubigen. Die Betonung liegt auf einer persönlichen Beziehung zu Gott ohne die Notwendigkeit einer kirchlichen Vermittlung.

Protestantische Denominationen

Der Protestantismus hat sich in eine Vielzahl von Denominationen aufgespalten, darunter Lutheraner, Reformierte, Baptisten, Methodisten, Anglikaner und viele andere. Jede dieser Gruppen hat eigene theologische Schwerpunkte und kirchliche Traditionen. Und: Jede dieser Konfessionen spiegelt unterschiedliche Reaktionen auf die Grundfragen der Reformation wider.

Lutheraner

Gegründet von Martin Luther, betonen die Lutheraner die Rechtfertigung allein durch den Glauben („sola fide“) und die Autorität der Bibel („sola scriptura“). Die lutherische Liturgie und Sakramentenpraxis bleibt näher an der katholischen Tradition.

Reformierte (Kalvinisten)

Geprägt durch die Lehren Johannes Calvins, legen sie einen stärkeren Schwerpunkt auf die Souveränität Gottes und die Prädestination. Sie neigen zu einer schlichteren Gottesdienstform und betonen die Bedeutung der Schrift.

Johannes Calvin: Eine Einführung in sein Leben und seine Schriften
Johannes Calvin: Eine Einführung in sein Leben und seine Schriften
Baptisten

Charakterisiert durch die Taufe von Gläubigen (im Gegensatz zur Kindertaufe), betonen sie die individuelle Bekehrung und das persönliche Glaubensbekenntnis. Baptistenkirchen sind oft kongregationalistisch organisiert, was bedeutet, dass jede Gemeinde autonome Autorität hat.

Methodisten

Ursprünglich eine Erweckungsbewegung innerhalb der Anglikanischen Kirche, legen die Methodisten einen besonderen Schwerpunkt auf die persönliche Frömmigkeit und soziale Gerechtigkeit. Methodisten sind für ihre strukturierten Gottesdienste und aktiven Laienbeteiligungen bekannt.

Anglikaner

Entstanden aus der englischen Reformation, halten Anglikaner an einer Mittelposition zwischen Katholizismus und Protestantismus fest. Sie haben eine episkopale Kirchenstruktur und eine Liturgie, die sowohl katholische als auch reformierte Elemente enthält.

Gottesdienst und Sakramente in protestantischen Konfessionen

Im Vergleich zur katholischen Kirche betont der Protestantismus in der Regel einen einfacheren Gottesdienststil. Die Sakramente werden unterschiedlich interpretiert und praktiziert, wobei Taufe und Abendmahl als die zwei Hauptakte des Gottesdienstes anerkannt werden.

Soziale und kulturelle Auswirkungen

Der Protestantismus hat einen bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung der westlichen Gesellschaft, einschließlich Bildung, Politik und Wirtschaft. Er förderte die Alphabetisierung durch die Betonung des persönlichen Bibelstudiums und beeinflusste die Entstehung moderner demokratischer Ideen. 

Max Weber argumentierte in seinem Werk „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“, dass der Protestantismus, insbesondere die kalvinistische Lehre, eine wichtige Rolle bei der Entwicklung des modernen Kapitalismus spielte. Er vertrat die These, dass die protestantische Arbeitsethik und die Betonung auf weltlichem Erfolg als Zeichen göttlicher Gunst den Weg für die kapitalistische Wirtschaftsordnung ebneten – kann man auch kritisch sehen.

Weber, Max: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus
Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus

Die Reformation führte zu tiefgreifenden Spaltungen in Europa, sowohl auf religiöser als auch auf politischer Ebene. Diese Spaltungen waren oft Ursache für langwierige Konflikte und Kriege, wie die Europäischen Religionskriege oder den Dreißigjährigen Krieg, die erhebliche soziale Unruhen und unfassbares menschliches Leid nach sich zogen.

In den meisten protestantischen Konfessionen dürfen Frauen das Priesteramt ausüben (sogeanannte Frauenordination). Einige protestantische Denominationen (viele evangelikale Gemeinden und die „selbständig evangelisch-lutherische Kirche“) haben aber traditionell auch konservative Ansichten in Bezug auf Familien- und Geschlechterrollen, was Kritik an der Unterdrückung der Frauenrolle in der Kirche und in der Gesellschaft nach sich zog.

Ähnlich wie bei der römisch-katholischen Kirche gibt es eine Reihe von Missbrauchsfällen auch in der evangelischen Kirche. Dies umfasst Berichte über sexuellen Missbrauch, körperliche Misshandlung und emotionale Ausbeutung innerhalb verschiedener protestantischer Gemeinden und Organisationen weltweit. Viele dieser Fälle betreffen Missbrauch durch kirchliche Amtsträger, was zu schwerwiegenden Fragen über die Verantwortung, Aufsicht und Transparenz innerhalb der protestantischen Kirchenstrukturen geführt hat.

