Fronleichnam Bedeutung

Fronleichnam: Bedeutung und Ursprung

Was bedeutet Fronleichnam eigentlich? Bei dieser Frage sind viele Christen ratlos. Protestanten feiern dieses „Ideenfest“ erst gar nicht. Aber selbst Katholiken wissen mit dem Begriff meist nicht allzu viel anzufangen.

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Wo ist Fronleichnam ein Feiertag?

Neben der Frage, was Fronleichnam eigentlich bedeutet, ist für viele eher die Frage entscheidend, ob und in welchem Bundesland Fronleichnam denn ein gesetzlicher Feiertag ist.

Da dieses katholische Hochfest nämlich stets auf einen Donnerstag (den zweiten nach Pfingsten) fällt, lassen sich prima lange Wochenenden per Brückentag bauen. 

Die Antwort ist recht simpel: In allen Bundesländern mit überwiegend oder zahlenstarker katholischer Konfession ist Fronleichnam ein Feiertag, also in Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.

Fronleichnam: Bedeutung

Doch was bedeutet Fronleichnam jetzt konkret? 

Fronleichnam: Etymologie

Wenden wir uns zunächst der Sprach- und Herkunftsgeschichte (Etymologie) des Begriffs zu. Anders als in einigen spöttischen Memes kolportiert, hat Fronleichnam nichts mit „Leichen“ zu tun, wenngleich der Wortbestandteil “leich” letztendlich “Körper” bedeutet. 

Auch die spöttelnde englische Übersetzung “Happy Cadaver Day” ist deshalb zwar irgendwie zum Schmunzeln, aber trotzdem falsch. Auf Englisch heißt das katholische Hochfest übrigens wie im Lateinischen “Corpus Christi”.

Die deutsche Bedeutung Fronleichnam leitet sich aus dem Mittelhochdeutschen her, und zwar von vrône lîcham.

Vrône steht dabei für “den Herrn betreffend”, man kennt das Wort von der “Fron”arbeit.

Lîcham steht für Leib bzw. Körper. “Fronleichnam” bedeutet also in etwa “den Leib des Herrn betreffend”.

Einführung in das Mittelhochdeutsche
Die Mittelhochdeutsche Bezeichnung vrône lîcham passt genau zur Entstehungszeit

Das passt zur lateinischen Übersetzung: Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi (“Fest des allerheiligsten Leibes und Blutes Christi”) nennt die Römische Kirche ihr Hochfest offiziell.

Herkunft des Fronleichnamfestes

Auch wenn es sich komisch anhört, letztendlich ist der Traum einer mittelalterlichen Nonne der Ursprung dieses Festes. 

Der Überlieferung nach hatte nämlich im Jahr 1209 die Augustinernonne Juliana von Lüttich einen Traum, bei dem sie einen dunklen Fleck auf dem Mond sah. Sie interpretierte dies dahingehend, dass der Mond für das Kirchenjahr stehe und der dunkle Fleck für das Fehlen eines Festes.

1264, bereits nach ihrem Tod, machte Papst Urban IV. aus dem Traum dann eine offizielle Feier der katholischen Liturgie. Auslöser hierfür war das sogenannten Blutwunder von Bolsano. Bei diesem “Wunder” soll eine zweifelnder Priester das Brot zur Eucharistie gebrochen haben, worauf dieses geblutet habe. Heutige Forschungen deuten darauf hin, dass es sich bei vielen dieser “Blutwunder” um die Bildung roter Bakterien gehandelt haben mag.

„Wir haben es daher, um den wahren Glauben zu stärken und zu erhöhen, für recht und billig gehalten, zu verordnen, dass außer dem täglichen Andenken, das die Kirche diesem heiligen Sakrament bezeigt, alle Jahre auf einen gewissen Tag noch ein besonderes Fest, nämlich auf den fünften Wochentag nach der Pfingstoktav, gefeiert werde, an welchem Tag das fromme Volk sich beeifern wird, in großer Menge in unsere Kirchen zu eilen, wo von den Geistlichen und Laien voll heiliger Freude Lobgesänge erschallen.“

Papst Urban IV.: 
Bulle zur Einführung des Fronleichnamsfestes, 11. August 1264. Übersetzung von Georg Ott.

