Wie setzt sich das Gehalt eines Bischofs eigentlich zusammen und wer kommt dafür auf – die Kirche oder der Staat? Wir analysieren.

Bischof: Gehalt katholischer Kleriker

Betrachten wir zunächst das Gehalt eines Bischofs in der katholischen Kirche. Bischöfe sind hier natürlich immer männlich und werden von einem anderen Bischof geweiht, nachdem sie zuvor die beiden niedrigeren Weihestufen des Weihesakraments (Diakonat und Presbyterat) empfangen haben.

Alle Bischöfe waren also zunächst Diakone und dann Priester. Erst dann folgt die Weihe zum Bischof (Episkopat). 

Der Bischof: Profil eines Amtes
Was macht ein Bischof genau?
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Orientierung an Besoldungsstufen B

Was verdient ein Bischof? Das Gehalt der „Exzellenzen“ (so die korrekte Anrede) orientiert sich an der „Besoldungsordnung B“. Diese ist für leitende Positionen des höheren Verwaltungsdienstes vorgesehen: Direktoren, Professoren, Abteilungsleiter, Botschafter und so weiter. 

Die einzelnen Diözesen (kirchlichen Verwaltungsbezirke) handhaben die Besoldung im Detail etwas unterschiedlich. Wir orientieren uns daher an der Besoldungstabelle B des Bundes. Diese sieht (Stand: 1.4.2022) folgende Grundgehälter (!) für Bischöfe vor. Hinzu kommen noch diverse Zulagen. Für Unterkunft müssen die Kleriker auch nicht aufkommen, praktisch!

BesoldungsstufeGehalt (Brutto)
B17.251,40
B28.423,70
B38.919,75
B49.438,66
B510.034,23
B610.600,22
B711.146,01
B811.717,33
B912.425,82
B1014.626,52
B1115.074,80
Bischofsgehälter: Grundlage ist die Besoldungstabelle B

So viel verdient ein Erzbischof

Ob Bischöfe diese Grundgehälter „verdienen“, sei dahingestellt. Das kirchliche Arbeitsrecht hat ja eh so seine Tücken. Jedenfalls beginnt das Grundgehalt bei rund 7.200 Euro im Monat. Erzbischöfe können bis Besoldungsstufe B 11 aufsteigen und verdienen dann immerhin rund 15.000 Euro im Monat, was einem Jahresgehalt von rund 180.000 Euro entspricht. 

Bischofsgehalt: Hier geht eine halbe Million an Steuergeldern spazieren

Zum Vergleich: Das Brutto-Jahresgehalt für Arbeitnehmer in Deutschland lag im Jahr 2020 bei 47.000 Euro.

Bischof: Gehalt in der evangelischen Kirche

Bei der evangelischen Kirche sieht es ähnlich aus, auch sie besoldet ihre Bischöfe (und Bischöfinnen) laut der Besoldungsgruppe B.

Hinzu kommen hier noch gegebenenfalls Familienzulagen, Kindergeld, Zuschüsse für Haushälter*innen und andere Sonderzahlungen.

Wer bezahlt die Bischofsgehälter?

Kurze Antwort: du, sobald du in Deutschland Steuern bezahlst! Dabei ist egal, welcher Religion oder Konfession du angehörst – oder ob du überhaupt einer Glaubensgemeinschaft angehörst.

Denn die Bezahlung der fürstlichen Bischofsgehälter erfolgt nicht etwa aus den Mitteln der Kirchensteuer, sondern durch die Bundesländer (ausgenommen die „Stadtstaaten“ Bremen und Hamburg). Das heißt: vollkommen unabhängig von deiner Religionszugehörigkeit.

Dies gilt für das Gehalt von Erzbischöfen, normalen Bischöfen, Weihbischöfen und Domvikaren. Einfache Priester hingegen erhalten ihren Lohn direkt von den Bistümern. 

Im Detail ist es etwa komplizierter: Denn die Vergütung erfolgt durch die sogenannten „Staatsleistungen“. Darunter versteht man Zahlungsverpflichtungen, die der deutsche Staat bereits vor der Weimarer Verfassung zugunsten der Religionsgemeinschaften (gemeint sind hier die evangelische und katholische Kirche) einging.

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Hintergrund: Reichsdeputationshauptschluss und Staatsleistungen

Der geschichtliche Hintergrund ist ebenso alt wie der heutige Zustand skandalös: Im Zusammenhang mit dem sogenannten Reichsdeputationshauptschluss des Jahres 1803 regelte das damalige „Heilige Römische Reich“ eine Abfindung an bestimmte Fürsten, die durch die napoleonischen Kriege Gebietsverluste hinzunehmen hatten. 

Dazu bediente man sich an den Pfründen der Kirchen und teilte bei dieser Säkularisation kirchliche Besitztümer den weltlichen Fürsten zu. Für diese Enteignung gingen alle deutschen Staaten seit der Reichsgründung 1871 „auf Dauer angelegte Leistungsverpflichtungen“ ein, um die Kirchen für diesen Verlust zu kompensieren. Diese euphemistisch als „Dotationen“ benannten Zahlungen sind zwar nicht zweckgebunden, dienen aber häufig als Grundlage für die Bischofsgehälter.

Bischof Gehalt
Ein bisschen mehr Gold geht ja immer.

Abschaffung in der Weimarer Verfassung

Die Staatsleistungen betrugen im Jahr 2022 rund 602 Millionen Euro allein für die evangelische und katholische Kirche. Gehälter von Bischöfen und Erzbischöfen werden also weiterhin munter von deutschen SteuerzahlerInnen getragen. 

Bereits die Weimarer Verfassung gab aber einen Verfassungsauftrag zur Beendigung sämtlicher Staatsleistungen durch Zahlung einer einmaligen Ablösung. Der entsprechende Artikel wurde durch Art. 140 auch in das Grundgesetz der BRD übernommen.

Abschaffung und Ablöse der Staatsleistungen durch den Bundestag

Regierungen aller Zusammensetzungen ignorierten diesen Verfassungsauftrag konsequent.

Erst 2012, also satte 63 Jahre nach Inkrafttreten des Grundgesetzes, stellte die Linksfraktion im Bundestag einen entsprechenden Gesetzesentwurf zur Abstimmung. Dieser wurde ebenso abgelehnt wie ein zweiter im Jahre 2020. 

Streitpunkt war hier die Höhe der geforderten Ablöse. Im Gespräch waren das 18,6-fache der aktuellen Jahresleistung, was 11,12 Milliarden Euro entspräche. Für die aktuelle Legislaturperiode soll ein neuer Gesetzesentwurf vorgelegt werden.

Bis dahin stammen die Gehälter von Bischöfen weiterhin aus Steuermitteln, die woanders dringend benötigt würden.

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