Geistlicher und sexueller Machtmissbrauch in der katholischen Kirche
Erzählen als Widerstand: Berichte über spirituellen und sexuellen Missbrauch an erwachsenen Frauen in der katholischen Kirche
Verschwiegene Wunden: Sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche erkennen und verhindern - Mit einem Vorwort von Anselm Grün

Es gibt umfangreiche Literatur über Missbrauch in der Kirche.
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Von der Kirche missbraucht: Meine traumatische Kindheit im Internat der Regensburger Domspatzen und der furchtbare Skandal
Tatort Kirche: Ein Missbrauchsopfer erzählt seine Geschichte
Geschichten, die zählen: Band I: Fallstudien zu sexuellem Kindesmissbrauch in der evangelischen und katholischen Kirche und in der DDR (Sexuelle ... als...

Orthodoxie: das Erbe der Apostel

Die Orthodoxie, eine der Hauptströmungen des Christentums, zeichnet sich durch ihre tiefe Verwurzelung in der Tradition der frühen Kirche und ihre Betonung der Kontinuität der apostolischen und patristischen Lehre aus.

Ursprünge orthodoxer Konfessionen

Die orthodoxe Kirche sieht ihre Ursprünge in der Kirche der Apostel und der frühen christlichen Gemeinden. Sie entwickelte sich hauptsächlich im östlichen Teil des Römischen Reiches und blieb nach dem Großen Schisma im Jahr 1054 von der westlichen, römisch-katholischen Kirche getrennt.

Orthodoxe Theologie und Spiritualität

Die orthodoxe Theologie legt großen Wert auf das Mysterium des Glaubens und die Erfahrung der göttlichen Gegenwart. Die Lehre von der Dreieinigkeit und der Inkarnation Christi sind zentral. Einzigartig ist die orthodoxe Betonung der Theosis, des Prozesses der Vergöttlichung, bei dem die Gläubigen zur Teilhabe am göttlichen Leben berufen sind.

Liturgie und Gottesdienst

Die orthodoxe Liturgie ist bekannt für ihre Schönheit und Tiefe, mit einem starken Schwerpunkt auf Symbolik, Ikonographie und Gesang. Die „Göttliche Liturgie“, insbesondere die des Heiligen Johannes Chrysostomos, ist der zentrale Gottesdienst, der durch seine reiche liturgische Tradition und feierliche Ästhetik gekennzeichnet ist.

Orthodoxe Kirchenstruktur

Die orthodoxe Kirche ist in mehrere autokephale (selbstverwaltete) Kirchen aufgeteilt, die jeweils von einem Bischof geleitet werden. Obwohl es kein einzelnes Oberhaupt wie den Papst gibt, hat der Ökumenische Patriarch von Konstantinopel eine Ehrenstellung unter den orthodoxen Bischöfen.

Konfessionen: Der Patriarch von Konstantinopel
Der Patriarch von Konstantinopel

Soziales Engagement und moderne Herausforderungen

Die orthodoxen Kirchen sind aktiv in sozialen und ökologischen Fragen und setzen sich für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ein. Sie stehen vor der Herausforderung, ihre alte Tradition in einer sich schnell verändernden modernen Welt zu bewahren und gleichzeitig relevant zu bleiben.

Kultureller Einfluss

Die orthodoxe Kirche hat einen tiefgreifenden Einfluss auf die Kulturen und Traditionen der Länder, in denen sie vorherrscht, insbesondere in Osteuropa und im Nahen Osten. Ihre spirituellen, künstlerischen und theologischen Traditionen sind ein wesentlicher Bestandteil des kulturellen Erbes dieser Regionen.

Was ist der Unterschied zwischen evangelisch und protestantisch?

Der Unterschied zwischen „evangelisch“ und „protestantisch“ hängt oft vom geografischen und historischen Kontext ab. Allgemein gesagt:

Protestantisch: Der Begriff „protestantisch“ bezieht sich auf alle christlichen Konfessionen, die aus der Reformation im 16. Jahrhundert hervorgegangen sind und sich somit von der römisch-katholischen Kirche abgespalten haben. Dies umfasst eine Vielzahl von Denominationen, darunter Lutheraner, Reformierte, Baptisten, Methodisten, Anglikaner und viele andere.

Evangelisch: In vielen Teilen der Welt, insbesondere in Deutschland und anderen europäischen Ländern, wird der Begriff „evangelisch“ als Synonym für „lutherisch“ verwendet. Er bezieht sich auf Kirchen, die den Lehren Martin Luthers folgen. 

In anderen Kontexten, vor allem in Nordamerika, kann „evangelisch“ jedoch eine breitere Bedeutung haben und wird oft verwendet, um Christen zu beschreiben, die eine starke Betonung auf die Autorität der Bibel, persönliche Bekehrung und das aktive Verkünden des Evangeliums legen, unabhängig von ihrer konfessionellen Zugehörigkeit.

Zusammengefasst bezieht sich „protestantisch“ auf eine breite Kategorie von Glaubensrichtungen, die aus der Reformation entstanden sind, während „evangelisch“ je nach Kontext entweder eine spezifische Tradition innerhalb des Protestantismus oder eine allgemeinere Haltung und Glaubenspraxis bezeichnen kann.

