Stammbaum Jesus | Jesu Vorfahren

Der Stammbaum Jesu: die erlogenen Vorfahren

Der Stammbaum Jesu fasziniert Gläubige als auch Kritiker seit Jahrhunderten. Wer waren die Vorfahren des Nazareners? Die Evangelien nach Matthäus und Lukas bieten hierzu zwei unterschiedliche Genealogien Jesu, die freilich mit Historizität und einer tatsächlich nachprüfbaren Abstammungslinie nicht viel zu tun haben. Sehen wir uns die Gründe dafür an.

Die Eltern Jesu: Maria und Josef. Oder?

Laut der christlichen Tradition und den Evangelien des Neuen Testaments waren die Eltern Jesu Maria und Josef. Maria wird als seine Mutter beschrieben, die gemäß der biblischen Erzählung durch den Heiligen Geist schwanger wurde, was die Konzeption Jesu als jungfräuliche Geburt darstellt.

Josef vs. „Heiliger Geist“

Hier gehen die Probleme also schon los: Wenn es der „Heilige Geist“ war, durch den Maria schwanger wurde, warum ist es dann überhaupt wichtig, den Stammbaum des Josef zu kennen?

Die Autoren der Bibel wollten die rechtliche und gesellschaftliche Stellung von Jesus legitimieren. Zudem hatte dies den Zweck, Jesu Erfüllung der messianischen Vorhersagen zu bekräftigen: Schließlich musste Jesus von Nazaret, wenn er der Messias war, die Prophezeiungen des Alten Testaments erfüllen. Wir sahen dies schon an anderen Stellen, zum Beispiel bei der Frage, ob Jesus nicht eigentlich Immanuel heißt.  

Stammt Jesus von König David ab?

Gemäß der jüdischen Tradition sollte der Messias aus dem Haus Davids stammen. Indem die Evangelien Jesu Abstammung über Josef, der als Angehöriger des Hauses David dargestellt wird, zurückverfolgen, unterstreichen sie Jesu legitime Position als der erwartete Messias. Schließlich muss hier ja alles seine Richtigkeit haben.

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Stammt Jesus von Adam ab?

Die Genealogien betonen nicht nur Jesu angebliche messianische Qualifikation, sondern dienen auch als theologisches Mittel, um Jesu Beziehung zur Menschheit zu verdeutlichen. Lukas’ Genealogie reicht sogar bis zum angeblichen ersten Menschen Adam zurück. 

Die moderne Biologie widerspricht der Auffassung eines solchen Kreationismus natürlich deutlich. Wir wissen, dass es Adam und Eva so nicht gegeben haben kann. Aber: Die angebliche Abstammung Jesus direkt vom allerersten Menschen betont die universelle Bedeutung für alle Menschen, nicht nur für das jüdische Volk. 

Sie unterstreicht seine Rolle als „neuer Adam“, der die Menschheit erlöst und begründet damit den Wirkungs- und Wahrheitsanspruch christlicher Konfessionen bis heute.

Jesus-Genealogien bei Matthäus und Lukas

Die Genealogien (gr. = Abstammungslehren) von Jesus finden sich ausschließlich in den Evangelien nach Matthäus und Lukas, die beide die Geschichte der Geburt Jesu enthalten. Beide betonen, dass Maria zum Zeitpunkt der Empfängnis Jungfrau war. Markus und Johannes erwähnen den Stammbaum Jesu mit keinem Wort.

Josef von Nazaret, ein Zimmermann, wird als Verlobter und später als Ehemann Marias beschrieben. Obwohl er nicht der biologische Vater Jesu ist, spielt er in den Evangelien eine wichtige Rolle als sein irdischer Vater, Ziehvater und Beschützer. 

Die Evangelien skizzieren, wie Josef, geleitet von göttlichen Visionen, Maria annimmt und die junge Familie durch frühe Bedrohungen navigiert, insbesondere durch die Flucht nach Ägypten, um dem Massaker des Königs Herodes zu entgehen. Die Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten wird allerdings nur im Evangelium nach Matthäus beschrieben.

Panthera-Legende
Böse Zungen behaupten, Jesu stamme von einem römischen Soldaten namens Panthera ab.

In Matthäus 2:13-15 wird erzählt, wie ein Engel Josef im Traum erscheint und ihn anweist, Maria und das Kind Jesus mitzunehmen und nach Ägypten zu fliehen, um vor König Herodes zu entkommen, der beabsichtigt, das Kind zu töten. Diese Episode ist Teil der Kindheitsgeschichte Jesu, wie sie nur von Matthäus berichtet wird; das Lukasevangelium und die anderen Evangelien erwähnen diese Flucht nicht.

