Jeder, der schon einmal in Bayern war, kennt diese mundartliche Begrüßung: “Grüß Gott” heißt es aber nicht nur in München, sondern auch in der Schweiz. Als verniedlichtes “Grüß Gottle” kennen es auch die Schwaben.

“Grüß Gott” sagt dort jede(r)
Als gebürtiger Münchner weiß ich sehr wohl, dass nicht nur eingefleischte katholische Kirchgänger diesen “göttlichen” Gruß gerne und häufig verwenden.
Auch Ungläubige, arme Heidenkinder und Evangelen (da weiß man als Katholik gar nicht, wer von beiden ärmer dran ist) und sogar die gottlosen Atheisten verwenden das “Grüß Gott” als Alternative zum “Servus”, womit man sich übrigens auf Lateinisch als Sklave anerbietig macht – ganz im Sinne von “Ihr ergebener Diener”. Höflich, aber auch sehr devot.
Glauben die alle an Gott?
Grundsätzlich wünscht man sich mit dem Gruß nicht, dass der Angesprochene sofort ableben möge und danach Gelegenheit habe, den Herrgott persönlich anzusprechen.
Ursprünglich bedeutet der Gruß so etwas wie “möge Gott dir wohlgesonnen sein” oder “möge Gott dich segnen”. Bei dieser etwas gespreizt anmutenden grammatischen Form handelt es sich um einen sogenannten Optativ. Es heißt also quasi “Gott grüße dich”, was die Bayer*innen im ebenso weit verbreiteten “Griaß di God” auch genau so zum Ausdruck bringen.
“Pfiat di God” vs. “Grüß Gott”
Wie so oft wird das Bairische hier also wieder gehörig missverstanden. Besonders witzige Nordlichter interpretieren den Gruß fälschlich als Aufforderung, Gott zu grüßen. Oft genug folgen dann zynische Antworten wie etwa “ja, in Kürze” oder “wenn ich ihn sehe, gern”.
Das geht natürlich komplett an der Sache vorbei. Was sich übrigens auch an manch anderen sprachlichen Erscheinungen zeigt, die sich auf Gott beziehen.
Pfiad di God
Die Verabschiedung “Pfiat di” oder “Pfiad di God” bedeutet analog, dass der liebe Gott den Delinquenten “behüten” möge. Neben dem Verständnis hakt es hier meist auch gehörig mit der Aussprache.
Ich kann allen, die nördlich der Donau geboren sind, nur auf’s Wärmste empfehlen, das “Pfiad di” nicht einmal zu versuchen. Ihr könnt das einfach nicht.
Oder ihr lernt es richtig – mit den entsprechenden sprachwissenschaftlichen Grundlagen. Klickt dazu einfach auf das Buch “Basst scho!”.
Heif da God
“Hilf dir Gott” kommt nach dem gleichen Schema: Gott möge dir helfen. In Bayern entspricht der Ausruf etwa dem hochdeutschen “Gesundheit”. Er kommt nach kräftigen Niesern und anständigen Portionen “Schmoizler” (Schnupftabak) zum Einsatz.
Vergeit’s God
Wohl dir, wenn dir ein Bayer “vergelt’s Gott” zuruft, denn dann steht er in deiner Schuld! Da seine Dankbarkeit größer ist, als er selbst äußern könnte, ruft er im Himmel nach Beistand zur Dankesbekundung.
Den richtigen Gott grüßen …
Wie fast immer, wenn es um Religion und Glauben geht, gibt es früher oder später Streit. So stellten sich die Juden die Frage, ob die Verwendung des Grußes im christlichen Bayern dem jüdischen Gebot widerspreche, den Namen des Herrn nicht zu missbrauchen.
Da aber belegt werden konnte, dass sich der Gruß bereits im alten Testament findet, scheint das zunächst kein ernsthaftes Problem darzustellen. Wen der Hintergrund interessiert, dem empfehle ich diese großartige Biographie des Leo Trepp.
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“Ich möchte mich aber nicht von Gott grüßen lassen”
Eine andere Frage ist, ob man sich “als überzeugter Atheist verbitten” darf, sich von Gott grüßen zu lassen. Dies beinhaltet ja sozusagen, dass man unaufgefordert gesegnet wird. Der Frage nach diesem quasi “Unerwünschten Segen” geht die SZ nach.
Ich meine: Das hält man aus. Schließlich passiert ja nichts. Oder etwa so viel, als ob einen die Zahnfee “segnen” würde. Und ob es sich Gott (für den unwahrscheinlichen Fall, dass er tatsächlich existiert) dazu herablässt, das mit dem Segnen dann auch wirklich zu tun – steht ja nochmal auf einem ganz anderen Blatt.
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