Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche

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Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche bezieht sich auf sexuelle Übergriffe und Gewalttaten gegenüber Minderjährigen, die von Geistlichen, Priestern, Lehrern oder anderen kirchlichen Autoritäten begangen wurden. 

Missbrauchsformen

Der Missbrauch kann unterschiedliche Formen annehmen, einschließlich sexueller Berührungen, Vergewaltigung, psychischer Misshandlung und Ausnutzung von Machtverhältnissen.

In vielen Fällen wurden die Opfer von Kindesmissbrauch von den Tätern dazu gezwungen, Stillschweigen zu bewahren, indem sie ihnen mit Bestrafung oder weiteren Übergriffen drohten. In der katholischen Kirche hat es in der Vergangenheit Fälle gegeben, in denen Missbrauch vertuscht oder nicht angemessen darauf reagiert wurde, was zu weiteren Traumatisierungen der Opfer und einem Mangel an Gerechtigkeit geführt hat.

Diese Bücher fassen das Thema Missbrauch in der katholischen Kirche zusammen

Ausmaß des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche

Es ist wichtig zu betonen, dass nicht alle Geistliche oder Mitglieder der katholischen Kirche Täter von Kindesmissbrauch sind. Es handelt sich um eine Minderheit von Individuen, die schwerwiegende Verbrechen begangen haben. Unbestreitbar ist, dass diese Verbrechen das Vertrauen der Menschen in die Institution der Kirche erschüttern und große Schäden bei den Opfern anrichten. Missbrauchsopfer sind von den Missbrauchserlebnissen oft ein Leben lang psychisch geschädigt. Einige nehmen sich das Leben.

Berichte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche sind in vielen Ländern der Welt aufgetaucht. Anzahl und Schwere der Vorfälle variieren von Land zu Land und von Diözese zu Diözese. Beim Ausmaß des Kindesmissbrauchs gibt es eine hohe Dunkelziffer, da viele Missbrauchsopfer aus Scham oder Angst die Missetaten ihrer Peiniger nicht zur Anzeige bringen. 

Kindesmissbrauch in verschiedenen katholischen Landeskirchen 

Es ist keine Übertreibung zu behaupten, dass es Kindesmissbrauch in allen Ländern gibt, in denen die katholische Kirche aktiv ist. Nachfolgend zähle ich kursorisch einige Länder auf, in denen Berichte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche aufgetaucht sind. Die Aufzählung ist selbstredend unvollständig.

Kindesmissbrauch in den Vereinigten Staaten

In den USA wurden zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester und andere kirchliche Würdenträger aufgedeckt, insbesondere in den 1980er und 1990er Jahren. 

  • Ein bekannter Fall war der Skandal um den ehemaligen Erzbischof von Boston, Kardinal Bernard Law. Law trat 2002 zurück, nachdem bekannt wurde, dass er Priester, die des sexuellen Missbrauchs beschuldigt wurden, in andere Gemeinden versetzt hatte, anstatt sie der Polizei zu melden.
  • Der Fall von Theodore McCarrick: Der ehemalige Erzbischof von Washington, D.C. wurde 2018 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen und Seminaristen angeklagt und später aus dem Priesterstand entlassen.
  • Der Fall von John Geoghan: Der ehemalige Priester in Boston wurde 2002 wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt und verurteilt. Dieser Fall war einer der Auslöser für die großflächige Aufdeckung des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche in den USA.
  • Der Fall von Lawrence C. Murphy: Der ehemalige Direktor der St. John’s School for the Deaf in Milwaukee wurde beschuldigt, während seiner Amtszeit von 1950 bis 1974 mehr als 200 Kinder sexuell missbraucht zu haben.
  • Der Fall von Gerald Ridsdale: Der ehemalige katholische Priester in Australien, der auch in den USA tätig war, wurde wegen sexuellen Missbrauchs von mehr als 50 Kindern in den Jahren 1961 bis 1988 verurteilt.

Kindesmissbrauchsfälle in Irland 

In Irland wurden in den 1990er und 2000er Jahren Berichte über Kindesmissbrauch in katholischen Einrichtungen wie Waisenhäusern, Schulen und Kirchen veröffentlicht. 

  • Ein bekannter Fall war der Skandal um das Waisenhaus in Tuam, in dem 2014 Überreste von fast 800 Kindern gefunden wurden.
  • Der Skandal um die Artane Boys’ School: In den 1990er Jahren wurden Berichte über sexuellen Missbrauch von Jungen in dieser Schule bekannt. Ein Bericht von 2009 ergab, dass der Missbrauch seit den 1930er Jahren stattgefunden hatte.
  • Der Fall Brendan Smyth: Brendan Smyth war ein katholischer Priester, der in den 1970er Jahren mehrere Kinder sexuell missbraucht hatte. Der Skandal wurde 1994 öffentlich bekannt und führte zu einem Rücktritt des damaligen Erzbischofs von Dublin.
  • Der Fall von Mary Raftery: Die investigative Journalistin Mary Raftery deckte in den 1990er Jahren die Misshandlung von Kindern in Einrichtungen der katholischen Kirche auf. Ihr Bericht “States of Fear” wurde 1999 veröffentlicht.
  • Der Skandal um das Magdalenen-Heim: In diesem Heim wurden zwischen 1922 und 1996 unverheiratete schwangere Frauen und Mädchen festgehalten, oft gegen ihren Willen. Viele wurden gezwungen, in der Wäscherei des Heims zu arbeiten, und es gab Berichte über körperlichen und sexuellen Missbrauch.
  • Der Skandal um die Christian Brothers: Die Christian Brothers waren eine katholische Ordensgemeinschaft, die in Schulen und Waisenhäusern tätig war. In den 1990er Jahren wurden Berichte über sexuellen Missbrauch von Jungen durch Mitglieder der Gemeinschaft bekannt.