Väterliche Abstammung im antiken Judentum

In der jüdischen Tradition wurde die Abstammung väterlicherseits betrachtet, um die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Stamm oder einer Familie zu bestimmen. So gesehen wird ein Schuh draus: Auch wenn Josef nicht der leibliche Vater Jesu war, sicherte seine rechtliche Vaterschaft – durch Heirat mit Maria und die offizielle Anerkennung Jesu als sein Sohn – Jesus’ Position innerhalb der Gesellschaft und seine Zugehörigkeit zum Haus David.

Die Nennung von Josefs Stammbaum unterstreicht die Legitimität Jesu innerhalb der jüdischen Gesellschaft seiner Zeit und bekräftigt den Glauben an die Inkarnation Gottes in Jesus. Ein geschickter Zug der Evangelisten, die damit die Vorhersagen des Tanach mit christlichen Überzeugungen in Einklang bringen. 

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Der Stammbaum Josefs dient also dazu, Jesu Erfüllung der messianischen Vorhersagen zu bekräftigen, seine rechtliche und gesellschaftliche Stellung zu legitimieren und natürlich christliche Theologie zu etablieren.

Die biblischen Stammbäume Jesu

Die Evangelien nach Matthäus und Lukas bieten allerdings zwei unterschiedliche Genealogien Jesu, die jeweils in den Kontext ihres Evangeliums eingebettet sind und spezifische theologische Absichten verfolgen. 

Die Unterschiede in den Stammbäumen wurden mit Entstehung der historisch-kritischen Methode zum Anker von Bibelkritikern. Denn: Es gibt zwei verschiedene Abstammungslinien Jesu, die einander widersprechen und nicht gleichzeitig korrekt sein können.

Betrachten wir nun die vermeintliche Abstammung Jesu sowie die Art und Weise, wie die Evangelisten Jesus verstanden haben und darstellen wollten.

Matthäus: Der Stammbaum des Königs

Das Evangelium nach Matthäus präsentiert den Stammbaum Jesu gleich zu Beginn (Matthäus 1) und verortet Jesus fest in der Geschichte Israels und insbesondere in der königlichen Linie Davids. Matthäus beginnt mit Abraham, dem Urvater des jüdischen Volkes, und führt über David bis zu Jesus, wobei er besonderen Wert auf die Verbindung zu David legt.

Sehen wir uns den Text an (Lutherbibel 2017).

Jesu Stammbaum

1 Dies ist das Buch der Geschichte Jesu Christi, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. 2 Abraham zeugte Isaak. Isaak zeugte Jakob. Jakob zeugte Juda und seine Brüder. 3 Juda zeugte Perez und Serach mit der Tamar. Perez zeugte Hezron. Hezron zeugte Ram. 4 Ram zeugte Amminadab. Amminadab zeugte Nachschon. Nachschon zeugte Salmon. 5 Salmon zeugte Boas mit der Rahab. Boas zeugte Obed mit der Rut. Obed zeugte Isai. 6 Isai zeugte den König David. David zeugte Salomo mit der Frau des Uria. 7 Salomo zeugte Rehabeam. Rehabeam zeugte Abija. Abija zeugte Asa. 8 Asa zeugte Joschafat. Joschafat zeugte Joram. Joram zeugte Usija. 9 Usija zeugte Jotam. Jotam zeugte Ahas. Ahas zeugte Hiskia. 10 Hiskia zeugte Manasse. Manasse zeugte Amon. Amon zeugte Josia. 11 Josia zeugte Jojachin und seine Brüder um die Zeit der babylonischen Gefangenschaft. 12 Nach der babylonischen Gefangenschaft zeugte Jojachin Schealtiël. Schealtiël zeugte Serubbabel. 13 Serubbabel zeugte Abihud. Abihud zeugte Eljakim. Eljakim zeugte Azor. 14 Azor zeugte Zadok. Zadok zeugte Achim. Achim zeugte Eliud. 15 Eliud zeugte Eleasar. Eleasar zeugte Mattan. Mattan zeugte Jakob. 16 Jakob zeugte Josef, den Mann Marias, von der geboren ist Jesus, der da heißt Christus. 17 Alle Geschlechter von Abraham bis zu David sind vierzehn Geschlechter. Von David bis zur babylonischen Gefangenschaft sind vierzehn Geschlechter. Von der babylonischen Gefangenschaft bis zu Christus sind vierzehn Geschlechter.

