Jahwe Gott Israels

Jahwe – Steck­brief des abrahamitisch­­en Gottes

Jahwe ist die zentrale Figur der abrahamitischen Religionen. Der Name Jahwe (auch Yahwe, Jahweh oder Jehova) ist der vokalisierte Eigenname des Gottes Israels im Tanach und tief in der historischen, kulturellen und religiösen Landschaft verwurzelt – mittlerweile weltweit. Doch wer ist Jahwe? Das untersuchen wir aus der Perspektive der Gläubigen, aber auch aus einer kritischen, philosophischen Sichtweise.

Der Name Gottes: Jahwe zeigt sich Moses in der Berufungsgeschichte

In der Bibel wird Jahwe meist mit HERR oder Gott referenziert. In der sogenannten Berufungsgeschichte (Buch Exodus, 3,1-22) stellt sich Gott aber dem Moses vor. Ihr kennt die Geschichte vom brennenden Dornbusch wahrscheinlich.

Jahwe Offenbarung Mose
Jahwe offenbart sich: eine beängstigende Erfahrung für Moses

Namensoffenbarung des Jahwe

Im Buch Exodus (3,1-22) zeigt Gott sich Moses und beruft ihn, die Israeliten aus Ägypten ins (hier erstmalig) verheißene Land zu führen. Gott stellt sich also unmissverständlich vor – allerdings auch das erst auf Nachfrage.

„Ich bin der ‘Ich bin da’“

Mose zweifelt nämlich an dem Auftrag, vor dem ägyptischen Pharao vorzusprechen. Auch wendet er gegen Gott ein (frech, was?), dass die Israeliten Fragen haben werden.

Da sagte Mose zu Gott: Gut, ich werde also zu den Israeliten kommen und ihnen sagen: Der Gott eurer Väter hat mich zu euch gesandt. Da werden sie mich fragen: Wie heißt er? Was soll ich ihnen darauf sagen?

Da antwortete Gott dem Mose: Ich bin der «Ich-bin-da». Und er fuhr fort: So sollst du zu den Israeliten sagen: Der «Ich-bin-da» hat mich zu euch gesandt.

Weiter sprach Gott zu Mose: So sag zu den Israeliten: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name für immer und so wird man mich nennen in allen Generationen.

Exodus 3,13-15

Historische und kulturelle Ursprünge von Jahwe

Der Name „Jahwe“ (oft als YHWH oder JHWH transkribiert, hebräisch  יהוה) stammt aus der hebräischen Sprache und wird traditionell als „Ich bin, der ich bin“ übersetzt. Das Judentum vermeidet die Aussprache des Eigennamens und verwendet Bezeichnungen wie Elohim (Götter), El (Gott), Adonai (mein Herr) oder HaSchem (der Name).

Jahwe, der biblische Gott: Ein Porträt
Dieses Buch zeichnet ein Porträt des biblischen Gottes, der in einer beispiellosen „Karriere“ von der Gottheit eines politisch unbedeutenden Volkes am östlichen Rand des Mittelmeers zum monotheistischen Gott der westlichen Kultur aufgestiegen ist.

Historisch lässt sich die Verehrung von Jahwe bis ins 2. Jahrtausend v. u. Z.  zurückverfolgen, in die Zeit der frühen israelitischen Stämme. Eine These (nach Wellhausen, 1878) legt nahe, dass die Midianiter und Keniter einen Berggott namens JHWH kultisch verehrten. In Exodus 2,15 begegnet Mose entsprechend einem „Priester von Midian“ namens Jitro. Diesem Kult schlossen sich der These nach frühe Israelitenstämme an.

Archäologische Funde, wie die Mescha-Stele (ca. 840 v. u. Z. ), liefern Hinweise auf die frühe Anbetung Jahwes in der Region Kanaan. Die Entwicklung des Jahwe-Kultes fiel zusammen mit der Entstehung und Festigung des frühen Judentums, insbesondere während und nach der babylonischen Gefangenschaft.

Der gefälschte Glaube: Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe
Eine kritische Betrachtung kirchlicher Lehren und ihrer historischen Hintergründe

War Jahwe einst nur ein Gott von vielen?

