Das Münchhausen-Trilemma ist ein philosophisches Problem, das die epistemologischen (erkenntnistheoretischen) Grundlagen unserer Überzeugungen und des Wissens in Frage stellt.

Es wurde nach dem deutschen Baron Münchhausen benannt, der in einer Legende sich selbst aus einem Sumpf befreit, indem er an seinen eigenen Haaren zieht.
Das Trilemma basiert auf dem Gedanken, dass die Suche nach einer Letztbegründung (in einem weiteren Sinn sogar jedes Streben nach Erkenntnis) in einer von drei Optionen mündet, die letztendlich alle unbefriedigend sind.
(Ein Trilemma ist eine Situation, in der drei widersprüchliche Optionen oder Forderungen vorliegen, von denen jedoch keine allein akzeptabel oder erfüllbar ist. Es bezieht sich auf eine Dilemma-ähnliche Situation, die jedoch drei Möglichkeiten statt zwei beinhaltet.)
Es wurde von Hans Albert, einem deutschen Wissenschaftstheoretiker, formuliert.
Das Münchhausen-Trilemmas in der Übersicht
Die drei möglichen Antworten auf Letztbegründungen sind nach dem Münchhausen-Trilemma die folgenden.
1. Dogmatischer Abbruch
Bei einem Dogma wird einfach angenommen, dass bestimmte Grundprinzipien oder Überzeugungen wahr sind, ohne dass dafür weitere Begründungen oder Beweise angeführt werden. Dies führt zum Abbruch des Verfahrens und beharren auf Glaubens”wahrheiten” – kennt man nicht nur von genervten Eltern (“ist halt so”), sondern auch für so manche theistische Argumentation.
2. Infiniter Regress
Die zweite Möglichkeit besteht darin, dass Wissen durch eine unendliche Kette von Begründungen (infiniter Regress) gestützt wird. Dieser Ansatz besagt, dass wir unsere Überzeugungen rechtfertigen können, indem wir auf bereits etabliertes Wissen oder auf andere Überzeugungen verweisen. Dies führt jedoch zu einem unendlichen Regress, da jede Rechtfertigung weitere Rechtfertigungen erfordert, was letztendlich zu keiner endgültigen Begründung führt.
Das bedeutet, dass jede Begründung mit einer weiteren Begründung unterstützt wird, die wiederum eine weitere Begründung erfordert, und so weiter. Dies führt zu einem regressiven Argumentationsmuster, das jedoch in der Praxis unendlich fortgesetzt werden müsste. Kennt man von Kleinkindern.
3. Zirkelschluss
Bei der dritten Möglichkeit verläuft die Argumentation im Kreis. Der logische Schluss leitet sich aus einer Prämisse ab, die den Schluss wiederum bereits voraussetzt.
Das Münchhausen-Trilemma einfach erklärt
In ganz einfachen Worten: Immer, wenn es erkenntnismäßig ans Eingemachte geht,
- stößt man entweder auf “… ist halt so…”,
- stößt man auf eine unendliche Kette von Begründungen, die sich immer weiter hinterfragen lassen oder
- dreht sich mit dem Argument im Kreis und setzt das voraus, was man eigentlich beweisen wollte.
Gibt es eine Letztbegründung?
Das Münchhausen-Trilemma wirft die Frage auf, ob es überhaupt möglich ist, eine endgültige Begründung für unser Wissen zu finden und ob es einen soliden Grund für unsere Überzeugungen gibt. Es stellt die Grundlagen der Erkenntnistheorie und des Rationalismus in Frage und hat in der Philosophie zu intensiven Diskussionen geführt.
Beispiele für das Münchhausen-Trilemma
Das Münchhausen-Trilemma kann beispielsweise auf den Bereich der Religion angewendet werden, um die Herausforderungen bei der Rechtfertigung religiöser Überzeugungen zu verdeutlichen.
Da Religionen oft mit Letztbegründungen arbeiten, beispielsweise bei Schöpfungsgeschichten oder kosmologischen Gottesbeweisen (z. B. beim sogenannten Kalam-Argument), liegt dieses Thema nahe. Hier sind also Beispiele für das Münchhausen-Trilemma im Zusammenhang mit Religion:
Dogmatismus
Eine Person könnte sagen: “Ich glaube an Gott, weil es in meiner heiligen Schrift steht und ich blinden Glauben habe.” Diese Position beruht auf der Annahme, dass die religiösen Texte absolute Wahrheiten enthalten und keiner weiteren Rechtfertigung bedürfen.
Das Problem ist offensichtlich: Es gibt einen ganzen Haufen religiöser Texte – welcher stimmt denn nun? Oft wird den heiligen Schriften der Eltern vertraut, was sagt das über deren Wahrheitsgehalt? Ab einem gewissen Punkt werden diese Glaubens”wahrheiten” nicht mehr hinterfragt: “Ist halt so.” Das Festhalten an einer Überzeugung ohne eine Begründung für diese zu haben, nennt man Dogmatismus.
Beispiel infiniter Regress
Wenn Gott die Welt geschaffen hat, wer hat dann Gott geschaffen? Und wer hat die Entität geschaffen, die Gott geschaffen hat? Es gibt immer noch eine “Instanz”, der Regress ist also unendlich (infinit).
Beispiel Zirkelschluss
Beispiel für einen religiösen Zirkelschluss: “Es gibt Gott, weil dies in der Bibel steht. Die Bibel ist wahr, weil sie das Wort Gottes ist.”

In allen drei Fällen stößt man auf Grenzen, deswegen ja ein Trilemma.
Es gibt keine endgültige Begründung für den Glauben, die sowohl allgemein akzeptiert als auch unumstößlich ist.
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