Matthäus 1, 1-17

Diese Darstellung unterstreicht Jesu Rolle als der erwartete Messias, der König der Juden, und erfüllt damit alttestamentliche Prophezeiungen.

Matthäus organisiert die Genealogie in drei Abschnitten von je vierzehn Generationen, was wahrscheinlich sowohl eine mnemotechnische Hilfe darstellt als auch eine symbolische Bedeutung trägt, da die Zahl Vierzehn (die Summe der Buchstaben in Davids Namen nach dem hebräischen Zahlenwert) auf die königliche Linie hinweist.

Lukas: Der Stammbaum des Menschen

Im Gegensatz dazu präsentiert das Evangelium nach Lukas den Stammbaum Jesu nicht am Anfang, sondern unmittelbar nach der Taufe Jesu und führt ihn bis zu Adam, dem ersten Menschen, und letztlich zu Gott zurück. 

Betrachten wir auch hier den Originaltext (Lutherbibel 2017).

Jesu Stammbaum

23 Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt und wurde gehalten für einen Sohn Josefs, der war ein Sohn Elis, 24 der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Jannais, der war ein Sohn Josefs, 25 der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn des Amos, der war ein Sohn Nahums, der war ein Sohn Heslis, der war ein Sohn Naggais, 26 der war ein Sohn Mahats, der war ein Sohn Mattitjas, der war ein Sohn Schimis, der war ein Sohn Josechs, der war ein Sohn Jodas, 27 der war ein Sohn Johanans, der war ein Sohn Resas, der war ein Sohn Serubbabels, der war ein Sohn Schealtiëls, der war ein Sohn Neris, 28 der war ein Sohn Melchis, der war ein Sohn Addis, der war ein Sohn Kosams, der war ein Sohn Elmadams, der war ein Sohn Gers, 29 der war ein Sohn Joschuas, der war ein Sohn Eliësers, der war ein Sohn Jorims, der war ein Sohn Mattats, der war ein Sohn Levis, 30 der war ein Sohn Simeons, der war ein Sohn Judas, der war ein Sohn Josefs, der war ein Sohn Jonams, der war ein Sohn Eljakims, 31 der war ein Sohn Meleas, der war ein Sohn Mennas, der war ein Sohn Mattatas, der war ein Sohn Natams, der war ein Sohn Davids, 32 der war ein Sohn Isais, der war ein Sohn Obeds, der war ein Sohn des Boas, der war ein Sohn Salas, der war ein Sohn Nachschons, 33 der war ein Sohn Amminadabs, der war ein Sohn Admins, der war ein Sohn Arnis, der war ein Sohn Hezrons, der war ein Sohn des Perez, der war ein Sohn Judas, 34 der war ein Sohn Jakobs, der war ein Sohn Isaaks, der war ein Sohn Abrahams, der war ein Sohn Terachs, der war ein Sohn Nahors, 35 der war ein Sohn Serugs, der war ein Sohn Regus, der war ein Sohn Pelegs, der war ein Sohn Ebers, der war ein Sohn Schelachs, 36 der war ein Sohn Kenans, der war ein Sohn Arpachschads, der war ein Sohn Sems, der war ein Sohn Noahs, der war ein Sohn Lamechs, 37 der war ein Sohn Metuschelachs, der war ein Sohn Henochs, der war ein Sohn Jereds, der war ein Sohn Mahalalels, der war ein Sohn Kenans, 38 der war ein Sohn des Enosch, der war ein Sohn Sets, der war ein Sohn Adams. Der war Gottes.

Lukas 3,23-38

Diese Abstammungslinie betont die universelle Bedeutung Jesu für die gesamte Menschheit und nicht nur für das jüdische Volk. Lukas‘ Darstellung verbindet Jesus mit jedem Menschen, unterstreicht seine Rolle als Erlöser aller Menschen und spiegelt Lukas‘ besonderes Interesse an der Inklusivität des Evangeliums wider.

Indem Lukas Jesus direkt mit Adam und durch ihn mit Gott verknüpft, hebt er die göttliche Natur Jesu und seine Verbindung zu allen Menschen als Kinder Gottes hervor.

Beide Stammbäume, obwohl unterschiedlich in Struktur und Schwerpunktsetzung, dienen dem übergeordneten Zweck, Jesus in den „heilsgeschichtlichen“ Kontext einzubetten und seine messianische sowie erlösende Rolle zu untermauern.