Was ist der Unterschied zwischen evangelisch und evangelikal?

Der Unterschied zwischen „evangelisch“ und „evangelikal“ liegt hauptsächlich in der theologischen Ausrichtung und den Praktiken:

Der Begriff „evangelisch“ wird oft verwendet, um Kirchen zu beschreiben, die aus der protestantischen Reformation hervorgegangen sind, insbesondere in Ländern wie Deutschland. Evangelische Kirchen betonen die Autorität der Bibel, die Rechtfertigung allein durch den Glauben und die Bedeutung der Gnade. Sie umfassen eine Vielzahl von Denominationen, darunter Lutheraner, Reformierte und einige Methodisten.

Evangelikale Christen legen einen besonderen Schwerpunkt auf die Bibel als höchste Autorität in Glaubensfragen, die Notwendigkeit einer persönlichen Bekehrung und das aktive Verkünden des Evangeliums („Evangelisation“). Diese Bewegung betont zudem oft eine wörtliche Interpretation der Bibel und ist in ihrem Glauben und ihren Praktiken konservativer als einige evangelische Gruppen.

Zusammengefasst bezieht sich „evangelisch“ auf eine breite Kategorie von christlichen Kirchen mit Ursprung in der Reformation, während „evangelikal“ eine spezifischere Gruppe innerhalb des Christentums mit einer Betonung auf persönlicher Bekehrung, Evangelisation und einer konservativen Bibelauslegung bezeichnet.

Was bedeutet „konfessionsfrei“?

Der Begriff „konfessionsfrei“ bezeichnet eine Person oder eine Gruppe, die keiner spezifischen religiösen Konfession oder Denomination angehört. Im Kontext des Christentums bedeutet dies, dass jemand nicht formell Mitglied einer Kirche oder religiösen Gemeinschaft wie der katholischen, protestantischen oder orthodoxen Kirche ist. Konfessionsfreiheit kann verschiedene Hintergründe haben.

  • Nichtreligiös: Die Person könnte atheistisch, agnostisch oder generell nicht religiös sein.
  • Spiritualität ohne formelle Zugehörigkeit: Die Person könnte spirituelle Überzeugungen haben, die sich nicht in den traditionellen Strukturen einer bestimmten Konfession wiederfinden.
  • Individuelle Glaubenspraxis: Manche Menschen praktizieren ihren Glauben individuell oder in nicht-konfessionellen Gemeinschaften, die keine formelle Zugehörigkeit zu einer bestimmten Kirche verlangen.

Konfessionsfreiheit bedeutet also nicht notwendigerweise das Fehlen von religiösem Glauben oder Spiritualität, sondern eher eine Unabhängigkeit von den institutionellen Strukturen und Doktrinen traditioneller Konfessionen. 

In Deutschland stellen die Konfessionslosen mit rund 44 Prozent der Bevölkerung mittlerweile die größte „Konfessionsgruppe“. 

Statistische Verteilung der christlichen Konfessionen

Statistik: Konfessionen in Deutschland

In Deutschland ist die religiöse Landschaft vor allem durch die römisch-katholische Kirche (25 Prozent) und verschiedene protestantische Kirchen geprägt, insbesondere der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD, 23 Prozent). 

Hinzu kommt eine wachsende Anzahl von Menschen, die keiner Konfession angehören (44 Prozent), sowie Anhänger anderer Religionen, darunter der Islam (4 Prozent) und Orthodoxe (2 Prozent).

Statistik: Konfessionen in den USA

In den USA ist die religiöse Landschaft sehr vielfältig, mit einer großen Anzahl protestantischer Denominationen, einer bedeutenden römisch-katholischen Minderheit, sowie wachsenden Gruppen von Nichtreligiösen, Anhängern anderer Weltreligionen und kleineren christlichen Konfessionen. Evangelikale, Hauptstrom-Protestanten und historisch schwarze Kirchen bilden die größten protestantischen Gruppierungen.

Statistik: Konfessionen weltweit

Weltweit gibt es etwa 2,6 Milliarden Christen, was 31,7 Prozent der Weltbevölkerung entspricht. Diese verteilen sich auf verschiedene Konfessionen. Der römisch-katholische Glaube ist mit rund 1,25 Milliarden Anhängern die größte Einzelkonfession. 

Die protestantischen Kirchen, einschließlich Lutheraner, Reformierte und andere, zählen zusammen etwa 624 Millionen Gläubige. 

Die orthodoxen Kirchen, zu denen unter anderem die griechisch-orthodoxe und russisch-orthodoxe Kirche gehören, umfassen insgesamt etwa 293 Millionen Mitglieder. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe kleinerer christlicher Konfessionen und Gruppierungen. Eine genauere Aufschlüsselung von Religionen weltweit findest du hier.

Liste christlicher Konfessionen

Hier ist eine (nicht vollständige) Liste christlicher Konfessionen. 