Interessanterweise gibt es Hinweise darauf, dass Jahwe ursprünglich als ein Gott unter vielen in der polytheistischen kanaanäischen Religion angesehen wurde.

Die Vorstellung, dass Jahwe ursprünglich ein Gott unter vielen in der polytheistischen kanaanäischen Religion war, stützt sich auf archäologische Funde und biblische sowie außerbiblische Texte. Diese Quellen lassen Vermutungen zu, welche Rolle Jahwe in diesem früheren Kontext gespielt haben könnte:

Jahwe als Stammesgott oder Kriegsgott

Einige Theorien deuten darauf hin, dass Jahwe ursprünglich der spezifische Gott eines Stammes oder einer Gruppe innerhalb der kanaanäischen Region gewesen sein könnte. Diese Rolle als Stammesgott wäre vergleichbar mit anderen lokalen Gottheiten, die von verschiedenen Gruppen in der Levante verehrt wurden.

Jahwe als lokaler Kriegsgott israelischer Stämme
Jahwe als lokaler Kriegsgott israelischer Stämme

Biblische Quellen, die auf Jahwe als lokalen Gott hindeuten

Eine weitere Theorie besagt, dass Jahwe als lokaler Kriegsgott verehrt wurde. Diese Annahme basiert auf verschiedenen biblischen Texten, die Jahwe in einem kriegerischen Kontext darstellen, wie zum Beispiel im „Lied des Mose“, in welchem Jahwe als „Krieger“ beschrieben wird.

Der Herr ist ein Krieger, / Jahwe ist sein Name.

Exodus 15-3

Eine weitere Bibel-Passage deutet auf eine polytheistische Weltanschauung hin, in der Jahwe als einer unter anderen Göttern gesehen wird, der eine spezielle Beziehung zu einem bestimmten Volk hat.

„Als der Höchste den Nationen ihr Erbe gab, als er die Menschheit aufteilte, legte er die Grenzen der Völker nach der Anzahl der Götter fest. Doch Jahwes Anteil ist sein Volk, Jakob sein zugemessenes Erbe.“

Deuteronomium 32:8-9

„Die Kinder lesen Holz, die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten den Teig, dass sie der Himmelskönigin Kuchen backen, und fremden Göttern spenden sie Trankopfer mir zum Verdruss.“ (…) „Und wenn wir Frauen der Himmelskönigin opfern und Trankopfer darbringen, das tun wir ja nicht ohne den Willen unserer Männer, wenn wir ihr Opferkuchen backen, die sie abbilden, und ihr Trankopfer darbringen.“

Jeremia 7,18 und Jeremia 44,19

Diese Abschnitte beschreiben die Verehrung anderer Götter (wie die „Königin des Himmels“) durch das Volk Israel, was auf eine Umgebung mit polytheistischen Praktiken hindeutet.

Jahwe als Wettergott

Die Vorstellung von Jahwe als einem Wettergott oder Sturmgott in der frühen Geschichte Israels ist ein Thema, das in der Forschung diskutiert wird. Einige Gelehrte argumentieren, dass gewisse Aspekte der biblischen Darstellung Jahwes Ähnlichkeiten mit den Merkmalen altorientalischer Wetter- und Sturmgötter aufweisen. Diese Theorie basiert auf verschiedenen Indizien. 

Biblische Beschreibungen

In mehreren Passagen der Hebräischen Bibel wird Jahwe mit phänomenalen Naturereignissen wie Stürmen, Gewittern, Wolken, und Feuer in Verbindung gebracht. Natürlich auch mit der Sintflut.

Zum Beispiel:

  • Exodus 19:16-19: Bei der Offenbarung am Sinai wird Jahwe von Donner, Blitz und einer dichten Wolke begleitet.
  • 1. Könige 19:11-12: Hier wird Jahwe in einem starken Wind, Erdbeben und Feuer dargestellt, obwohl er letztlich im „leisen Säuseln“ zu finden ist.
Jahwe als Wettergott
Jahwe als Wettergott

Kultureller und religiöser Kontext des Alten Orients

In vielen altorientalischen Religionen waren Wetter- und Sturmgötter prominent, wie z.B. Baal im kanaanäischen Pantheon, der als Gott des Sturms und der Fruchtbarkeit verehrt wurde. Einige Forscher vermuten, dass Jahwe in der frühen israelitischen Tradition ähnliche Attribute wie Baal hatte oder dass bestimmte Aspekte Baals später in die Vorstellung von Jahwe integriert wurden.