Sie reflektieren die theologischen Anliegen der Evangelisten und bieten einen Rahmen für das Verständnis der Identität und Mission Jesu.

Diskrepanzen bei den Vorfahren Jesu und theologische Bedeutungen

Die Genealogien Jesu in den Evangelien nach Matthäus und Lukas weisen bemerkenswerte Unterschiede auf, die zu heftigen Diskussionen unter Theologen, Bibelwissenschaftlern und Gläubigen geführt haben. 

Diese Diskrepanzen betreffen nicht nur die Namen und die Anzahl der aufgeführten Vorfahren, sondern auch die Struktur und die Intention hinter den Stammbäumen. 

Unterschiede zwischen den Stammbäumen bei Matthäus und Lukas

Matthäus beginnt seinen Stammbaum mit Abraham und betont die jüdische Herkunft Jesu und seine Verbindung zum König David, was Jesus als den erwarteten jüdischen Messias darstellt. 

Lukas hingegen führt Jesu Genealogie bis zu Adam zurück, wodurch die universelle Bedeutung Jesu für alle Menschen hervorgehoben wird. 

Während Matthäus seine Genealogie in drei Abschnitte von jeweils vierzehn Generationen gliedert, um eine Struktur und möglicherweise eine symbolische Verbindung zu David zu schaffen, bietet Lukas eine kontinuierliche Linie ohne solche offensichtlichen Unterteilungen. 

Die Unterschiede in den Vorfahren selbst, mit einigen Namen, die nur in einem der beiden Stammbäume auftauchen, weisen auf verschiedene Quellen oder Traditionen hin, aus denen die Evangelisten schöpften.

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Symbolik und Botschaft der Jesus-Vorfahren

Die Auswahl und Präsentation der Vorfahren Jesu in den Evangelien tragen wesentlich zur jeweiligen Symbolik und Botschaft bei. Durch die Betonung der davidischen Linie stellt Matthäus Jesus eindeutig in den Kontext der messianischen Verheißungen des Alten Testaments, was für sein jüdisches Publikum von großer Bedeutung war. 

Lukas hingegen stellt Jesus als den Erlöser aller Menschen dar, eine Botschaft, die für sein eher griechisch geprägtes und nicht ausschließlich jüdisches Publikum relevant war. 

Beide Genealogien verdeutlichen, dass Jesus sowohl tief in der spezifischen Geschichte und den Prophezeiungen Israels verwurzelt ist als auch eine universelle, die ganze Menschheit umfassende Bedeutung besitzt.

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Die Diskrepanzen und die theologischen Bedeutungen der Vorfahren Jesu in den Evangelien nach Matthäus und Lukas spiegeln die Komplexität der Versuche wider, die Identität und Mission Jesu zu verstehen und zu interpretieren. Historischen Wert allerdings kann man ihnen gerade deswegen allerdings kaum beimessen.

Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es außerhalb der Evangelien so gut wie keine zeitgenössischen Notizen von ihm gibt, von Jesu Vorfahren ganz zu schweigen.

Historische und kritische Perspektiven auf die Jesus-Genelaogie

Die Genealogien Jesu, wie sie in den Evangelien nach Matthäus und Lukas dargestellt werden, haben seit jeher Anlass zu kritischen Betrachtungen gegeben.

Während diese Stammbäume für viele Gläubige von großer spiritueller Bedeutung sind, stellen sich aus historisch-kritischer Sicht drängende Fragen bezüglich ihrer Zuverlässigkeit und ihrer Quellen. Die Untersuchung dieser Genealogien erfordert daher nicht nur eine theologische, sondern auch eine historische Perspektive.

Historische Zuverlässigkeit der Abstammung Jesu

Die historische Zuverlässigkeit der biblischen Stammbäume Jesu wird sowohl von Gläubigen als auch von Skeptikern intensiv diskutiert. 

Aus historisch-kritischer Sicht werfen die Unterschiede zwischen den Genealogien in den Evangelien nach Matthäus und Lukas unauflösbare Fragen auf. Da beide Stammbäume zu unterschiedlichen Vorfahren Jesu führen und unterschiedliche Anzahlen von Generationen aufweisen, stellt sich die Frage, inwieweit sie als historisch exakte Dokumente betrachtet werden können. 

Forscher weisen darauf hin, dass die Jesus-Genealogien wahrscheinlich nicht primär als historische Dokumentation gedacht waren, sondern vielmehr theologische und symbolische Botschaften vermitteln sollten. Darüber hinaus ist die direkte historische Überprüfbarkeit der in den Evangelien genannten Vorfahren aufgrund des Mangels an zeitgenössischen außerbiblischen Quellen begrenzt.