  1. Römisch-katholische Kirche
  2. Orthodoxe Kirchen
    1. Griechisch-orthodoxe Kirche
    2. Russisch-orthodoxe Kirche
    3. Serbisch-orthodoxe Kirche
    4. Rumänisch-orthodoxe Kirche
    5. Bulgarisch-orthodoxe Kirche
    6. Georgisch-orthodoxe Kirche
    7. Äthiopisch-orthodoxe Kirche
    8. Koptisch-orthodoxe Kirche
    9. Syrisch-orthodoxe Kirche
    10. Armenisch-apostolische Kirche
  3. Protestantische Kirchen
    1. Lutherische Kirchen
    2. Reformierte Kirchen
    3. Anglikanische Kirche
    4. Methodistische Kirchen
    5. Baptisten
    6. Pfingstbewegung
    7. Adventisten
    8. Evangelisch-freikirchliche Gemeinden
    9. Mennoniten
    10. Quäker
    11. Kongregationalistische Kirchen
  4. Altkatholische Kirche
  5. Ostkirchen
    1. Syrisch-katholische Kirche
    2. Maronitische Kirche
    3. Chaldäisch-katholische Kirche
    4. Malankarisch-orthodoxe Kirche
  6. Unabhängige Kirchen
    1. Altorientalische Kirchen
    2. Apostolische Kirchen
    3. Nationale Kirchen
  7. Freikirchen
    1. Vineyard-Bewegung
    2. Evangelische Freikirchen
  8. Sonstige christliche Gemeinschaften
    1. Zeugen Jehovas
    2. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)
    3. Christliche Wissenschaft
    4. Unitarische Kirchen
    5. Neuapostolische Kirche

Diese Liste ist nicht abschließend, da es weltweit eine große Vielfalt an christlichen Denominationen und Bewegungen gibt. Eine umfassende Liste findest du bei Wikipedia

Konfessionelle Glaubensunterschiede und Praktiken

Die verschiedenen christlichen Konfessionen weisen eine Reihe von Glaubensunterschieden und unterschiedlichen Praktiken auf, die sich aus ihrer jeweiligen theologischen Interpretation und kulturellen Entwicklung ergeben.

Theologische Differenzen in den Konfessionen

Rechtfertigung

Ein zentraler Unterschied betrifft die Lehre der Rechtfertigung, also wie ein Mensch vor Gott gerechtfertigt wird. Während die katholische Kirche eine Kombination aus Glaube und Werken lehrt, betonen protestantische Kirchen die Rechtfertigung allein durch den Glauben.

Sakramente

Katholiken und Orthodoxe erkennen sieben Sakramente an, während die meisten protestantischen Kirchen nur Taufe und Abendmahl als Sakramente ansehen.

Die sieben Sakramente sind: 

  • Taufe, 
  • Eucharistie (Kommunion), 
  • Firmung, 
  • Beichte (Bußsakrament), 
  • Ehe, 
  • Priesterweihe und 
  • Krankensalbung.

Katholik*innen sehen Sakramente als sichtbare Zeichen der Gnade Gottes, die durch die Kirche vermittelt werden. Besonders betont wird die Eucharistie als Opfer Christi, wobei Brot und Wein in Leib und Blut Christi verwandelt werden (Transsubstantiation).

Das Abendmahl: Vom vorchristlichen Kultus zur Transsubstantiation
Das Abendmahl: Vom vorchristlichen Kultus zur Transsubstantiation

In den orthodoxen Kirchen gibt es gleichfalls sieben Sakramente, ähnlich der katholischen Kirche. Hier wird großer Wert auf die mystische Teilnahme an der göttlichen Natur durch die Sakramente gelegt. Bei der Eucharistie betonen sie die Verwandlung, jedoch ohne den Begriff der Transsubstantiation explizit zu verwenden.

In den protestantischen Kirchen gibt es unterschiedliche Auffassungen je nach Denomination, aber die meisten erkennen nur Taufe und Abendmahl als Sakramente an.

Lutherische Kirchen sehen Sakramente als Mittel der Gnade, wobei sie eine „Realpräsenz“ Christi im Abendmahl lehren. Reformierte Kirchen (z. B. Kalvinisten) betrachten Sakramente eher als symbolische Handlungen, die den Glauben stärken. Baptisten und viele evangelikale Kirchen sehen Sakramente nicht als Gnadenmittel, sondern als Gehorsamsakte gegenüber Christi Anordnungen.

Ähnlich wie die Katholiken und Orthodoxen erkennt die anglikanische Kirche die sieben Sakramente, legen aber einen besonderen Schwerpunkt auf Taufe und Abendmahl.

Eucharistische Theologie variiert innerhalb der Anglikanischen Gemeinschaft zwischen einer eher katholischen und einer eher symbolischen Interpretation.

Kirchenstruktur

Die katholische und orthodoxe Kirche haben eine hierarchische Struktur mit Bischöfen und Priestern, während viele protestantische Kirchen eine stärker kongregationalistische oder presbyterianische Struktur haben.