Die Verbreitung des Wettergottes vor der altbabylonischen Zeit: Untersuchungen zur Überlieferung des mesopotamischen Wettergottes
Untersuchungen zur Überlieferung des mesopotamischen Wettergottes

Symbolik und Attributik

Bestimmte Symbole, die mit Jahwe in Verbindung gebracht werden, wie die Reiter auf den Wolken oder der Bogen im Himmel (Regenbogen als Zeichen des Bundes in der Noah-Geschichte), könnten als Anzeichen für seine ursprüngliche Rolle als Wettergott interpretiert werden.

Theologische Entwicklung

Im Laufe der Zeit und mit der Entwicklung des Monotheismus in Israel könnten frühere polytheistische Vorstellungen von Jahwe als Wettergott in ein umfassenderes Bild eines einzigen, allmächtigen Gottes überführt worden sein.

Diese Theorie wird nicht von allen Gelehrten akzeptiert und ist Gegenstand laufender Debatten. Die Interpretation der Bibeltexte und des archäologischen Materials ist komplex und oft von den jeweiligen theologischen oder historischen Perspektiven der Forscher beeinflusst. Daher sollte die Vorstellung von Jahwe als Wettergott als eine von mehreren Hypothesen innerhalb der biblischen und nahöstlichen Religionsgeschichte betrachtet werden.


Jahwe als Wettergott: Studien zur althebräischen Kultlyrik anhand ausgewählter Psalmen (Beihefte zur Zeitschrift für die alttestamentliche Wissenschaft)
Jahwe als Wettergott: Das Werk von Reinhard Müller sortiert die Quellenlage

Biblische Quellen, in denen Jahwe selbst andere Götter erwähnt

In der Hebräischen Bibel (dem Alten Testament) gibt es mehrere Stellen, an denen Jahwe andere Götter erwähnt (oder die Autoren der biblischen Texte auf die Existenz oder Verehrung anderer Götter Bezug nehmen). Diese Erwähnungen reflektieren oft den kulturellen und religiösen Kontext der Zeit, in der Polytheismus verbreitet war. 

Wann genau das Alte Testament entstand und wer seine Autoren waren, ist nicht bekannt – die Wissenschaft datiert die ältesten Schriften auf das siebte Jahrhundert vor Christus, die jüngsten auf das zweite Jahrhundert vor Christus. Mit der „Septuaginta“ wurde auch ins Griechische übersetzt. 

Wer schrieb die Bibel?: So entstand das alte Testament
Über die Entstehung des „Alten Testaments“

Einige dieser Stellen sind:

„Ich werde in dieser Nacht durch das Land Ägypten gehen und alle Erstgeborenen im Land Ägypten, sowohl Mensch als auch Tier, schlagen; und an allen Göttern Ägyptens werde ich Gerichte vollziehen. Ich bin der HERR.“

Exodus 12:12

„Wer ist dir gleich, Herr, unter den Göttern? Wer ist wie du, erhaben in Heiligkeit, furchterregend in Ruhmestaten, Wundertäter?“

Exodus 15:11

„Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“ Dies ist das erste der Zehn Gebote und stellt eine klare Anweisung gegen den Polytheismus dar.

Exodus 20:3

„Ihr sollt nicht anderen Göttern folgen, den Göttern der Völker, die um euch her sind, denn der HERR, euer Gott, der in eurer Mitte ist, ist ein eifersüchtiger Gott; sonst wird der Zorn des HERRN, eures Gottes, gegen euch entbrennen und er wird euch von der Erdoberfläche tilgen.“

Deuteronomium 6:14-15

„Sie opferten Dämonen, die keine Götter sind, Göttern, die sie nicht kannten, neuen Göttern, die erst kürzlich kamen, von denen eure Väter nichts wussten.“

Deuteronomium 32:17

1. Könige 18:21-39: Die Geschichte des Propheten Elia, der die Propheten des Baal herausfordert, zeigt den Konflikt zwischen der Anbetung Jahwes und der Anbetung anderer Götter.

