Monotheistische Religionen: Entstehung und Bedeutung

religious temple

Monotheistische Religionen sind Glaubenssysteme, die an einen einzigen Gott glauben. Damit unterscheiden sich monotheistische Religionen vom Polytheismus – dem Glauben an viele Götter. Mit dem Begriff des Henotheismus gibt es eine dritte Variante: Hier glauben Menschen zwar an viele Götter, räumen einer Gottheit aber einen Vorrang ein. 

Was bedeutet „monotheistische“ Religion?

Der Begriff kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörter mónos (μόνος = „allein“ und theós (θεός  = „Gott“) zusammen. Monotheismus heißt also wortwörtlich so viel wie „alleiniger Gott“ oder „einziger Gott“. Zur Begriffsgeschichte: Erstmalig nachweislich erwähnt wurde der Monotheismus übrigens erst im Jahr 1660 bei Henry More, einem englischen Philosophen.  

Monotheistische Religionen: Definition des Eingottglaubens

Und damit wäre die Definition auch schon vorgegeben: Sie ist recht wörtlich zu nehmen. Menschen glauben beim Monotheismus an einen einzigen Gott. Der deutsche Begriff „Eingottglaube“ verdeutlicht dies nochmal.

Ihm gegenüber steht der Polytheismus mit seiner Vielgötterei: Denken wir nur an die griechische Mythologie mit ihren zahlreichen Gottheiten (Zeus, seine fünf Geschwister Demeter, Hades, Hera, Hestia und Poseidon, Apollon, Artemis, Ares, Hephaistos, Morpheus, Hypnos, Asklepios und wen es da nicht noch alles gab). 

Es gibt trotzdem auch beim Monotheismus Unterschiede. Die theologische beziehungsweise religionswissenschaftliche Forschung teilt ein in exklusiven, inklusiven, universalen und partikulären Monotheismus.

Die beiden Bücher geben einen guten Überblick über die Entstehung des Monotheismus.
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Exklusiver Monotheismus

Der exklusive Monotheismus erkennt nur die Existenz einer einzigen Gottheit an. 

Inklusiver Monotheismus

Der inklusive Monotheismus erkennt zwar an, dass es andere Gottheiten gibt, räumt aber einer einzigen unter ihnen den Vorrang ein.

Universaler Monotheismus

Der universale Monotheismus räumt der verehrten Gottheit einen umfassenden (universalen) Geltungsanspruch ein. Die Gottheit ist also für alle Menschen, Lebewesen etc. gleichermaßen „gültig“.

Partikulärer Monotheismus

Der partikuläre Monotheismus begrenzt den Geltungsanspruch der monotheistischen Gottheit auf eine Gruppe oder Kultur. 

Der Unterschied zwischen Monotheismus und Monolatrie

Ein weiteres wichtiges Begriffspaar in diesem Zusammenhang ist der von Monolatrie und Polylatrie, der analog zu Monotheismus/Polytheismus zu verstehen ist.

Den Wortteil mónos kennen wir ja bereits. Nun kommt als zweiter Bestandteil latreía hinzu (λατρεία = Gottesdienst). Hier wird von einer bestimmten Gruppe ein einziger Gott als Haupt- oder Nationalgott verehrt. Die Frage nach der Verehrung steht also im Mittelpunkt. 

Es wird vielfach angenommen, dass die Monolatrie eine Zwischenstufe zwischen Polytheismus und Monotheismus gewesen sei. Selbst das Alte Testament erkennt die Existenz anderer Götter an einigen Stellen an (zum Beispiel Psalm 82,1).

Wie und wann sind monotheistische Religionen entstanden? 

Es gibt mehrere Theorien dazu, wie monotheistische Religionen entstanden sein könnten. Eine gängige Annahme ist, dass sich monotheistische Religionen einem bestimmten Muster folgend ausgebildet haben. Dementsprechend habe zunächst die Auffassung von einer belebten Umwelt geherrscht (Animismus).

photo of hanuman hindu god statue
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Diese habe dann in einen Polytheismus gemündet, in welchem bestimmte Götter und Göttinnen für bestimmte Aspekte der Natur und Kultur „zuständig“ waren. Als Beispiel seien hier der Kriegsgott Mars und der Meeresgott Neptun aus der römischen Mythologie genannt. In den großen europäischen polytheistischen Religionen, der griechischen und römischen Mythologie, gab es allerdings mit Zeus und Jupiter Hauptgötter bzw. Götterväter, die am mächtigsten waren.

Im Laufe der Zeit und mit dem Vormarsch der Buchreligionen (Judentum und Christentum) habe sich dann die monotheistische Auffassung gegenüber der polytheistischen durchgesetzt.

Welche und wie viele monotheistischen Religionen gibt es?

Abrahamitische Religionen

Als erste monotheistische Religionen fallen uns natürlich die drei abrahamitischen Religion ein: Judentum, Christentum und Islam. Diese Offenbarungsreligionen kennen nur einen Gott. 

Das Judentum als monotheistische Religion

Stimmt das aber? 

Wenn wir an den oben zitierten Psalm denken, erkennt das Alte Testament ja durchaus an, dass es neben Jahwe noch andere Götter gegeben hat. Ein weiteres Beispiel aus der Bibel hierfür ist die Verehrung des Goldenen Kalbs. 