Australien

In Australien hat eine Untersuchungskommission zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche aufgedeckt, die bis in die 1920er Jahre zurückreichen. 

  • Die königliche Kommission für institutionelle Antworten auf Kindesmissbrauch in Australien (Royal Commission into Institutional Responses to Child Sexual Abuse) fand heraus, dass zwischen 1950 und 2010 mehr als 4.000 katholische Priester, Diakone und Ordensleute in Australien des Kindesmissbrauchs beschuldigt wurden.
  • Der ehemalige Erzbischof von Sydney, Kardinal George Pell, wurde wegen sexuellen Missbrauchs von zwei Jungen in den 1990er Jahren verurteilt und später freigesprochen. Zum Zeitpunkt seines Todes im Januar 2023 waren weitere Verfahren wegen Missbrauchs anhängig.
  • In Melbourne gab es eine Reihe von Fällen von Kindesmissbrauch durch katholische Priester, einschließlich des bekannten Falls von Father Kevin O’Donnell, der in den 1980er Jahren mehrere Jungen missbraucht hatte.
  • Im Bistum Maitland-Newcastle im Bundesstaat New South Wales wurden zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch durch Priester und Ordensleute bekannt, die oft von Bischöfen und anderen Kirchenvertretern gedeckt wurden.
  • In Perth wurde der katholische Priester Denis Alexander McAlinden wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt. Der Fall führte zu einer öffentlichen Anklage gegen den damaligen Erzbischof von Perth, Barry Hickey, der beschuldigt wurde, die Vorwürfe gegen McAlinden nicht gemeldet zu haben.
Der australische Bischof George Pell soll zahlreiche Jungen missbraucht und andere Täter aus dem Klerus gedeckt haben

Missbrauchsskandale in Frankreich

  • Ein bekannter Fall von Kindesmissbrauch in Frankreich war der Fall Preynat. Bernard Preynat, ein ehemaliger katholischer Priester, wurde beschuldigt, in den 1970er und 1980er Jahren Dutzende von Jungen sexuell missbraucht zu haben, als er als Pfadfinderführer tätig war. Der Fall wurde 2015 öffentlich bekannt, als ein Opfer Anzeige erstattete. Preynat wurde 2019 von einem Kirchengericht des Erzbistums Lyon des Amtes enthoben. Es wurde jedoch kritisiert, dass die Kirche lange Zeit von den Vorwürfen wusste, aber nicht eingriff. 
  • Ein weiterer bekannter Fall war der des Bischofs von Bayeux-Lisieux, Pierre Pican, der 2001 wegen Nichtanzeige von Missbrauch verurteilt wurde. Er hatte einen Priester nicht gemeldet, der gestanden hatte, einen Jungen sexuell missbraucht zu haben.
  • Philippe Barbarin, der Erzbischof von Lyon war, wurde beschuldigt, sexuellen Missbrauch von Minderjährigen durch einen anderen Priester im Jahr 2014 nicht gemeldet zu haben. Im Jahr 2019 wurde Barbarin wegen Vertuschung von Missbrauch zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. 
  • Ein weiterer Fall war der des Priesters René Bissey, der in den 1990er Jahren im Bistum Laval tätig war. Bissey wurde 2000 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Im Jahr 2010 wurde er erneut wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen angeklagt und zu weiteren 18 Jahren Gefängnis verurteilt. 
  • Der Priester François Lefort, der in den 1980er Jahren im Bistum Bayonne tätig war, wurde 2011 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu fünf Jahren Haft verurteilt. 
  • Der Priester Georges Tronc, der in den 1970er Jahren im Bistum Orléans tätig war, wurde 2018 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen angeklagt.
  • Der Priester François-Marie Léthel wurde 2019 wegen sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen im Bistum Albi verurteilt.

Kindesmissbrauchsskandale der katholischen Kirche Italiens

Im erzkatholischen Italien, quasi dem Mutterland der katholischen Kirche, sind ebenfalls zahlreiche Missbrauchsfälle bekannt geworden. 

  • Pater Ruggero Conti: Der ehemalige Kaplan und Schulleiter von Santa Maria degli Angeli wurde 2011 wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Haftstrafe von 14 Jahren verurteilt.
  • Don Mauro Galli: Ein Priester aus der Nähe von Mailand, der 2014 verhaftet wurde, weil er mehrere minderjährige Mädchen sexuell missbraucht hatte.
  • Die Salesianer Don Boscos: Die Salesianer Don Boscos in Italien wurden in den 1980er Jahren wegen des Missbrauchs von Schülern in ihrer Obhut angeklagt.
  • Das Erzbistum von Catanzaro-Squillace: Im Jahr 2019 wurde bekannt, dass mindestens zehn Priester des Erzbistums von Catanzaro-Squillace sexuellen Missbrauch von Minderjährigen begangen hatten.
  • Der Fall von Don Enrico Radice: Ein Priester aus der Nähe von Mailand, der 2019 von einem Gericht wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Haftstrafe von elf Jahren verurteilt wurde.
  • Der Fall von Don Stefano Maria Cavalletti: Ein Priester aus Norditalien, der im Jahr 2021 wegen des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen zu einer Haftstrafe von acht Jahren verurteilt wurde.

Es gibt keine offiziellen Zahlen, aber die Nichtregierungsorganisation “Rete l’Abuso” trug über 400 Fälle des sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch katholische Priester in Italien zusammen. 