Psalm 82: In diesem Psalm spricht Gott in einer Versammlung von Göttern, wobei er seine Überlegenheit und Gerechtigkeit gegenüber den „Göttern“ betont.

„Unter den Göttern ist keiner dir gleich, Herr, und nichts gleicht deinen Werken.“

Psalm 86:8

„Hat eine Nation ihre Götter gewechselt, auch wenn sie keine Götter sind? Doch mein Volk hat seine Herrlichkeit eingetauscht gegen das, was keinen Nutzen bringt.“

Jeremia 2:11

Die Rolle von Jahwe in der Entstehung des Monotheismus

Im Laufe der Zeit jedoch entwickelte sich das Verständnis von Jahwe hin zu einem streng monotheistischen Gottesbild, wie es im Judentum zentral ist. Diese Entwicklung spiegelt eine bedeutende religiöse und kulturelle Verschiebung wider, die von polytheistischen zu monotheistischen Religionen führte.

Die Hervorhebung von Jahwe als alleiniger Gott markiert einen entscheidenden Wendepunkt in der Religionsgeschichte. Diese Entwicklung beeinflusste nicht nur das Judentum, sondern auch das Christentum und den Islam, die ebenfalls Jahwe (oder Allah im Islam) als den einzigen Gott anerkennen. Die Betonung von Jahwes Einzigkeit und Allmacht legte den Grundstein für die abrahamitischen Religionen und ihre jeweiligen theologischen und moralischen Lehren.

Diese Bücher behandeln Entstehung und Verbreitung des Monotheismus.
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Die Erfindung Gottes: Eine Reise zu den Quellen des Monotheismus
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Jahwe in der abrahamitischen Religionsgeschichte

In der abrahamitischen Religionsgeschichte nimmt Jahwe eine zentrale Stellung ein. Als der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs ist er das verbindende Element zwischen Judentum, Christentum und Islam. Diese drei großen Weltreligionen, die oft als abrahamitische Religionen bezeichnet werden, erkennen Jahwe (oder Allah im Islam) als den einzigen, allmächtigen Gott an.

Jahwe im Judentum

Im Judentum wird Jahwe als der Schöpfer des Universums und als der nationale Gott Israels verehrt. Die Beziehung zwischen Jahwe und dem Volk Israel ist ein zentrales Thema des Tanach (der hebräischen Bibel), insbesondere in den Büchern der Tora. Diese Beziehung wird durch Bündnisse, Gesetze und Erzählungen geformt, in denen Jahwe als ein Gott der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Heiligkeit dargestellt wird.

Jahwe im Christentum

Im Christentum wird diese Vorstellung von Jahwe erweitert und durch die Lehren und das Leben Jesu Christi, den die Christen als den Sohn Gottes betrachten, neu interpretiert. In dieser Tradition wird Jahwe nicht nur als Schöpfer und Gesetzgeber gesehen, sondern auch als ein Gott der Liebe und Erlösung. Die christliche Sichtweise betont die Dreieinigkeit, wobei Jahwe als Vater, Jesus Christus als Sohn und der Heilige Geist als drei Personen in einem göttlichen Wesen verstanden werden.

Jahwe im Islam?

Welcher Gott herrscht im Islam? Im Islam wird Jahwe als Allah bezeichnet und als der einzige Gott verehrt, der absolut und allmächtig ist. Die Beziehung zu Allah im Islam ist durch Gehorsam und Unterwerfung gekennzeichnet, wie sie im Koran und in den Hadithen dargelegt ist. Muslime sehen Mohammed als den letzten Propheten in einer langen Reihe von Boten, die von Allah gesandt wurden, um seine Botschaft zu verbreiten.