Die Struktur der Kirche variiert stark zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen, was sowohl ihre theologische Auffassung als auch ihre organisatorische Ausrichtung widerspiegelt. Diese unterschiedlichen Kirchenstrukturen reflektieren die verschiedenen theologischen Verständnisse von Autorität, Gemeinschaft und Tradition innerhalb des Christentums. Sie beeinflussen, wie die Kirchen geführt werden, wie Entscheidungen getroffen werden und wie die Gemeinden organisiert sind. Im Nachfolgenden geben wir dazu Stichpunkte; die Organisation der Kirchen und Kirchenämter ist im Detail äußerst komplex. Ihre Verflechtung mit Akteuren der Politik und Wirtschaft muss dabei auch kritisch betrachtet werden.

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Struktur der katholischen Kirche
  • Starke zentralisierte Hierarchie mit dem Papst an der Spitze als dem Bischof von Rom und dem geistlichen Oberhaupt der weltweiten Kirche.
  • Strukturiert in Diözesen, die jeweils von einem Bischof geleitet werden.
  • Priester dienen in den einzelnen Pfarreien und unterstehen ihrem Bischof.
Struktur orthodoxer Kirchen
  • Die orthodoxe Kirchenstruktur ist episkopal, aber im Gegensatz zur katholischen Kirche gibt es keine zentrale Autorität wie den Papst.
  • Besteht aus mehreren autokephalen (selbstverwalteten) Kirchen, die jeweils von ihrem eigenen Oberhaupt, oft einem Patriarchen, geleitet werden.
  • Betonung auf dem Konzilsprinzip, wobei wichtige Entscheidungen auf ökumenischen Konzilien getroffen werden.
Struktur protestantischer Kirchen
  • Vielfältige Strukturen: von stark hierarchisch (z. B. lutherische, methodistische Kirchen) bis zu kongregationalistisch (z. B. Baptisten), wo jede Gemeinde unabhängig ist.
  • In presbyterianischen Kirchen (z. B. Reformierte Kirchen) werden Älteste gewählt, die zusammen mit den Pastoren die Gemeinde leiten.
  • Tendenz zu einer geringeren Betonung der sakramentalen Autorität der Geistlichkeit im Vergleich zur katholischen und orthodoxen Tradition.
Aufbau der Anglikanischen Kirche
  • Ähnlich der katholischen Kirche mit einer episkopalen Struktur, aber ohne päpstliche Autorität.
  • Jede Provinz der Anglikanischen Gemeinschaft wird von einem Erzbischof geleitet, wobei der Erzbischof von Canterbury eine Ehrenstellung einnimmt.

Bibelauslegung

Protestanten betonen in der Regel die alleinige Autorität der Bibel (sola scriptura), während Katholiken und Orthodoxe auch die Tradition und kirchliche Lehrämter als wichtig erachten.

Die Bibelauslegung unterscheidet sich wesentlich zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen, reflektiert durch ihre jeweiligen theologischen Traditionen und Praktiken:

Katholische Kirche
  • Betont eine Balance zwischen der Bibel und der kirchlichen Tradition.
  • Die Bibelauslegung liegt in der Autorität der Kirche, insbesondere des Lehramtes, das aus dem Papst und den Bischöfen besteht.
  • Legt Wert auf die historische und kontextuelle Interpretation der Schrift.
Orthodoxe Kirchen
  • Ähnlich wie die katholische Kirche eine Betonung auf Tradition und die Lehren der Kirchenväter.
  • Sieht die Bibel als Teil der heiligen Tradition, die in der Gemeinschaft der Kirche und ihrer Liturgie lebendig ist.
  • Interpretation erfolgt oft im Kontext der liturgischen Praxis und der patristischen Schriften.
Bibelauslegung in protestantischen Kirchen
  • „Sola Scriptura“ (nur die Schrift) ist ein zentrales Prinzip, das die Bibel als einzige Quelle der christlichen Lehre betont.
  • Individuelle Bibelauslegung wird gefördert, allerdings innerhalb bestimmter konfessioneller Leitlinien.
  • Die Interpretation der Bibel variiert zwischen den Denominationen, von wörtlich bis hin zu historisch-kritisch.
Anglikanische Kirche
  • Verfolgt einen „mittleren Weg“ in der Bibelauslegung, der sowohl die Bedeutung der Schrift als auch der Tradition anerkennt.
  • Betont Vernunft und Erfahrung als wichtige Elemente neben der Bibel.
  • Offen für eine Vielzahl von Auslegungen, die sowohl konservative als auch liberale theologische Sichtweisen umfassen können.

Mariologie in den Konfessionen

Auch die Marienverehrung unterscheidet sich erheblich zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen: Die katholische Kirche hat eine ausgeprägte Verehrung der Jungfrau Maria, die in den meisten protestantischen Kirchen so nicht zu finden ist.