Der Papst Urban IV. hob also das Fronleichnamsfest sozusagen aus der Taufe. Die entsprechende Bulle, Transiturus de hoc mundo, führte erstmalig in der lateinischen Kirche zur Einführung und Aufnahme einer Feier von einem Papst in den Liturgiekalender.

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Fronleichnam: Vorgeschichte und Viertes Laterankonzil

Doch was wird konkret an Fronleichnam gefeiert? Jetzt wird es kompliziert. 

Im Jahr 1215 fand das Vierte Laterankonzil statt. Lateran ist der Stadtteil Roms, in welchem die Päpste gewöhnlich residieren. Und als Konzil bezeichnet man große katholische Kirchenversammlungen – so etwas ähnliches wie eine Aufsichtsratssitzung also. 

Das Vierte Laterankonzil gilt wegen seiner Teilnehmer und Beschlüsse als das wichtigste des gesamten Mittelalters. Berühmtheit erlangte es unter anderem wegen seiner antisemitischer Regeln, etwa dem Verbot, Zinsen zu erheben oder öffentliche Ämter zu bekleiden. Zusätzlich rief es auch zu Kreuzzügen auf.

Fronleichnam als Ideenfest

Im Vierten Laterankonzil wurde eine Idee verfestigt, die sich zur Grundlage der Fronleichnamsfeier entwickeln sollte. Fronleichnam ist nämlich ein sogenanntes “Ideenfest”, bei dem eine Glaubenswahrheit (und nicht zum Beispiel ein historisches Ereignis) im Mittelpunkt steht. Diese Idee war die Transubstantiation.

Transsubstantiation und Fronleichnam

Gleich im ersten “Canon” (Beschluss) des Konzils wird die sogenannten Transsubstantiation behandelt und dogmatisch festgelegt. Sie behauptet etwas verkürzt dargestellt, dass sich bei der katholischen Liturgie während der sogenannten “Wandlung” eine tatsächliche Wesensverwandlung von Brot und Wein in “Leib und Blut Jesu Christi” ereigne. Dieses Dogma ist bis heute gültig. 

Nochmal zum Mitschreiben: Für Katholiken ist es Teil der dogmatischen Lehre, dass sich Brot und Wein in den Körper eines vor zweitausend Jahren gestorbenen jüdischen Wanderpredigers verwandeln. Und zwar nicht irgendwie metaphorisch, sondern “substanziell”. Der Substanzbegriff ist hier aristotelisch zu denken als “Wesen” eines Dinges. Voraussetzung hierfür ist die Anwesenheit eines geweihten Priesters und die fehlerfreie Durchführung des Ritus (“Wandlungsworte”).

Gab es Jesus wirklich? Unser Artikel sucht nach Spuren außerhalb der Bibel.

Fronleichnamsprozession und “Proprium”

Fronleichnam feiert nun wiederum diese “Wandlung” als “Gegenwart” von Jesus Christus unmd letztenendes Gott in der Eucharistie (die sogenannte “Realpräsenz”, was bedeutet, dass Jesus bei der Wandlung “real” werde). Wie erwähnt wurde das Fest im Jahr 1264 beschlossen. Wenig später gab es bereits erste Fronleichnamsprozessionen (1273 in Benediktbeuern, 1279 in Köln).

Auch ein eigenes Proprium entstand. So nennt man in der katholischen Liturgie die anlassbezogenen Spezialgebete, die sich von den unveränderlichen Texten des ganz normalen Kirchenjahrs unterschieden, welche man “Ordinarium” nennt. 

Bei einer Fronleichnamsprozession wird die Monstranz, also das in der Regel äußerst üppig geschmückte Behältnis für Brot und Wein, in einer Prozession umhergetragen, dabei wird gebetet. 

Fronleichnam Bedeutung
Fronleichnamsprozession:
Gemälde von Menzel

Die Prozessionen sind heute noch weit verbreitet. Ebenfalls verbreitet ist Blumenschmuck für die Straßen, in denen die Prozession entlangkommen wird. Auch Prozessionen zu Pferd und im Rheinland sogar “Schiffsprozessionen” sind bekannt.

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