Die Grabstätte des Jesus von Nazareth ist verständlicherweise für Christen ein heiliger Ort. Hier lag angeblich der Gottessohn zu Grabe, bevor er auf wundersame Weise von seinem “Vater” zu sich “geholt” wurde – wir alle kennen die Ostergeschichte und die Story von der Auferstehung und der Himmelfahrt.
Gibt es das Grab des Messias in Jerusalem?
Es ist nachvollziehbar, dass für Anhänger*innen christlicher Konfessionen die Grabstätte des Jesus heilig ist. Indizien, die für die Glaubwürdigkeit derselben sprechen, werden von der Kirche gerne aufgegriffen – und sei es nur, dass Wissenschaftler herausfinden, dass etwa der Mörtel zwischen dem Kalkstein und der darauf platzierten Marmorplatte zeitlich zur vermuteten Wiederentdeckung des Grabes im vierten Jahrhundert passt.
Tatsächlich gibt es weder historische noch archäologische tragfähige Befunde, die die Grabstätte Jesu einwandfrei identifizieren. Die Frage ist also keineswegs eindeutig beantwortet, auch wenn sich das im Religionsunterricht vielleicht anders angehört haben mag.
Im Grunde genommen ist nicht einmal zweifelsfrei belegt, dass es Jesus von Nazareth als historische Person tatsächlich gegeben hat (sogenannte Nichthistorizitäts-Hypothese) – auch wenn der wissenschaftliche Konsens von der Annahme ausgeht, der sagenhafte jüdische Wanderprediger habe wirklich existiert.
In der Historiographie gibt es eine Vielzahl von Interpretationen und widersprüchlichen Berichten. Nach den biblischen Texte wurde Jesus nach seiner Kreuzigung am Karfreitag von Josef von Arimathäa in ein von ihm bereitgestelltes Grab gelegt.
Die Evangelien beschreiben dann, wie Frauen das Grab am Ostermorgen leer vorfanden und ein Engel ihnen mitteilte, dass Jesus von den Toten auferstanden sei. Die Schilderungen sind allerdings nicht gänzlich widerspruchsfrei.
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Sepulcrum Domini: das Grab des Herrn
Archäologische Untersuchungen haben jedoch keine direkten Beweise für die Existenz des Grabes von Jesus erbracht. Es gibt einige Gräber, die als mögliche Kandidaten in Betracht gezogen werden könnten. In der Pole Position ist natürlich das Felsengrab in Jerusalem, über dem die Grabeskirche errichtet wurde.
Die Grabeskirche in Jerusalem
Schenkt man den biblischen Schilderungen Glauben, so wurde Jesus am Karfreitag in der Nähe von Jerusalem hingerichtet (“Passion Christi”) und anschließend in einem Felsengrab beigelegt.

Dieses Felsengrab wurde im vierten Jahrhundert von einer römischen Delegation des Kaisers Konstantin als überlieferte Stelle der Beilegung Christ identifiziert. Auch Eusebius von Caesarea, der sogenannte “Vater der Kirchengeschichte”, bestätigt dies. Hier gilt es natürlich zu beachten, dass sowohl Konstantin (nach dem Konzil von Nicäa) als auch Eusebius eine starke Motivation hatten, den Jesus-Mythos nach Kräften zu stützen.
Die Ädikula

Die “Heilig-Grab-Ädikula” ist ein kleines Schrein-Gebäude innerhalb der Grabeskirche in Jerusalem. Sie ist der Ort der eigentlichen Grabstätte Jesu. Die Ädikula wurde im 19. Jahrhundert während einer Restaurierung der Grabeskirche erbaut und besteht aus einer kleinen Kapelle und einem vorgelagerten Vorraum.
Die Ädikula markiert den (angeblich) genauen Ort der Kreuzigung, Bestattung und Auferstehung Jesu Christi. Deswegen ist sie ein wichtiger Ort christlichen Gebets und ein Ort der Verehrung für Christen aus der ganzen Welt.
Sie ist von zahlreichen Kerzen und Lampen umgeben und geschmückt mit kunstvollen Mosaiken, Ikonen und anderen religiösen Kunstwerken.
Weitere Elemente der Grabeskirche sind:
- den Salbungsstein
(gedenkt der Salbung des Leichnams Jesu), - den Golgatafelsen
(auch: Kalvarienberg, Stelle des Kreuzes), - das Katholikon
(das Mittelschiff) oder - die Kreuzauffindungskapelle.

Lag Jesus wirklich im Jerusalemer Felsengrab?
Das Grab selbst ist in einem bemerkenswert guten Zustand, was darauf hindeutet, dass es von besonderer Bedeutung war.
Allerdings gibt es auch Argumente gegen die Identifizierung des Grabes unter der Grabeskirche als die Grabstätte von Jesus. Einige Wissenschaftler argumentieren, dass das Grab möglicherweise zu groß und luxuriös für einen Mann von Jesu sozialer Schicht und religiösem Hintergrund gewesen wäre.
Darüber hinaus gibt es keine direkten Beweise, die eine Identifizierung mit Jesus Christus belegen würden.

Wurde Jeus in Indien begraben?
Es gibt auch abweichende Theorien: Die vielleicht spektakulärste ist die, dass Jesus seine Kreuzigung überlebt habe und nach Indien geflohen sei. Hier habe er ein langes Leben gehabt und sei schließlich in Kashmir gestorben.
Das Grab des Yuz Asaf wird mit diesen angeblichen Geschehnissen in Verbindung gebracht. Dieser Heilige sei Jesus gewesen. Es gibt allerdings keine historischen Aufzeichnungen oder archäologischen Funde, die darauf hindeuten, dass Jesus in Indien begraben wurde oder dass er dort gelebt hat.

Die Theorie, dass Jesus in Indien begraben wurde, hat keinen wissenschaftlichen Konsens und basiert auf Behauptungen und Spekulationen. Ausschließen kann man dies natürlich nicht endgültig, aber es ist doch sehr unwahrscheinlich.
Fazit zur Grabstätte Jesu
Falls es Jesus gegeben hat, und falls er von den Römern gekreuzigt wurde, liegt es nahe, dass seine Beisetzung in oder um Jerusalem erfolgte. Die aktuell von den Christen verehrte Grabstätte ist grundlegend plausibel. Mit Sicherheit identifiziert werden kann die Grabstätte Jesu allerdings nicht. Theorien, nach denen Jesus die Kreuzigung überlebt habe und nach Indien geflohen sei, sind abwegig.
Gab es Jesus wirklich? Diese Bücher behandeln das Thema des historischen Jesus.
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