Hochrechnungen gehen sogar davon aus, dass in den letzten Jahrzehnten bis zu einer Million Kinder und Jugendliche in Italien missbraucht worden sein könnten.

Kanada

In Kanada gab es in den 1990er Jahren einen Skandal um die sogenannten “Residential Schools”, die von der katholischen Kirche betrieben wurden. Hier wurden indigene Kinder gezwungen, ihre kulturellen Wurzeln zu verleugnen und in ein System von physischer, emotionaler und sexueller Gewalt gezwungen. Ein Bericht aus dem Jahr 2015 dokumentierte, dass in den Schulen 3.201 Fälle von sexuellem Missbrauch und 1.386 Fälle von sexueller Belästigung stattfanden.

Niederlande

In den Niederlanden wurden in den 2010er Jahren Berichte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche veröffentlicht. Ein Bericht aus dem Jahr 2011 dokumentierte, dass zwischen 1945 und 1981 mindestens 10.000 Kinder in katholischen Einrichtungen sexuell missbraucht wurden. Ein bekannter Fall war der des Bischofs Jo Gijsen, der beschuldigt wurde, sexuelle Übergriffe auf mehrere Minderjährige begangen zu haben.

Belgien

Im Jahr 2010 gab es in Belgien einen Skandal um Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche. Ein Untersuchungsbericht dokumentierte, dass zwischen den 1950er und 1980er Jahren Tausende von Minderjährigen in katholischen Einrichtungen sexuell missbraucht wurden. Ein bekannter Fall war der des Bischofs Roger Vangheluwe, der zurücktrat, nachdem er zugegeben hatte, einen seiner Neffen sexuell missbraucht zu haben.

Weitere Länder

Es wurden auch Berichte über Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in anderen Ländern wie Argentinien, Chile, Polen, Spanien und anderen veröffentlicht. Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche ist ein globales Problem.

Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche Deutschland

Auch in Deutschland sind zahlreiche Fälle von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche bekannt geworden. Weder die sieben Erzbistümer noch eines der 20 weiteren Bistümer in Deutschland ist frei von Vorwürfen, Skandalen oder belegten Fällen. 

Erzbistum Berlin

  • Canisius-Kolleg: Zwischen den 1970er und 1980er Jahren wurden mehrere Schüler des Canisius-Kollegs in Berlin-Mitte von Jesuiten-Priestern sexuell missbraucht.
  • Pfarrer Andreas L.: Im Jahr 2010 wurde ein katholischer Pfarrer im Erzbistum Berlin wegen des sexuellen Missbrauchs eines 15-jährigen Mädchens zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
  • Pfarrer Peter R.: Im Jahr 2011 wurde ein weiterer katholischer Pfarrer im Erzbistum Berlin wegen des sexuellen Missbrauchs eines 13-jährigen Jungen zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.
  • Kloster E.: In den 1960er Jahren wurden mehrere Kinder im Kloster E. in Brandenburg von einem ehemaligen Geistlichen sexuell missbraucht.
  • 2023 wurde entdeckt, dass es in den 1960er Jahren offenbar zu „planvollem und gemeinsamem Missbrauch“ von Kindern durch Priester und Ordensschwestern in Charlottenburg-Wilmersdorf sowie in Neukölln gekommen ist. Demnach sollen Priester zusammen mit Schwestern aus dem Orden der „Schwestern von der Heiligen Elisabeth“ und Schwestern aus dem Orden der „Schulschwestern von unserer Lieben Frau“ Kinder körperlich gezüchtigt und sexuell missbraucht haben.

Erzbistum Freiburg

  • Im Jahr 2010 wurde ein ehemaliger Pfarrer aus dem Schwarzwald wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt. Der Mann hatte über einen Zeitraum von mehreren Jahren Jungen in seiner Gemeinde sexuell missbraucht.
  • Im Jahr 2012 wurde ein früherer katholischer Religionslehrer zu einer Haftstrafe von vier Jahren und drei Monaten verurteilt, weil er mehrere Schüler sexuell missbraucht hatte. Der Mann hatte im Hochschwarzwald unterrichtet.
  • Im Jahr 2016 wurde ein ehemaliger Priester zu einer Haftstrafe von achteinhalb Jahren verurteilt, weil er über einen Zeitraum von mehreren Jahren mehrere Kinder sexuell missbraucht hatte. Der Mann hatte in den 1970er Jahren als Priester in der Diözese Rottenburg-Stuttgart gearbeitet.
  • Im Jahr 2018 wurde ein ehemaliger Pfarrer zu einer Haftstrafe von sechs Jahren und neun Monaten verurteilt, weil er über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren mehrere Jungen sexuell missbraucht hatte. Der Mann hatte in mehreren Gemeinden im Schwarzwald gearbeitet.

Erzbistum Hamburg

Es sind mehrere Fälle von Kindesmissbrauch im Erzbistum Hamburg bekannt geworden. 

  • Ein bekannter Fall ist der des ehemaligen katholischen Priesters Peter R., der 2016 zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt wurde. Er hatte sich an zahlreichen Kindern in der Gemeinde St. Ansgar in Hamburg vergangen. 
  • Ein weiterer Fall ist der des ehemaligen Pastoralreferenten des Erzbistums, der 2010 zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren verurteilt wurde. Er hatte einen Jungen über einen längeren Zeitraum sexuell missbraucht. 
  • Auch in anderen Gemeinden des Erzbistums Hamburg sind Fälle von Kindesmissbrauch bekannt geworden. Eine Studie im Jahr 2023 identifizierte 40 Opfer und 19 Beschuldigte. Die Taten reichen Teils in die DDR zurück.