Stammbaum Jesus | Jesu Vorfahren
Die Stammbäume Jesu wurden wahrscheinlich einfach erfunden.

Außerbiblische Quellen

Die Suche nach außerbiblischen Quellen, die Licht auf Jesu Abstammung werfen könnten, gestaltet sich schwierig. Die meisten Informationen über Jesus stammen aus den biblischen Evangelien, und außerbiblische Quellen aus der Zeit Jesu, die sich direkt auf seine Genealogie beziehen, sind äußerst rar. 

Einige historische Dokumente, wie die Schriften von Flavius Josephus, einem jüdischen Historiker des 1. Jahrhunderts, erwähnen Jesus zwar, bieten jedoch keine detaillierten Informationen über seine Vorfahren und zeigen deutliche Anzeichen für Manipulationen.

Die kritische Auseinandersetzung mit den Genealogien Jesu zeigt die Herausforderungen, die sich ergeben, wenn theologische Texte als historische Quellen behandelt werden. 

Die offensichtlichen Diskrepanzen zwischen den Stammbäumen in den Evangelien nach Matthäus und Lukas werfen ernsthafte Fragen bezüglich ihrer historischen Genauigkeit auf und deuten darauf hin, dass diese Genealogien eher als theologische Konstrukte denn als verlässliche genealogische Dokumentationen zu verstehen sind. 

Die Abwesenheit stützender außerbiblischer Quellen verschärft das Problem der historischen Verifizierbarkeit und legt nahe, dass die Evangelisten möglicherweise mehr Wert auf die Vermittlung spiritueller Wahrheiten als auf die Bereitstellung genauer historischer Berichte legten. 

Diese Erkenntnis fordert eine kritische Herangehensweise an die biblischen Texte, die sowohl ihre tiefgreifende spirituelle Bedeutung anerkennt als auch ihre historischen und kontextuellen Grenzen respektiert. In diesem Sinne dient die kritische Betrachtung der Jesus-Genealogie nicht nur dem historischen Verständnis, sondern auch der Reflexion über die Art und Weise, wie religiöse Überzeugungen und Traditionen geformt und überliefert werden.

Der Stammbaum Jesu in der Religionskritik

In der Religionskritik wird der Stammbaum Jesu oft als ein zentrales Beispiel für die Diskrepanzen und Interpretationsspielräume innerhalb der biblischen Erzählungen herangezogen. 

Kritiker weisen darauf hin, dass die unterschiedlichen Genealogien in den Evangelien nach Matthäus und Lukas nicht nur Fragen bezüglich ihrer historischen Genauigkeit aufwerfen, sondern auch tiefere, systematische Probleme im christlichen Narrativ offenlegen. 

Diese kritische Sichtweise betont, dass die Evangelien, die als heilige Schriften betrachtet werden, bei genauerer Untersuchung eine Reihe von Inkonsistenzen und möglichen Konstruktionen enthalten, die die Glaubwürdigkeit der überlieferten Geschichte Jesu in Frage stellen. 

In der religionskritischen Diskussion wird argumentiert, dass diese Inkonsistenzen zeigen, dass die Evangelien weniger als objektive historische Dokumente und höchstens als theologische Texte mit spezifischen Absichten und Zielgruppen verstanden werden sollten.

Kritische Fragen und Perspektiven zur Abstammung Jesu

Aus einer kritischen Perspektive heraus werden verschiedene Fragen zur Abstammung Jesu gestellt, die sowohl die historische Zuverlässigkeit der biblischen Stammbäume als auch die dahinterliegenden theologischen Motive hinterfragen. 

Zum einen wird die Plausibilität der unterschiedlichen Genealogien betrachtet, insbesondere im Hinblick darauf, dass sie zu unterschiedlichen Vorfahren und Anzahlen von Generationen führen. Zum anderen wird die Absicht der Evangelisten diskutiert, die mit der Einbettung Jesu in bestimmte genealogische Linien möglicherweise bestimmte theologische Botschaften vermitteln wollten, wie die Erfüllung messianischer Prophezeiungen oder die Darstellung Jesu als Erlöser aller Menschen. 

Die biblischen Texte müssen demnach nicht nur als Glaubensdokumente, sondern als Produkte ihrer Zeit mit spezifischen historischen, kulturellen und theologischen Kontexten betrachtet werden – und als Fiktion.

Der biblische Stammbaum und seine Probleme
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