Marienverehrung zwischen Glaube und Aberglaube
Marienverehrung zwischen Glaube und Aberglaube
Katholische Kirche
  • Die Marienverehrung ist ein zentraler Bestandteil des katholischen Glaubens.
  • Maria wird als Mutter Gottes (Theotokos) und als Fürsprecherin der Gläubigen verehrt.
  • Glaubenslehren wie die unbefleckte Empfängnis Marias und ihre Aufnahme in den Himmel (Mariä Himmelfahrt) sind wichtig.
  • Die Verehrung umfasst Gebete, Rosenkranzgebet, Marienfeste und Wallfahrten zu Marienheiligtümern.
Orthodoxe Kirchen
  • Ähnlich wie in der katholischen Kirche, hat Maria auch in der Orthodoxie eine hohe Stellung.
  • Sie wird als „Gottesgebärerin“ verehrt und spielt eine zentrale Rolle in der orthodoxen Frömmigkeit.
  • Es gibt zahlreiche Marienfeste und Ikonen, die Maria darstellen und besonders verehrt werden.
Protestantische Kirchen
  • In den meisten protestantischen Konfessionen ist die Marienverehrung nicht üblich.
  • Maria wird als Mutter Jesu respektiert, jedoch ohne die zusätzlichen Lehren und Praktiken, die in der katholischen und orthodoxen Tradition üblich sind.
  • Die Betonung liegt eher auf der direkten Beziehung zu Gott durch Christus, ohne die Fürsprache von Heiligen.
Anglikanische Kirche
  • Die Marienverehrung variiert innerhalb der Anglikanischen Kirche, mit einigen Strömungen, die ähnliche Praktiken wie die katholische Kirche haben, und anderen, die eine zurückhaltendere Haltung einnehmen.
  • Insgesamt wird Maria respektiert, jedoch ohne die gleiche Betonung auf Mariendogmen wie in der katholischen Kirche.

Was haben alle Konfessionen gemeinsam?

Von den Unterschieden der Konfessionen nun zu den Gemeinsamkeiten: Alle christlichen Konfessionen, unabhängig von ihren spezifischen Unterschieden in Theologie, Liturgie und Praxis, teilen einige grundlegende Gemeinsamkeiten. Zu den wichtigsten gehört der Glaube an den abrahamitischen Gott, Jahwe.

Erfahre hier mehr über Jahwe

Natürlich steht im Zentrum aller christlichen Konfessionen – wenig überraschend – auch der Glaube an Jesus Christus als Sohn Gottes und Erlöser der Menschheit. Diese Überzeugung ist das Fundament des christlichen Glaubens, das Judentum etwa lehnt den messianischen Glauben an Jesus ab.

Dann die Bibel: Alle christlichen Konfessionen erkennen die Bibel als heilige Schrift an, auch wenn sie sich in der Art und Weise ihrer Interpretation und in der Betonung bestimmter Teile unterscheiden können.

DIE BIBEL: GESCHENKAUSGABE 2020 I ALTES UND NEUES TESTAMENT NACH MARTIN LUTHER 1912 I VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE GESAMTAUSGABE I DIE HEILIGE SCHRIFT
Hier das Original:
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Viele Konfessionen teilen gemeinsame Glaubensbekenntnisse, wie das Apostolische oder das Nicäno-Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis, die als Ausdruck des gemeinsamen christlichen Glaubens dienen.

Obwohl die Anzahl und das Verständnis der Sakramente variieren können, erkennen die meisten Konfessionen zumindest Taufe und Abendmahl (Eucharistie) als wichtige Sakramente an.

Ein zentrales ethisches Prinzip des Christentums, das in allen Konfessionen zu finden ist, ist die Betonung der Liebe zu Gott und zum Nächsten, was sich in verschiedenen Formen der sozialen Arbeit und der Nächstenliebe manifestiert.

Seine Feinde lieben – geht das überhaupt?

Gottesdienst und Gebet: Alle Konfessionen praktizieren zudem Formen des Gottesdienstes und des Gebets, auch wenn die spezifischen Liturgien und Praktiken variieren.

Liturgische und kulturelle Unterschiede der Konfessionen

Die Liturgie und der Gottesdienst variieren deutlich zwischen den verschiedenen christlichen Konfessionen, was sowohl ihre theologische Ausrichtung als auch ihre kulturellen Traditionen reflektiert.

In der katholischen Kirche zeichnet sich die Liturgie durch eine tiefe Verwurzelung in der Tradition, eine formale Struktur und den Einsatz von Ritualen und Sakramenten aus. Die Messe, insbesondere die Eucharistie, steht im Zentrum des Gottesdienstes, wobei ein hohes Maß an Zeremonie und Symbolik vorherrscht. Diese Form der Liturgie ist geprägt von einer langen Geschichte und tiefen theologischen Bedeutung, in der jede Handlung und jedes Wort symbolisch aufgeladen ist.

Crashkurs Liturgie: Eine kurze Einführung in den katholischen Gottesdienst
Crashkurs Liturgie: Eine kurze Einführung in den katholischen Gottesdienst

Im Gegensatz dazu tendieren protestantische Gottesdienste, insbesondere in den reformierten und evangelikalen Traditionen, zu einer einfacheren und oft weniger zentralisierten Struktur. Der Schwerpunkt liegt mehr auf der Predigt und der Auslegung der Schrift, mit dem Ziel, die Gemeinde direkt mit dem „Wort Gottes“ zu konfrontieren. Gesang und Gebet spielen eine wichtige Rolle, jedoch ohne den gleichen Grad an Ritual und Zeremonie wie in der katholischen Kirche.