Der Koran, das heilige Buch des Islams, beinhaltet einige der gleichen Erzählungen und Figuren, die auch in der Bibel vorkommen, allerdings oft mit anderen Interpretationen und Betonungen. Zum Beispiel: Abraham heißt hier Ibrahim. Der Islam betont allerdings streng die Einheit und Einzigartigkeit Gottes (Tawhid).

Die Sure kannst du im Koran nachlesen. Klicke auf das Buch für eine deutsch-arabische Ausgabe.

Ist Allah mit Jahwe identisch?

„Allah“ bedeutet auf Arabisch „Gott“. Insofern kann „Allah“ sowohl als Gattungsbegriff als auch als Eigenname aufgefasst werden. Es ist nicht eindeutig. 

Allah hat keine Partner, keine Teile und wird nicht als Vater oder Sohn betrachtet, womit er sich von der christlichen Dreifaltigkeitslehre schon einmal unterscheidet. Ob der christliche Gott daher mit dem Gott der Muslime, Allah, identisch ist, lässt sich damit nicht pauschal bejahen oder verneinen. Einige Muslime glauben dies trotz der erwähnten theologischen Unterschiede, andere nicht. 

Einige Gelehrte und Gläubige betrachten Allah und Jahwe als unterschiedliche Aspekte oder Interpretationen desselben monotheistischen Gottes, während andere sie als grundlegend unterschiedlich ansehen, vor allem aufgrund der unterschiedlichen Lehren über Jesus im Christentum und im Islam.

Wesensmerkmale von Jahwe

Allmächtig, allgütig, allwissend – die Wesensmerkmale von Jahwe umfassen eine Vielzahl von Attributen, die Jahwe als einzigartig und komplex charakterisieren. Diese Merkmale können in verschiedene Kategorien unterteilt werden.

Transzendenz und Immanenz

  • Transzendenz: Jahwe wird als über die materielle Welt hinausgehend und nicht von ihr abhängig beschrieben. Er existiert jenseits der menschlichen Vorstellungskraft und Begrenzungen.
  • Immanenz: Trotz seiner Transzendenz wird Jahwe als tief involviert in die Welt und die menschlichen Angelegenheiten angesehen, insbesondere in der Geschichte Israels.

Allmacht und Allwissenheit

  • Allmacht (Omnipotenz): Jahwe wird als allmächtig dargestellt, fähig, jedes Ereignis oder jede Bedingung herbeizuführen.
  • Allwissenheit (Omniszienz): Er wird auch als allwissend verstanden, in dem Sinne, dass er alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige kennt.

Ewigkeit und Unveränderlichkeit

  • Ewigkeit: Jahwe wird als ewig und ungeboren beschrieben, ohne Anfang und Ende.
  • Unveränderlichkeit: Er wird als unveränderlich in seinem Wesen und seinen Absichten gesehen, konstant über Zeit und Umstände hinweg.

Gerechtigkeit und Barmherzigkeit

  • Gerechtigkeit: Jahwe wird oft als strenger Richter dargestellt, der Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit fordert und Böses bestraft.
  • Barmherzigkeit: Gleichzeitig wird er als barmherzig und vergebend beschrieben, besonders gegenüber denen, die Reue zeigen.

Schöpfer und Erhalter

  • Schöpfer: In der hebräischen Bibel wird Jahwe als der Schöpfer des Universums und allen Lebens angesehen.
  • Erhalter: Er wird auch als derjenige betrachtet, der die Schöpfung aufrechterhält und lenkt.

Einzigkeit und Ausschließlichkeit

  • Monotheismus: Ein zentrales Merkmal ist die Betonung von Jahwes Einzigkeit und Ausschließlichkeit, besonders im Kontext des strikten Monotheismus des Judentums.

Persönlichkeit und Beziehung

  • Persönlichkeit: Jahwe wird nicht als abstraktes Prinzip, sondern als persönlicher Gott mit Emotionen, Absichten und einem Willen dargestellt.
  • Beziehung: Er sucht und unterhält eine Beziehung zu den Menschen, insbesondere durch Bündnisse und Offenbarungen.