Kindesmissbrauch im Erzbistum Köln

Das Erzbistum Köln nimmt eine Sonderrolle ein. Die Skandale um Erzbischof Woelki und ein bei einer Münchener Anwaltskanzlei in Auftrag gegebenes und dann zunächst nicht veröffentlichtes Missbrauchsgutachten sorgten in Nordrhein-Westfalen ab 2020 zu einer regelrechten Welle von Austritten aus der katholischen Kirche.

Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki geriet wegen des Umgangs mit Missbrauchsfällen scharf in die Kritik
  • Im Jahr 2010 gab es bekanntgewordene Missbrauchsfälle im Canisius-Kolleg, einem katholischen Gymnasium in Berlin, das vom Erzbistum Köln getragen wurde. Ein ehemaliger Schüler erhob Vorwürfe gegen einen Pater und einen Lehrer, die ihn in den 1970er Jahren sexuell missbraucht hatten. In der Folge wurden weitere Missbrauchsfälle an der Schule bekannt.
  • Im Jahr 2014 wurde ein ehemaliger Priester des Erzbistums Köln wegen Kindesmissbrauchs zu einer Freiheitsstrafe von 8 Jahren verurteilt. Er hatte über Jahre hinweg Jungen sexuell missbraucht und sich an ihnen vergangen.
  • Im Jahr 2018 wurde ein ehemaliger Kaplan des Erzbistums Köln wegen Kindesmissbrauchs verurteilt. Er hatte sich an einem Messdiener vergangen und wurde zu einer Freiheitsstrafe von 5 Jahren verurteilt.
  • Im Jahr 2020 gab es bekanntgewordene Missbrauchsfälle am Aloisiuskolleg, einem katholischen Gymnasium in Bonn, das ebenfalls vom Erzbistum Köln getragen wird. Ein ehemaliger Schüler erhob Vorwürfe gegen einen Priester, der ihn in den 1970er Jahren sexuell missbraucht hatte. In der Folge wurden weitere Missbrauchsfälle an der Schule bekannt. Der ehemalige Schulleiter des Aloisiuskollegs trat aufgrund der Vorwürfe zurück.
  • Im Jahr 2021 erhob eine ehemalige Schülerin Vorwürfe gegen einen ehemaligen Schulleiter eines katholischen Internats in Frechen, das ebenfalls vom Erzbistum Köln getragen wird. Der Mann soll sie in den 1970er Jahren sexuell missbraucht haben.

Diese Fälle sind jedoch nur einige Beispiele für die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle im Erzbistum Köln. Insgesamt gibt es in der Diözese eine hohe Zahl an Missbrauchsvorwürfen, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Im Jahr 2021 wurde ein Gutachten veröffentlicht, das über 2.000 Fälle von Kindesmissbrauch im Erzbistum Köln dokumentiert. Die Kirche steht seit Jahren in der Kritik, nicht ausreichend gegen die Täter vorgegangen zu sein und die Opfer zu wenig zu unterstützen.

Kindesmissbrauch im Erzbistum München und Freising

Ein Gutachten der Anwaltskanzlei Westphal, Spilker und Wastl arbeitete sich 2010 an 13.200 Personalakten im Erzbistum München und Freising von 1945 bis 2009 ab. Dabei wurden rund 36 Hinweise auf sexuellen Missbrauch festgestellt. Insgesamt waren 159 Priester auffällig geworden. Bei 26 Priestern kam es zu gerichtlichen Verurteilungen. Bei 17 weiteren galten Sexualdelikte als nachgewiesen. Körperliche Misshandlungen konnten in 36 Fällen nachgewiesen werden.

  • Georg K. – In den 1980er Jahren soll Georg K., ein ehemaliger Priester, mehrere Jungen sexuell missbraucht haben. Der Fall wurde 2010 öffentlich bekannt.
  • Peter R. wurde beschuldigt, in den 1990er Jahren mehrere Jungen missbraucht zu haben. Er wurde 2013 zu einer Haftstrafe verurteilt.
  • Im Juni 2020 wurde der 2018 verstorbene Münchner Weihbischof Engelbert Siebler beschuldigt, zwischen 1976 und 1985 Schüler sexuell missbraucht und körperlich misshandelt zu haben. Er war damals Präfekt des Studienseminars St. Michael in Traunstein.
  • Friedrich Z. wurde in den 1970er Jahren beschuldigt, Jungen missbraucht zu haben. Der Fall wurde 2010 bekannt, als mehrere Opfer Anzeige erstatteten.
  • Roman K. wurde beschuldigt, in den 1990er Jahren mehrere Jungen missbraucht zu haben. Der Fall wurde 2012 bekannt.
  • Stefan P. soll in den 1980er Jahren mehrere Jungen sexuell missbraucht haben. 
  • Peter Hullermann: Der Missbrauchstäter wurde nach Vorwürfen sexueller Übergriffe innerhalb Bayerns mehrmals versetzt, unter anderem vom späteren Papst Benedikt XVI., Joseph Ratzinger. Durch die Versetzungen wurde es Hullermann ermöglicht, über Jahrzehnte in seelsorgerischem Kontakt mit Kindern zu bleiben. 

    Nachfolgendes Buch erläutert, dass diese Vorgehensweise kein Zufall war: “Der frühere Papst hat die routinemäßig gepflegte Vertuschungspraxis der Kirche nicht nur stillschweigend geduldet, sondern sie als Teil einer konsequent durchdachten religiösen Ideologie selbst stetig praktiziert und gefördert.”
Das “System Ratzinger”:
Missbrauch mit Methode

Erzbistum Paderborn

2010 wurden auch im Erzbistum Paderborn mehrere Missbrauchsfälle bekannt. Nach einer Erklärung des Erzbistums Paderborn wurden im März 2011 Vorwürfe gegen 40 Priester eingeräumt. 56 Missbrauchsopfer hatten sich gemeldet. 

