Was passierte mit Judas?

Was geschah mit Judas?

Jeder kennt den Namen Judas als sprichwörtliche Bezeichnung für einen Verräter. Dies geht auf den Apostel Judas zurück, der laut biblischer Überlieferung Jesus an die Römer verriet. Dies führte letztendlich zur Kreuzigung des Jesus von Nazareth. Soweit, so gut. Doch unklar ist, was nach dem Verrat mit Judas passierte.

Wer war Judas Iskariot?

Nach christlicher Überlieferung wird Judas Iskariot als einer der zwölf Jünger Jesu betrachtet, der Jesus an die römischen Behörden verraten hat, was letztendlich in der Ostergeschichte zu Jesu Verhaftung, Verurteilung und Kreuzigung (und angeblichen Auferstehung) führte. Die Bibel berichtet, dass Judas Jesus mit einem Kuss gekennzeichnet hat, um ihn den römischen Soldaten zu identifizieren.

Was ist der „Judaskuss“?

Der „Judaskuss“ ist ein Begriff, der sich auf die Handlung bezieht, mit der Judas Iskariot Jesus in der biblischen Geschichte verraten hat. Laut dem Neuen Testament der Bibel kennzeichnete Judas Jesus mit einem Kuss, um ihn den römischen Soldaten zu identifizieren. Dieser Kuss wird als Zeichen der Identifikation und des Verrats betrachtet, da Judas Jesus, seinen Lehrer und Anführer, an die römischen Behörden auslieferte.

Der Judaskuss in mittelalterlicher Darstellung.
Was danach mit Judas passierte, ist widersprüchlich

Der Begriff „Judaskuss“ wird häufig metaphorisch verwendet, um eine scheinbare Geste der Freundlichkeit oder Zuneigung zu beschreiben, die in Wirklichkeit jedoch einen Verrat oder eine betrügerische Absicht verbirgt. Es ist ein Ausdruck dafür, wenn jemand scheinbar vertrauenswürdig oder freundlich erscheint, aber tatsächlich heimtückische Absichten hat.

Wie lief der Verrat an Jesus ab? Was tat Judas?

Die verschiedenen Evangelien erzählen den Verrat des Judas Iskariot auf ähnliche, aber dennoch unterschiedliche Weise. Hier ist eine Zusammenfassung der Darstellungen in den vier Evangelien:

  1. Matthäusevangelium: Judas geht zu den Hohenpriestern und sagt ihnen zu, Jesus zu verraten. Sie einigen sich darauf, ihm 30 Silberstücke als Belohnung zu geben. Später identifiziert Judas Jesus durch einen Kuss und übergibt ihn den römischen Soldaten.
  2. Markusevangelium: Judas geht zu den Hohenpriestern und verspricht ihnen, Jesus zu verraten. Es wird jedoch keine Erwähnung von Geld gemacht. Judas identifiziert Jesus mit einem Kuss, und dann wird Jesus verhaftet.
  3. Lukasevangelium: Judas wird von Satan erfüllt und geht zu den Hohenpriestern, um mit ihnen über den Verrat von Jesus zu sprechen. Es wird auch hier keine Erwähnung von Geld gemacht. Später identifiziert Judas Jesus mit einem Kuss, und Jesus wird verhaftet.
  4. Johannesevangelium: Judas ist derjenige, der die Einwände gegen das teure Salböl erhebt, das von Maria auf Jesus gegossen wird. Es wird erwähnt, dass Judas ein Dieb ist und das Geld verwaltet. Es wird nicht explizit erwähnt, dass Judas zu den Hohenpriestern geht oder Jesus mit einem Kuss verrät. Stattdessen gibt es eine Erwähnung, dass Judas Jesus in der Nacht, in der er verraten wird, verlässt.

Erhielt Judas Geld für seinen Verrat?

Lediglich dem Matthäusevangelium zufolge erhielt Judas Geld als Bezahlung für seinen Verrat. Matthäus berichtet, dass die Hohenpriester und die Ältesten des jüdischen Volkes mit Judas eine Vereinbarung trafen, ihm 30 Silberstücke als Belohnung für die Identifizierung und Verhaftung Jesu zu geben. Diese 30 Silberstücke waren der vereinbarte Preis für den Verrat. Es folgte die Passion Christi.

Hier das Original:
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Nachdem Jesus verhaftet worden war, bereute Judas seine Tat und versuchte, das Geld zurückzugeben. Die religiösen Autoritäten lehnten es jedoch ab, das Geld anzunehmen. Judas warf das Geld in den Tempel und verließ ihn. Anschließend beging er entweder Selbstmord durch Erhängen oder kam auf andere Weise zu Tode, je nach unterschiedlichen Berichten in der Bibel.

Was geschah mit Judas, nachdem Jesus gekreuzigt wurde?

Gemäß dem Neuen Testament bereute Judas später seine Tat und versuchte, das von ihm erhaltene Geld zurückzugeben. Die religiösen Autoritäten lehnten dies jedoch ab, und Judas soll schließlich Selbstmord begangen haben.

Wie starb Judas?

Es gibt unterschiedliche Berichte über den genauen Verlauf seines Todes, aber laut dem Matthäus-Evangelium erhängte sich Judas, während die Apostelgeschichte von einem tödlichen Sturz berichtet, bei dem er auf einen Felsen fiel und seine Eingeweide heraussprangen.