Die orthodoxen Kirchen wiederum haben eine besonders reiche und sinnbildliche Liturgie. Die orthodoxen Gottesdienste sind bekannt für ihre Schönheit und ihre mystische Tiefe, mit einer starken Betonung auf der Kontinuität zur frühen Kirche. Die Liturgie ist oft in der Landessprache, aber auch in alten liturgischen Sprachen, und beinhaltet eine komplexe Abfolge von Gesängen, Gebeten und rituellen Handlungen.

Die anglikanische Kirche hält an einer Form der Liturgie fest, die sowohl katholische als auch protestantische Elemente integriert. In der Anglikanischen Kirche gibt es eine Vielfalt in der Liturgiegestaltung, die von fast katholisch anmutenden Gottesdienstformen bis hin zu sehr schlichten, reformierten Formen reicht.

Kunst und Musik 

Kunst und Musik spielen in den verschiedenen christlichen Konfessionen eine unterschiedliche Rolle. Das zeigt sich auch in der Art und Weise, wie jede Tradition ihre Glaubensinhalte visuell (Gottesbilder) und akustisch zum Ausdruck bringt.

In der katholischen Kirche ist die Verwendung von Kunst und Musik ein integraler Bestandteil des Gottesdienstes und der spirituellen Praxis. Katholische Kirchen sind oft reich verziert mit Gemälden, Skulpturen und Glasmalereien, die biblische Geschichten und Heilige darstellen. Die Musik, insbesondere der gregorianische Choral und andere liturgische Musikformen, ist ein wesentlicher Bestandteil der Messe und anderer Sakramente und dient dazu, die Liturgie zu bereichern und die spirituelle Erfahrung zu vertiefen.

Gottesbilder des Alten Testaments: Von Israels Anfängen bis zum Ende der exilischen Epoche
Gottes-Bilder: Zur Metaphorik biblischer Gottesrede (Beiträge zur Wissenschaft vom Alten und Neuen Testament (BWANT), 232, Band 232)
Handbuch der Ikonographie: Sakrale und profane Themen der bildenden Kunst

Im Gegensatz dazu neigt der Protestantismus, vor allem in seinen reformierten und evangelikalen Strömungen, zu einer schlichteren Herangehensweise an Kunst und Musik. Nach der Reformation wurden viele Kirchen von Bildern und Statuen „gereinigt“, um den Fokus auf das Wort Gottes zu legen. Musik hat jedoch weiterhin einen wichtigen Platz, wobei der Gemeindegesang, oft begleitet von Orgel oder anderen Instrumenten, eine zentrale Rolle spielt. In einigen evangelikalen Gemeinden hat sich eine zeitgenössische Lobpreismusik entwickelt, die moderne Musikstile und Instrumente verwendet.

Die orthodoxen Kirchen legen großen Wert auf Ikonen, die als heilige Kunstwerke betrachtet werden und eine wichtige Rolle in der spirituellen Praxis spielen. Diese Ikonen, oft in einem strengen traditionellen Stil gemalt, stellen Christus, die Muttergottes und andere Heilige dar und dienen als Fenster in die göttliche Realität. Musikalisch ist die orthodoxe Tradition bekannt für ihren Chorgesang, der auf alte byzantinische und slawische Chorweisen zurückgeht.

Griechisch-orthodoxer Chor

In der anglikanischen Tradition gibt es eine Vielfalt in der künstlerischen Ausgestaltung, die von reich verzierten Kirchen bis hin zu eher schlichten Räumen reicht. Die musikalische Tradition umfasst sowohl die reiche Geschichte der Chormusik als auch modernere Formen des Gemeindegesangs.

Kunst und Musik in den verschiedenen christlichen Konfessionen reflektieren die jeweiligen theologischen Schwerpunkte und kulturellen Hintergründe: Wie die Glaubensüberzeugungen variieren auch die Gottesbilder.

Feste und Feiertage

Obwohl alle Konfessionen wichtige christliche Feste wie Ostern und Weihnachten feiern, gibt es Unterschiede in der Art und Weise, wie diese gefeiert werden, sowie in zusätzlichen Feiertagen und Heiligenfesten.

Beispielsweise folgen die orthodoxen Kirchen oft dem julianischen Kalender, was zu unterschiedlichen Feierdaten im Vergleich zum gregorianischen Kalender führen kann, der von den meisten westlichen Kirchen verwendet wird.

Feiertage im Überblick
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Katholische und orthodoxe Kirchen haben eine Reihe von Feiertagen, die in den protestantischen Kirchen nicht oder weniger prominent gefeiert werden. Dazu gehören beispielsweise Mariä Himmelfahrt, Fronleichnam und Allerheiligen in der katholischen Kirche oder das Fest der Theophanie in der orthodoxen Kirche.

Andersrum begehen protestantische Kirchen Feiertage, die mit der Reformation zusammenhängen, wie den Reformationstag, der an Martin Luthers Thesenanschlag erinnert. Dieser wird von den Katholiken nicht zelebriert. 