  • Ende der 1970er-Jahre soll sich der damalige Leiter des Collegium Aloysianum in Werl an zwei ehemaligen Schülern vergangen haben.
  • Der ehemalige Priester Peter R. missbrauchte in den 1970er und 1980er Jahren mindestens 50 Jungen sexuell. Die Verantwortlichen im Erzbistum Paderborn hatten von den Vorwürfen gewusst und den Täter in andere Gemeinden versetzt, wo er weiterhin Kontakt zu Kindern hatte.

Erzbistum Bamberg

  • Im Jahr 2010 wurde bekannt, dass ein ehemaliger katholischer Priester des Erzbistums Bamberg, Peter K., in den 1970er und 1980er Jahren mindestens 25 Kinder sexuell missbraucht hatte. Das Erzbistum Bamberg hatte bereits im Jahr 2006 einen Verdacht gegen den Priester, aber erst 2010 wurde der Fall öffentlich.
  • Im Jahr 2019 wurde ein ehemaliger Pfarrer des Erzbistums Bamberg, der zwischen 1972 und 1992 in verschiedenen Gemeinden tätig war, wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt. Die Vorwürfe beziehen sich auf fünf mutmaßliche Opfer.
  • Im Zuge der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche in Deutschland im Jahr 2021 wurden weitere Fälle von Kindesmissbrauch im Erzbistum Bamberg bekannt. Es wurde berichtet, dass in den 1950er bis 1980er Jahren mindestens 13 Priester des Erzbistums Bamberg sexuellen Missbrauch an Minderjährigen begangen haben sollen.

Kindesmissbrauch in deutschen Bistümern

Auch in allen 20 Bistümern Deutschlands gab es Fälle von Kindesmissbrauch durch katholische Geistliche und Mitarbeiter gab.

  • Bistum Aachen: Im Jahr 2021 wurde bekannt, dass ein ehemaliger Kaplan in Aachen mehrere Jungen sexuell missbraucht hatte.
  • Bistum Augsburg: Im Jahr 2019 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 3. Bistum Dresden-Meißen: Im Jahr 2021 wurde bekannt, dass ein ehemaliger Kaplan in einem katholischen Internat in Meißen Kinder sexuell missbraucht hatte.
  • 4. Bistum Erfurt: Im Jahr 2020 wurden Fälle von sexuellem Missbrauch in einem Erfurter katholischen Internat bekannt.
  • 5. Bistum Essen: Im Jahr 2020 wurden mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch in einem katholischen Jugendhaus in Essen bekannt.
  • 6. Bistum Eichstätt: Im Jahr 2018 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 7. Bistum Fulda: Im Jahr 2019 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt.
  • 8. Bistum Görlitz: Im Jahr 2019 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern angeklagt.
  • 9. Bistum Hildesheim: Im Jahr 2018 wurde bekannt, dass mehrere Priester und Mitarbeiter des Bistums Hildesheim Kinder sexuell missbraucht hatten.
  • 10. Bistum Limburg: Im Jahr 2010 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 11. Bistum Magdeburg: Im Jahr 2021 wurden weitere Fälle von Missbrauch in einem katholischen Kinderheim in Magdeburg bekannt.
  • 12. Bistum Mainz: Im Jahr 2010 wurde ein ehemaliger Pfarrer wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 13. Bistum Münster: Im Jahr 2010 wurden mehrere Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche des Bistums Münster bekannt.
  • 14. Bistum Osnabrück: Im Jahr 2010 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 15. Bistum Passau: Im Jahr 2018 wurden Fälle von sexuellem Missbrauch durch einen ehemaligen Domkapellmeister des Bistums Passau bekannt.
  • 16. Bistum Regensburg: Im Jahr 2019 wurde bekannt, dass mehrere Geistliche und Mitarbeiter des Bistums Regensburg Kinder sexuell missbraucht hatten, darunter auch der ehemalige Leiter der Regensburger Domspatzen.
  • 17. Bistum Rottenburg-Stuttgart: Im Jahr 2010 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 18. Bistum Speyer: Im Jahr 2012 wurde ein ehemaliger Priester wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt.
  • 19. Bistum Trier: Hier wurde im Jahr 2018 ein ehemaliger Kaplan wegen des sexuellen Missbrauchs eines minderjährigen Jungen zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt. Der Mann hatte den Jungen in den 1990er Jahren missbraucht, als er als Kaplan in einer Pfarrei im Bistum tätig war. Im Bistum Trier wurde zudem im Jahr 2019 ein ehemaliger Jugendseelsorger wegen des sexuellen Missbrauchs von drei minderjährigen Jungen zu einer Freiheitsstrafe von sieben Jahren verurteilt. Der Mann hatte die Jungen in den 1980er und 1990er Jahren missbraucht, als er als Jugendseelsorger in verschiedenen Gemeinden im Bistum tätig war.
  • 20. Bistum Würzburg: 2020 erfolgte die Verurteilung eines ehemaligen Pfarrers wegen des sexuellen Missbrauchs von drei minderjährigen Jungen zu einer Freiheitsstrafe von sechs Jahren verurteilt. Die Übergriffe hatten sich in den 1990er Jahren ereignet, als der Mann als Pfarrer in einer Gemeinde im Bistum tätig war.
Bistum Münster
Bistum Essen

Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche in Zahlen

  • In Deutschland wurden bis zum Jahr 2021 mehr als 3.700 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gemeldet.
  • In den USA wurden bis zum Jahr 2020 mehr als 18.000 dokumentierte Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche und Mitarbeiter gemeldet.
  • In Australien wurden bis zum Jahr 2017 mehr als 4.400 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche gemeldet.
  • In Irland wurden zwischen den 1940er und 1990er Jahren mehr als 14.500 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche dokumentiert.
  • In Kanada wurden bis zum Jahr 2021 mehr als 4.300 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gemeldet.
  • In Frankreich wurden bis zum Jahr 2021 mehr als 3.000 Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gemeldet.
  • In den Niederlanden wurden bis zum Jahr 2018 mehr als 1.000 Fälle von sexuellem Missbrauch von Kindern in der katholischen Kirche dokumentiert.