Heiligkeit und Reinheit

  • Heiligkeit: Jahwe wird als absolut heilig angesehen, was sowohl seine moralische Vollkommenheit als auch seine völlige Andersartigkeit im Vergleich zur Schöpfung bedeutet.
  • Reinheit: Er fordert moralische und rituelle Reinheit von seinen Anhängern.

Jahwe: eine Charakterstudie

Der Charakter von Jahwe, wie er in der Hebräischen Bibel (dem Alten Testament) und in der religiösen Tradition des Judentums dargestellt wird, ist facettenreich. Vom tobsüchtigen Rächer, der Kinder tötet, Sklaverei befürwortet und die Vernichtung ganzer Stämme einfordert, bis zum treuen Bündnisgenossen der Israeliten ist alles dabei.

Die unheilige Schrift: Die Kriminalgeschichte von Jahwe und seinem auserwählten Volk
Die Kriminalgeschichte von Jahwe und seinem auserwählten Volk

Die Bibel müht sich, Jahwe als Gott der Gerechtigkeit zu beschreiben, der Rechtschaffenheit und moralisches Verhalten hochhält und Ungerechtigkeit und Bosheit bestraft. 

Jahwe wird allerdings ebenso oft als eifersüchtiger Gott beschrieben, der keine anderen Götter neben sich duldet und vollständige Loyalität von seinem Volk erwartet. 

In einigen Passagen wird Jahwe als zornig gegenüber Sünde und Ungehorsam dargestellt, bereit, Strafe und Gericht über diejenigen zu bringen, die seine Gebote missachten. Als Schöpfer des Universums wird Jahwe als allmächtig und souverän dargestellt, dessen Wille und Macht über jede menschliche Vorstellung hinausgehen. Freilich nutzt Jahwe seine Macht nicht immer nur zu

„Der Gott des Alten Testaments ist ein rachsüchtiger, blutrünstiger ethnischer Säuberer, ein frauenfeindlicher, homophober Rassist, ein Kinder-und Völkermörder, ein Philisterschlächter, ein verderblicher, größenwahnsinniger, sadomasochistischer, kapriziöser Tyrann.“

Richard Dawkins: Der Gotteswahn
Der Gotteswahn: Einer der einflussreichsten Intellektuellen der Gegenwart zeigt, warum der Glaube an Gott einer vernünftigen Betrachtung nicht standhalten kann
Richard Dawkins:
Der Gotteswahn

Jahwe und Gnostik

In der gnostischen Kosmologie wird der Demiurg oft als der Schöpfer der materiellen Welt dargestellt, der jedoch im Gegensatz zum höchsten, unbekannten Gott steht und nicht dessen Vollkommenheit besitzt.

Gnostiker
Ist Jahwe der „Demiurg“ des Gnostizismus?

Diese Vorstellung eines niederen Schöpfergottes führt zu einer interessanten und komplexen Beziehung zwischen dem Demiurgen und der Figur des Jahwe aus dem Alten Testament.

Einige gnostische Texte und Strömungen identifizieren den Demiurgen tatsächlich mit Jahwe. Sie interpretieren ihn als eine begrenzte oder sogar irreführende göttliche Instanz, die die Menschheit in Unwissenheit hält und von der wahren göttlichen Realität fernhält.

Diese Sichtweise steht in starkem Kontrast zur jüdischen und orthodox-christlichen Tradition, in der Jahwe als der einzige, allmächtige und gütige Gott verehrt wird. Die Gnostiker nutzen diese Interpretation, um ihre Überzeugung zu untermauern, dass die materielle Welt und ihre Leiden eine Täuschung sind und dass die wahre spirituelle Erlösung nur durch die Erkenntnis (Gnosis) der übergeordneten göttlichen Realität erreicht werden kann. Diese Identifizierung des Demiurgen mit Jahwe verdeutlicht die radikalen theologischen Unterschiede zwischen der Gnostik und den traditionellen abrahamitischen Religionen.