Interkonfessioneller Dialog: ökumenische Bewegungen

Der interkonfessionelle Dialog und die ökumenischen Bewegungen haben das Ziel, die Einheit unter den verschiedenen christlichen Konfessionen zu fördern. Diese Bestrebungen erkennen die Vielfalt der christlichen Traditionen an, während sie gleichzeitig nach Gemeinsamkeiten suchen, um Brücken zwischen den unterschiedlichen Glaubensrichtungen zu bauen. Im Mittelpunkt steht der Gedanke, dass trotz theologischer und liturgischer Unterschiede alle Christen verbunden sind.

Einheit der Kirche?: Zum Kirchenverständnis der großen Konfessionen
Einheit der Kirche? Zum Kirchenverständnis der großen Konfessionen

Die ökumenische Bewegung hat ihre Wurzeln in Initiativen des 20. Jahrhunderts, insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg, als das Bedürfnis nach Versöhnung und Einheit in der zerrissenen Weltkirche dringlicher wurde. Institutionen wie der Ökumenische Rat der Kirchen, gegründet im Jahr 1948, spielten eine zentrale Rolle in der Förderung dieses Dialogs.

Diese Organisationen haben interkonfessionelle Treffen organisiert, bei denen Vertreter verschiedener Kirchen zusammenkommen, um über Glauben, Praxis und soziale Fragen zu diskutieren und gemeinsame Lösungen zu suchen.

Konfessionskunde: Handbuch der Ökumene und Konfessionskunde
Konfessionskunde: Handbuch der Ökumene und Konfessionskunde

Ein wichtiger Aspekt des interkonfessionellen Dialogs ist der Fokus auf gemeinsame christliche Werte wie Liebe, Gerechtigkeit und Frieden. Viele ökumenische Initiativen engagieren sich in sozialen und humanitären Projekten, wodurch sie praktische Formen christlicher Nächstenliebe und Solidarität demonstrieren. Darüber hinaus wird in theologischen Diskussionen versucht, Differenzen zu überbrücken und ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln.

Jedoch ist der ökumenische Weg nicht frei von Herausforderungen. Tief verwurzelte theologische Unterschiede, historische Konflikte und unterschiedliche kirchliche Strukturen erschweren oft den Prozess. 

So ist es auch heute im katholisch dominierten Bayern unter Umständen nicht möglich, eine kirchliche Trauung von zwei Menschen unterschiedlicher Konfession durchzuführen!

Trotzdem bleibt der interkonfessionelle Dialog ein Hoffnungsschimmer für viele Gläubige, die nach einem vereinten Zeugnis des christlichen Glaubens in einer vielfältigen Welt streben.

Literatur über Konfessionen und Kirchengeschichte

Hier ist eine Literaturliste zum Thema Konfessionen und Kirchengeschichte. Die Auswahl bietet eine fundierte Übersicht und Analyse zur Entwicklung der christlichen Konfessionen und zur Kirchengeschichte.

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Humanistischer Pressedienst

  • Auf TikTok und Instagram propagieren Influencerinnen, mit der Hausfrauenrolle dem westlichen Selbstverwirklichungsdruck entkommen zu sein. Sie nennen sich "Tradwives" oder "stay at home girlfriends". Ihr Alltag besteht aus Kochen, Kindererziehung und Gehorsamkeit gegenüber dem Partner. Er rechtfertigt […]
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197 Früher war mehr Sex! Man Glaubt Es Nicht!

Ist es nicht ein Jammer? Früher gab es einfach mehr Sex. Das finden zumindest das christliche Magazin Corrigenda und seine Autorin Beile Ratut. Die haben nämlich lang und hart nachgedacht und teilen uns jetzt erregt mit, dass die Gleichstellung von Frauen dazu führt, dass durchschnittliche Männer keinen Sex mehr haben. Nein, nur noch Alphamännchen mit Maserati haben Sex. Oliver und Till sind überrascht, denn diese Zusammenhänge waren ihnen bislang noch nicht direkt aufgefallen. Ob das alles vielleicht nur für Christenmännchen gilt? Ganz im Ernst: Corrigenda und Beile Ratut schaffen es in einem einzelnen Artikel, sowohl massiv frauen- als auch männerfeindlichen Sexismus zu versammeln. Eine reife Leistung, die einen ehrlichen Einblick in das düstere Menschenbild des Christentums ermöglicht. Link zum Artikel: https://www.corrigenda.online/trend/beile-ratut-sex-und-ehe-sind-wie-feuer-und-herd Kommentare bitte unter https://manglaubtesnicht.wordpress.com/?p=4756
  1. 197 Früher war mehr Sex!
  2. 196 Acht Gründe, warum ich in der Kirche bleibe
  3. 195 Kein Segen für Homosexuelle – Papst trotzdem Ketzer
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Ketzerische Literatur

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Die sogenannten Religionsstreitigkeiten, welche die Welt so oft erschüttert und mit Blut bespritzt haben, sind nie etwas anderes als Zänkereien um den Kirchenglauben gewesen.“

Immanuel Kant