Dies sind “nur” die gemeldeten Fälle, wohlgemerkt. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte um ein Vielfaches höher sein.

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Dunkelziffer für Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche

Es ist schwierig, die Dunkelziffer des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche zu quantifizieren, da viele Opfer aus Angst, Scham oder anderen Gründen ihre Erfahrungen nicht melden oder bekannt machen. Das Dunkelfeld kann auch je nach Land und Region unterschiedlich sein. Es gibt jedoch einige Schätzungen und Studien, die versucht haben, die Dunkelziffer zu erfassen. 

Hier sind einige maximale Schätzungen nach Ländern:

  • In Deutschland kam eine Studie aus dem Jahr 2018 zu der Einschätzung, dass nur etwa 5-10 % der sexuellen Übergriffe auf Kinder durch Priester und andere kirchliche Mitarbeiter tatsächlich gemeldet wurden. Die Dunkelziffer wäre demnach enorm.
  • In den USA wurde in einer Studie aus dem Jahr 2004 geschätzt, dass nur etwa 10 % der Fälle von sexuellem Missbrauch durch katholische Geistliche überhaupt bekannt gemacht wurden.
  • In Australien wurde in einer Untersuchung aus dem Jahr 2017 geschätzt, dass es möglicherweise bis zu viermal so viele Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gab, wie offiziell berichtet wurde.
  • In Irland schätzte die Murphy-Kommission im Jahr 2009, dass die tatsächliche Zahl der Opfer des sexuellen Missbrauchs durch katholische Priester “mindestens doppelt so hoch” war wie die Zahl der gemeldeten Fälle.
  • In Kanada gab eine Untersuchungskommission im Jahr 2015 an, dass es eine “beträchtliche Dunkelziffer” von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche gab, da viele Opfer aus Angst, Scham oder anderen Gründen ihre Erfahrungen nicht gemeldet hatten.
  • In Frankreich wurde im Jahr 2021 in einer Studie geschätzt, dass nur etwa 5–6 % der Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche tatsächlich bekannt gemacht wurden.

Diese Schätzungen zeigen, dass die Dunkelziffer des Kindesmissbrauchs in der katholischen Kirche sehr hoch sein könnte und dass es wahrscheinlich viele nicht gemeldete Fälle gibt.

Wie reagiert die Öffentlichkeit auf Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche?

Die Reaktionen der Öffentlichkeit auf den Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche sind vielfältig und reichen von Empörung und Wut bis hin zu Forderungen nach einer umfassenden Aufklärung und Konsequenzen für die Verantwortlichen. 

Viele Menschen sind enttäuscht von der katholischen Kirche und werfen ihr vor, den Kindesmissbrauch jahrelang vertuscht und verschwiegen zu haben. Es gibt auch Betroffene, die öffentlich über ihre Erfahrungen sprechen und sich für eine bessere Unterstützung und Entschädigung einsetzen.

Die Öffentlichkeit erwartet von der katholischen Kirche eine transparente und umfassende Aufklärung der Fälle von Kindesmissbrauch, eine konsequente Bestrafung der Täter und eine angemessene Entschädigung für die Opfer. Viele Menschen fordern auch eine grundsätzliche Veränderung der Strukturen in der katholischen Kirche, um künftigen Missbrauch zu verhindern und den Schutz von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten.

Austrittswelle aus der katholischen Kirche nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen

Nach Bekanntwerden von zahlreichen Fällen von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche kam es in verschiedenen Ländern zu einer Austrittswelle aus der Kirche. Viele Menschen waren empört darüber, dass die Kirche jahrelang den Missbrauch vertuscht und verschwiegen hatte und sich nicht angemessen um die Opfer kümmerte. 

Für viele war der Missbrauchsskandal ein Zeichen dafür, dass die Kirche ihre moralische Autorität verloren hatte und nicht mehr glaubwürdig sei.

In Deutschland zum Beispiel gab es im Jahr 2010, als der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche in vollem Ausmaß bekannt wurde, einen starken Anstieg der Austritte aus der Kirche. So traten im April 2010 rund 21.000 Menschen aus der katholischen Kirche aus, im Mai waren es sogar 24.000 und im Juni 2010 verließen etwa 29.000 Menschen die Kirche. In den folgenden Jahren blieb die Austrittszahl auf einem hohen Niveau, obwohl sie sich langsam stabilisierte.

Auch in anderen Ländern, wie Irland und den USA, kam es nach Bekanntwerden von Missbrauchsfällen zu einem starken Anstieg der Austrittszahlen. Viele Menschen fühlten sich von der Kirche im Stich gelassen und hatten das Vertrauen in ihre moralische und spirituelle Autorität verloren.

Die katholische Kirche hat inzwischen Maßnahmen ergriffen, um den Missbrauchsskandal aufzuarbeiten und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um künftigen Missbrauch zu verhindern. Ob dies ausreicht, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen, bleibt abzuwarten.

