Was ist ein Hadith? Wenn man sich mit dem Islam beschäftigt, begegnet man diesem Begriff schnell. Der Hadith (aus dem Arabischen: حديث Hadīth = Erzählung. Überlieferung, Bericht) ist die Überlieferung einer Handlung des Propheten Mohammeds. Auch Aussprüche (Zitate) werden in diesem Sinn zum Hadith gerechnet.
Hadith: Begriffsdefinition
Mit der Kollektivform „der Hadith“ (manchmal auch das Hadith) bezeichnet man die Gesamtheit der Handlungen und Aussprüche Mohammeds. Die einzelne Überlieferung wird im Singular mit Hadith wiedergegeben, mehrere Einzelüberlieferungen mit der Pluralform Hadithe.
Bedeutung des Hadith
Warum ist das so wichtig? Der Hadith mit seinen Überlieferungen ist maßgeblich für die „Sunna“, also die Handlungsweise des Propheten Mohammeds.
Sunna und Koran
Die Sunna stellt neben dem Koran die zweite Quelle der islamischen Normenlehre („Fiqh“) dar. Deswegen hat sie eine so hohe Bedeutung für muslimische Gläubige.
Ebenso wichtig sind die Hadithe als Grundlage und Überlieferung dieser Handlungsweise(n). Der Hadith kann also in seiner Gesamtheit kaum überschätzt werden. Er ist deswegen so wichtig, weil er sich mit den Worten und Taten Mohammeds beschäftigt. Diese werden als normativ betrachtet, also für gläubige Muslime richtungsweisend und verbindlich.
Lies hierzu auch: Die fünf Säulen des Islam
Aufbau eines Hadiths
Ein Hadith ist grundsätzlich in zwei Teile gegliedert:
1. Kette der Überlieferer: „Isnād“
Als den Isnād (arabisch إسناد „Stütze“) bezeichnet man die Kette der Personen, die den Ausspruch oder die Handlung Mohammeds weitergegeben haben. Es ist recht offensichtlich, dass dadurch den Aussagen eine größere Plausibilität und Authentizität beigemessen werden soll.
Es gibt ununterbrochene und unterbrochene Isnād – je nachdem, ob die Überlieferungskette lückenlos bis zum Propheten nachvollzogen werden kann oder nicht. Ununterbrochene oder auch „gestützte“ Isnād bezeichnen Muslime als „musnad“. Unterbrochene nennt man „munqaṭiʿ“ oder auch „mursal“, wenn die Überlieferung nur den eigentlichen Augenzeugen nicht kennt, danach aber lückenlos ist.
2. Der Hadith-Text
Im zweiten Teil der Überlieferung folgt der eigentliche Bericht über das Diktum (Zitat) Mohammeds oder seine Handlungen.
Welche Arten von Hadithen gibt es?
Für das Hadith-Material gibt es verschiedene Ansätze, es zu kategorisieren.
Die Sortierung nach Anzahl der Überlieferer („Traditionarier“) ist dabei die gebräuchlichste. Naturgemäß reicht die Kette maximal bis zu einem der Weggefährten Mohammeds als direkten Augenzeugen zurück.
Hadithe können aber auch durch die Art ihres Isnāds eingeteilt werden: Ist diese unterbrochen oder ununterbrochen?
Schließlich bietet sich auch noch die „Echtheit“ als Kategorie an: Wie sicher, wie authentisch ist der Hadith?
Beispiel für einen Hadith
Abu Huraira (Allahs Segen auf Ihm) berichtete.
Der Gesandte Allahs (Allahs Frieden und Segen Ihm) [Mohammed] sagte:
„Eine Frau wird für vier Sachen geheiratet, für ihr Vermögen, ihr Familien-Status, ihre Schönheit und ihren Glauben. So heiratet eine fromme Frau, sonst werdet ihr zu den Verlierern zählen.”
Hadithe zum Nachlesen
Hadithe werden oft in Sammlungen zusammengefasst. Die wohl berühmteste Edition ist „Das Buch der Vierzig Hadithe“ des sunnitischen syrischen Gelehrten an-Nawawi (1233-1277). Auf Deutsch gibt es heute unterschiedliche Ausgaben.
Auch der Reclam-Verlag hat zwei Bände mit Hadithen herausgegeben.
Und schließlich gibt es noch diese prachtvolle fünfbändige Ausgabe, die vom Islamwissenschaftler Adel Theodor Khouly ausgewählt und übersetzt wurden. Klicke auf einen der ersten drei Bände für mehr Einzelheiten.
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