Und wenn wir an das erste mosaische Gebot denken („Du sollst keine anderen Götter haben neben mir!“) impliziert das ja zumindest, es müsse noch andere geben. Sonst wäre das Gebot ja vollkommen überflüssig.

Bernhard Lang geht sogar davon aus, dass die Israeliten sich erst in einer Notsituation (Krieg) Jahwe zuwandten: Er sollte sie als Kriegsgott unterstützen. Nach Kriegsende kehrte man dann aber zur Verehrung der lokalen „Ortsgötter“ zurück. Wiederkehrende Krisen, vor allem die wiederkehrenden Konflikte mit dem assyrischen Reich im 7./8. Jahrhundert v. Chr. haben dann zu einer weiteren und schließlich ausschließlichen Verehrung Jahwes geführt.

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Trinitarischer Monotheismus: Sind überhaupt Christen Monotheisten?

Noch komplizierter wird es bei den Christen. Hier haben wir zwar auch nur einen Gott (den bereits bekannten jüdischen Kriegsgott Jahwe). Allerdings wird auch seinem Sohn Jesus Göttlichkeit zugemessen (spätestens seit dem Konzil von Nizäa), zudem gibt es noch den Heiligen Geist („Atem Gottes“). Es sind also insgesamt derer drei. 

Wie passt das zur Auffassung des Christentums als monotheistische Religion, die zweifellos unter ihren Anhängern vorherrschend ist? Nun – gar nicht. Und es bedarf auch einiger Wortakrobatik, um das wieder hinzubiegen. So sei die Trinität (Dreifaltigkeit) nur ein Gott, natürlich Jahwe, aber drei Personen.

Wenn dir das jetzt seltsam vorkommt, so hat das Gründe. Man muss halt dran glauben.

Die Trinität ist ein „bemerkenswertes“ Konzept

Absoluter Monotheismus: der Islam

Der Islam ist hier erfrischend eindeutig: Er behauptet steif und fest, es gäbe nur einen Gott und basta. Das Bekenntnis ist die erste der fünf Säulen des Islam.

Gott (Allah) hat alles geschaffen, ist für alles verantwortlich und für alles zuständig, ordnet das Weltgeschehen und betrachtet es mit Zorn, wenn Menschen Schweinefleisch essen. Dieser islamische Monotheismus ist absolut und kommt mit einem totalen Geltungsanspruch.

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Gewaltbereitschaft und dem absoluten Wahrheitsanspruch der monotheistischen Religionen? Das Buch geht dieser Frage nach (klicke auf das Cover).

Welche monotheistischen Religionen gibt es noch?

Außer den soeben erwähnten abrahamitischen Religionen gibt es noch viele weitere. Einige listen wir im Folgenden auf.

Bahaitum

Eine monotheistische Religion, die Mitte des 19. Jahrhunderts im Iran entstand und auf der Lehre von Baha’u’llah basiert. Die bahaitische Schrift ist das Kitáb-i-Aqdas.

Sikhismus

Eine monotheistische Religion, die im späten 15. Jahrhundert in Nordindien entstanden ist und auf der Lehre von Guru Nanak basiert. Sikhismus verwendet die heilige Schrift Guru Granth Sahib.

Jainismus

Eine Religion, die in Indien entstanden ist und sich auf die spirituelle Entwicklung und das Streben nach Wahrheit und Nicht-Verletzung konzentriert. Die Jains glauben an einen einzigen Gott, der jedoch keine persönliche Form hat.

Druidentum

Eine keltische Religion, die in Irland, Schottland und Wales praktiziert wird und sich auf die Verehrung der Natur und der Götter des Pantheons konzentriert. Viele druidische Gruppen betonen die Vorstellung eines einzigen Schöpfergottes.

Atenismus

Eine Religion des alten Ägypten, die während der Herrschaft von Pharao Echnaton im 14. Jahrhundert v. Chr. entstand und sich auf die Verehrung des Sonnengottes Aton konzentrierte.

Bábismus

Eine iranische Religion, die im 19. Jahrhundert entstand und auf der Lehre des Bab basiert. Baha’i ist eine Weiterentwicklung des Bábismus.

Rastafari

Eine Religion, die in Jamaika entstanden ist und die die Rückkehr des Messias in Gestalt von Haile Selassie I. verehrt. Rastafari glaubt an einen einzigen Gott, den sie Jah nennen.

Jesidentum

Eine Religion, die im Nahen Osten praktiziert wird und die auf die Verehrung des Engels Melek Taus konzentriert ist. Die Jesiden glauben an einen einzigen Gott, der jedoch nicht persönlich ist. Das Jesidentum gilt als die älteste monotheistische Religion.

Jesidentum
Jesiden und Jesidinnen

Tenrikyo

Eine Religion, die in Japan entstanden ist und sich auf die Verehrung der Gottheit Tenri-O-no-Mikoto und die spirituelle Entwicklung ihrer Anhänger konzentriert.

Cao Dai

Eine vietnamesische Religion, die in den 1920er Jahren entstand und die sich auf die Verehrung eines einzigen Gottes und die Praktiken von Buddhismus, Taoismus und Konfuzianismus konzentriert.

Es gibt auch andere Religionen, die den Monotheismus in unterschiedlichem Maße betonen, wie zum Beispiel der Zoroastrismus und einige Formen des Hinduismus und des Shintoismus. Und was denkst du – welchen Gott gibt es?

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