Maßnahmen der katholischen Kirche gegen institutionalisierten Kindesmissbrauch

Die katholische Kirche hat in den vergangenen Jahren einige Maßnahmen ergriffen, um den Missbrauchsskandal aufzuarbeiten und Präventionsmaßnahmen zu ergreifen, um künftigen Missbrauch zu verhindern.

Eine wichtige Maßnahme war die Einrichtung von unabhängigen Kommissionen, die die Missbrauchsfälle untersuchen und Empfehlungen für die Prävention von sexuellem Missbrauch aussprechen. In vielen Ländern hat die Kirche zudem finanzielle Entschädigungen für die Opfer bereitgestellt.

Die Kirche hat auch Leitlinien und Verhaltenskodizes für ihre Mitarbeiter erlassen, um den Umgang mit Kindern und Jugendlichen sicherer zu machen. Darüber hinaus wurden Schulungen und Fortbildungsmaßnahmen für Priester, Ordensleute und kirchliche Mitarbeiter eingeführt, um sie für das Thema sensibilisieren und zu einem angemessenen Umgang mit Verdachtsfällen befähigen.

Ein weiterer wichtiger Schritt war die Einführung von Meldesystemen, über die Verdachtsfälle gemeldet und untersucht werden können. Hierbei wurden auch die Strafverfolgungsbehörden eingebunden.

Insgesamt haben diese Maßnahmen dazu beigetragen, die Aufklärung von Missbrauchsfällen zu verbessern und die Prävention von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche zu stärken. Dennoch gibt es noch viel zu tun, um das Vertrauen der Menschen zurückzugewinnen und sicherzustellen, dass sich Missbrauchsfälle in der Zukunft nicht wiederholen.

Schutz der Missbrauchstäter vor der Strafverfolgung

Es ist bekannt, dass die katholische Kirche in der Vergangenheit in einigen Fällen versucht hat, Missbrauchstäter vor der Strafverfolgung zu schützen. Einige dieser Fälle wurden weiter oben erwähnt. Hierbei wurden in der Regel die Interessen der Institution und der betroffenen Geistlichen über die Interessen der Opfer gestellt. Im Folgenden sollen einige der Praktiken genauer erläutert werden:

Vertuschung von Missbrauchsfällen 

Die katholische Kirche hat in der Vergangenheit versucht, Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche zu vertuschen. Hierbei wurden Opfer eingeschüchtert oder bedroht, um sie davon abzuhalten, die Öffentlichkeit oder die Strafverfolgungsbehörden zu informieren. In einigen Fällen wurden auch Geistliche, die sexuellen Missbrauch begangen hatten, einfach in eine andere Gemeinde oder in ein anderes Land versetzt, um weitere Untersuchungen zu vermeiden.

Geheimhaltung durch den Vatikan

Der Vatikan hat in der Vergangenheit ebenfalls versucht, Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche geheim zu halten. Hierbei wurden Bischöfe und andere Verantwortliche innerhalb der Kirche angewiesen, Fälle nicht an die Strafverfolgungsbehörden zu melden und stattdessen intern zu behandeln. Dies hat dazu geführt, dass viele Fälle nie öffentlich wurden und dass viele Täter ungestraft blieben.

Verjährung der Missbrauchstaten

In einigen Ländern verjähren Straftaten nach einer bestimmten Zeit. Die katholische Kirche hat in der Vergangenheit versucht, diese Verjährungsfristen zu nutzen, um Fälle von sexuellem Missbrauch durch Geistliche zu vermeiden. Hierbei wurden Fälle erst spät oder gar nicht gemeldet, um sicherzustellen, dass sie nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden konnten.

Druck auf Missbrauchsopfer

In einigen Fällen hat die katholische Kirche versucht, Opfer sexuellen Missbrauchs durch Geistliche dazu zu bringen, auf eine Anzeige oder eine weitere Untersuchung zu verzichten. Hierbei wurden Opfer oft unter Druck gesetzt oder eingeschüchtert, um sie davon abzuhalten, weitere Schritte zu unternehmen.

Es mag sein, dass die katholische Kirche in den vergangenen Jahren versucht hat, die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen zu verbessern und den Schutz von Opfern zu stärken. Hierbei wurden auch Maßnahmen ergriffen, um sicherzustellen, dass Missbrauchstäter vor der Strafverfolgung nicht mehr geschützt werden. Dennoch gibt es noch viel zu tun, um sicherzustellen, dass sexueller Missbrauch in der katholischen Kirche effektiv bekämpft wird und dass die Interessen der Opfer stets im Vordergrund stehen.

Verhältnis von Staatsanwaltschaft und katholischer Kirche bei der Verfolgung von Kindesmissbrauch

Das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaft und katholischer Kirche bei der Verfolgung von Kindesmissbrauch ist ein schwieriges Thema, das in vielen Ländern unterschiedlich gehandhabt wird.

In der Regel ist die Staatsanwaltschaft für die Strafverfolgung von Kindesmissbrauch zuständig und die Kirche hat keine Sonderrechte oder Immunität vor dem Gesetz. Allerdings gibt es auch Fälle, in denen die Kirche versucht hat, Einfluss auf die Strafverfolgung zu nehmen oder den Missbrauch intern zu behandeln, um eine öffentliche Schande und rechtliche Konsequenzen zu vermeiden.

Ein Beispiel hierfür ist der Fall des ehemaligen Erzbischofs von Adelaide (Australien), Philip Wilson, der 2018 wegen Vertuschung von Kindesmissbrauch verurteilt wurde. Wilson hatte Kenntnis von den Missbrauchsvorwürfen gegen einen Geistlichen, aber nichts unternommen, um den Täter zu stoppen oder die Opfer zu schützen. Die Kirche hatte Wilson zunächst nicht suspendiert oder entlassen und erst nach einer öffentlichen Debatte und einem Gerichtsverfahren gegen ihn reagierte sie.