Jahwe und der Religionskritik

Hieraus ergeben sich einige logische und philosophische Probleme, zum Beispiel: 

  • Kann Gott einen Stein erschaffen, der so schwer ist, dass er ihn selbst nicht heben kann? 
  • Kann Gott sich frei entscheiden oder kennt er aufgrund seiner Allwissenheit schon sämtliche zukünftigen Entscheidungen? 
  • Und natürlich die Frage der Theodizee: Wie verhält sich Gott zum Übel in der Welt? 
  • Warum verbirgt sich Gott?

In der modernen Religionskritik wird die Figur Jahwes häufig im Kontext von Fragen nach der Rolle von Religion in der Gesellschaft, ethischen Dilemmata, die sich aus biblischen Erzählungen ergeben, und dem Konzept eines allmächtigen, moralischen Gottes diskutiert. 

Einige Kritiker hinterfragen die Moral von Handlungen und Anweisungen, die Jahwe in der Hebräischen Bibel zugeschrieben werden, wie z. B. in Geschichten über Kriege, Strafen und göttlichen Zorn.

Vernichtung der Midianiter
Gott ordnet die Vernichtung der Midianiter an

Moderne Wissenschaft und historische Forschung werfen Fragen zur Historizität von biblischen Erzählungen auf, insbesondere zu Schöpfungsgeschichten und Wundern. Lies dazu auch: Gab es Jesus wirklich?

Kritiker weisen zudem darauf hin, dass und wie sich die Vorstellungen von Jahwe über die Zeit entwickelt haben, was Fragen zur Absolutheit und Unveränderlichkeit dieser Gotteskonzeption aufwirft. In einer zunehmend säkularen Gesellschaft wird die Rolle von Religion und die Relevanz eines traditionellen Gottesbildes, wie das von Jahwe, hinterfragt.

Jahwe, Jesus und Allah: Eine kurze Kritik der monotheistischen Götter
Kritik der monotheistischen Götter

Zukunftsperspektiven der Jahwe-Forschung

Wie kann man Jahwe zukünftig noch weiter beforschen? Weitere archäologische Entdeckungen und historische Analysen können neues Licht auf die Ursprünge und die Entwicklung des Gottesbildes von Jahwe werfen. Fortschritte in der textkritischen Forschung, einschließlich der Analyse alter Manuskripte, könnten zu einem tieferen Verständnis der biblischen Texte und der Darstellung von Jahwe führen.

Interreligiöse Untersuchungen zu Parallelen und Unterschieden in der Auffassung von Jahwe in verschiedenen abrahamitischen Religionen könnten den interreligiösen Dialog fördern. Theologische und philosophische Studien werden sich mit dem Charakter und den Attributen Jahwes sowie mit aktuellen Fragen wie der Theodizee befassen. Die Erforschung der Rolle und Bedeutung von Jahwe in der zeitgenössischen Kultur und Gesellschaft, insbesondere im Kontext von Säkularisierung und religiöser Pluralität, wird weiterhin ein wichtiges Thema sein.

Und wer weiß, am Schluss finden wir tatsächlich die Antwort auf die große Frage: Gibt es Gott?

Der Band versammelt die Gottesbeweise und die klassischen Einwände 
Über die Unglaubwürdigkeiten der christlichen Lehre 
Schöpfung ohne Gott: Evolution
Jahwes Pannenserie von der Schöpfung bis zur Sintflut und Jahwes Bündnispolitik: 2. erweiterte Auflage
Betrachtet man die biblischen Erzählungen von der Schöpfung bis zur babylonischen Sprachverwirrung kritisch und unvoreingenommen, so stellt man fest, dass das Wirken Jahwes von einer Pannenserie begleitet wird
Die Götter des Alten Testamens und Jahwes Persönlichkeit
Wo in der deutschen Bibel „Gott“ steht, gibt es im Original viele unterschiedliche Namen, wie El, Elohim, El-eljon oder Jahwe. Zauner zeichnet ein erschreckendes Bild des angeblichen höchsten Gottes
Die Zehn Gebote und Jahwes kuriose Gesetze
Viele von Jahwes Gesetzen sind äußerst kuriosKaum einer weiß, dass es zwei grundsätzlich unterschiedliche Versionen davon im AT gibt, und dass die Kirchen diese teilweise noch kräftig überarbeitet bzw. umformuliert haben

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