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Der Tod des Judas nach dem Matthäusevangelium

Im Matthäusevangelium (Kapitel 27, Verse 3-10 beschreiben den Verrat und die Reue von Judas sowie seinen Selbstmord) wird der Tod des Judas detaillierter beschrieben. Nachdem Judas Jesus verraten und ihm die 30 Silberstücke erhalten hatte, bereute er seine Tat.

Er brachte das Geld zurück zu den Hohenpriestern und Ältesten und sagte, dass er unschuldiges Blut verraten habe. Die religiösen Autoritäten waren jedoch unbeeindruckt und erklärten, dass dies seine eigene Verantwortung sei.

Daraufhin warf Judas das Geld in den Tempel und ging weg. Gemäß dem Matthäusevangelium beging er dann Selbstmord, indem er sich erhängte. Das Geld, das er zurückgegeben hatte, wurde von den religiösen Führern genommen, aber sie beschlossen, es nicht in den Tempelschatz einzubringen, da es Blutgeld war. Stattdessen verwendeten sie es, um einen Acker als Begräbnisstätte für Fremde zu kaufen.

Der Tod des Judas im Matthäusevangelium wird als tragisches Ende seiner Geschichte des Verrats und der Reue dargestellt. 

Als nun Judas, der ihn verraten hatte, sah, dass Jesus zum Tod verurteilt war, reute ihn seine Tat. Er brachte den Hohenpriestern und den Ältesten die dreißig Silberstücke zurück.
Und sagte: Ich habe gesündigt, ich habe euch einen unschuldigen Menschen ausgeliefert. Sie antworteten: Was geht das uns an? Das ist deine Sache.
Da warf er die Silberstücke in den Tempel; dann ging er weg und erhängte sich.

Evangelium nach Matthäus, Kap. 27

Der Tod des Judas nach der Apostelgeschichte

In der Apostelgeschichte (Kapitel 1, Verse 18-19) gibt es eine abweichende Darstellung des Todes von Judas Iskariot im Vergleich zu den anderen Evangelien. Nach der Apostelgeschichte wurde der Tod des Judas nicht durch Selbstmord verursacht, sondern durch eine plötzliche und gewaltsame Todesart.

Gemäß der Apostelgeschichte hatte Judas nach seinem Verrat das Geld genommen und einen Acker gekauft, der dann “Acker des Blutes” oder “Blutacker” genannt wurde. Währenddessen wird berichtet, dass Judas aufgrund seiner Handlungen und der Schuldgefühle, die er empfand, einen schrecklichen Tod erlitt. Er soll kopfüber gefallen sein, und sein Körper wurde zerrissen, sodass seine Eingeweide heraussprangen.

Mit dem Lohn für seine Untat kaufte er sich ein Grundstück. Dann aber stürzte er vornüber zu Boden, sein Leib barst auseinander und alle Eingeweide fielen heraus.

Apostelgeschichte, Kapitel 1

Diese Darstellung des Todes von Judas in der Apostelgeschichte unterscheidet sich von der Selbstmordversion im Matthäusevangelium. Die genauen Umstände und Details seines Todes können historisch nicht vollständig bestätigt werden, und es gibt verschiedene Versionen in den biblischen Schriften.

Was passierte nun wirklich mit Judas Iskariot?

Judas wird lediglich ein drittes Mal im Neuen Testament erwähnt, und das auch nur indirekt: im ersten Korintherbrief des Paulus von Tarsus (Kapitel 11, Vers 23).

Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot (…)

1. Korintherbrief, Kapitel 11

An Paulus als historische Quelle gibt es allerdings berechtigten Zweifel, wie Herrmann Detering gekonnt herausarbeitete.

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Die Unterschiede zwischen dem Matthäusevangelium und der Apostelgeschichte in Bezug auf den Tod des Judas können auf verschiedene Faktoren zurückzuführen sein:

1. Quellen und Traditionen: Die Evangelien und die Apostelgeschichte basieren auf unterschiedlichen Quellen und mündlichen Überlieferungen. Es ist möglich, dass verschiedene Überlieferungen und Traditionen existierten, die zu den unterschiedlichen Darstellungen des Todes von Judas führten.

2. Theologische Schwerpunkte: Die Evangelien und die Apostelgeschichte haben unterschiedliche Schwerpunkte und beabsichtigen unterschiedliche Botschaften zu vermitteln. Die Betonung auf Reue und Selbstmord im Matthäusevangelium kann auf theologische Themen wie Buße und Vergebung abzielen, während die Betonung auf eine gewaltsame Todesart in der Apostelgeschichte möglicherweise auf die göttliche Gerechtigkeit und Bestrafung hinweisen soll.

3. Erzählerische Darstellungen: Die biblischen Texte sind literarische Werke, die von verschiedenen Autoren verfasst wurden. Diese Autoren könnten unterschiedliche Schreibstile, Schwerpunkte und Absichten gehabt haben, die zu den Unterschieden in der Darstellung des Todes von Judas geführt haben könnten.

Es ist wichtig anzumerken, dass die genauen Gründe für die Unterschiede zwischen den Texten nicht eindeutig festgelegt werden können, da wir begrenzte historische Informationen haben.

Die biblischen Texte müssen als theologische und religiöse Schriften betrachtet werden, die verschiedene Perspektiven und Betonungen bieten, um die Lehren und Botschaften des christlichen Glaubens zu vermitteln. Historische Gewissheit lässt sich aus ihnen nicht ableiten.

Im Gegenteil: Die Schilderung dessen, was mit Judas passiert, ist neben der Weihnachtsgeschichte und Himmelfahrt ein weiteres Beispiel für eine frappante Widersprüchlichkeit der Bibel mit sich selbst.

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