Ein weiteres Beispiel ist der Fall des ehemaligen Kardinals Theodore McCarrick in den USA, der jahrelang Missbrauch begangen hatte. Die Kirche hatte lange Zeit keine Maßnahmen gegen McCarrick ergriffen und erst nach öffentlichem Druck und Untersuchungen durch die Kirche wurde er schließlich aus dem Klerikerstand entlassen.

Schweigegeld

In einigen Fällen haben die Kirchenbehörden auch versucht, den Opfern Schweigegeld zu zahlen oder Verträge abzuschließen, die die Opfer daran hindern, über den Missbrauch zu sprechen oder die Kirche zu verklagen. Solche Maßnahmen sind nicht nur moralisch fragwürdig, sondern auch gesetzlich fraglich.

Insgesamt ist das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaft und katholischer Kirche bei der Verfolgung von Kindesmissbrauch ein komplexes Thema. Sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene behandelt werden muss, um die Sicherheit und das Wohlbefinden von Kindern zu gewährleisten.

Das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaften und der katholischen Kirche in Deutschland in Bezug auf die Verfolgung von Kindesmissbrauch ist komplex und umstritten. Bislang gilt: Wenn ein Missbrauchsfall in der katholischen Kirche bekannt wird, gibt es in der Regel eine interne Untersuchung durch die Kirche selbst. Hierbei wird versucht, den Vorfall aufzuklären und gegebenenfalls den Täter zu identifizieren und zu bestrafen. 

In einigen Fällen wird die Polizei eingeschaltet und es kommt zu einer strafrechtlichen Verfolgung. Die Kirche kann auch disziplinarische Maßnahmen gegen den Täter ergreifen, wie z. B. die Entlassung aus dem Priesteramt oder die Versetzung in den Ruhestand. 

Gleichzeitig wird versucht, den Opfern Unterstützung und Hilfe anzubieten – wenn sie nicht unter Druck gesetzt werden wie oben geschildert. In der Vergangenheit gab es zudem Vorwürfe, dass die Kirche versucht habe, Missbrauchsfälle zu vertuschen und Täter vor der Strafverfolgung zu schützen. Es wurde berichtet, dass Bistümer beispielsweise Unterlagen und Akten vernichtet oder zurückgehalten haben, um die Ermittlungen zu behindern.

Kirchenvertreter müssen in Deutschland bei Verdacht auf Kindesmissbrauch auch das staatliche Jugendamt informieren.

Allerdings hat sich in den letzten Jahren auch ein Wandel vollzogen. Die Kirche hat ihre Zusammenarbeit mit den Behörden verbessert und stellt mittlerweile oft freiwillig Informationen über Missbrauchsfälle zur Verfügung. Es gibt auch spezielle Ansprechpartner in den Bistümern, die als Schnittstelle zwischen Kirche und Justiz dienen und den Informationsaustausch erleichtern.

Die Staatsanwaltschaften in Deutschland gehen Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche konsequent nach und haben in einigen Fällen auch Anklagen gegen Täter erhoben. Es gibt jedoch auch Kritik daran, dass die Strafen oft zu milde ausfallen und dass es Schwierigkeiten bei der Beweisführung gibt, da viele Taten lange zurückliegen und es oft keine unabhängigen Zeugen gibt.

Insgesamt bleibt das Verhältnis zwischen Staatsanwaltschaft und katholischer Kirche in Bezug auf die Verfolgung von Kindesmissbrauch in Deutschland angespannt und von gegenseitigem Misstrauen geprägt.

Hilfe für Missbrauchsopfer und Betroffene

In Deutschland gibt es verschiedene Anlaufstellen und Organisationen, die Hilfe und Unterstützung für Betroffene von Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche anbieten. Hier sind einige Beispiele:

1. Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs: Die Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs ist eine Anlaufstelle für Betroffene und bietet eine kostenlose und anonyme Telefonberatung an. Sie vermittelt zudem Kontakte zu Therapeuten und weiteren Hilfsangeboten.
https://beauftragte-missbrauch.de/ 

2. Betroffeneninitiativen: In verschiedenen Städten und Regionen gibt es Initiativen von Betroffenen, die sich gegenseitig unterstützen und beraten. Eine Übersicht über diese Initiativen findet man auf der Webseite des Netzwerks Betroffener von sexualisierter Gewalt.
https://netzwerkbplus.de/ 

3. Opferschutzbeauftragte der Bistümer: Die meisten Bistümer in Deutschland haben Opferschutzbeauftragte eingesetzt, die Betroffenen von sexuellem Missbrauch in der Kirche Hilfe und Unterstützung anbieten. Sie helfen zum Beispiel bei der Vermittlung von Therapeuten und können bei der Aufarbeitung von Fällen behilflich sein.

4. Beratungsstellen: Es gibt verschiedene Beratungsstellen, die Betroffenen von sexuellem Missbrauch allgemein oder auch speziell in der Kirche Hilfe anbieten. Hierzu gehören zum Beispiel der Weiße Ring oder das Hilfetelefon “Gewalt gegen Frauen“.

Es ist wichtig zu betonen, dass es keine Schuld bei den Betroffenen gibt und es ihnen zusteht, Unterstützung zu bekommen.

Dokumentation zum Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche

Linksammlung zum Kindesmissbrauch in der römisch-katholischen Kirche

Bücher zu Missbrauch in der Kirche

Katholische Sexualmoral
Das “System Ratzinger”
Evangelische Kirche

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