Judentum, griechische Mythologie, Naturreligion oder Babylonier – welche Religion ist wohl die älteste? Wir verorten einige der wichtigsten Religionen zeitlich und vergleichen ihr Alter.
Alter unterschiedlicher Religionen
Christen und Juden interpretieren gerne den Beginn monotheistischer Glaubenssysteme als den „Beginn der Religion“. Allerdings ist der Quell dieser Überzeugung wohl eher in einer nur mühsam übertünchten Egozentrik zu suchen.
Die Setzung des Monotheismus als Alleinstellungsmerkmal ist willkürlich, wenn man die allgemein übliche Definition von Religion als Glauben an transzendente Entitäten heranzieht. Zudem behaupten die Jesiden, die älteste monotheistische Religion zu sein (Quelle).
Unzweifelhaft ist: Dem Glauben an den jüdisch-christlichen Schöpfergott Jahwe gingen andere Glaubenssysteme um Jahrhunderte, wenn nicht Jahrtausende voraus. Dies erhellt schon aus der Tatsache, dass im Alten Testament das Glaubenssystem der Altägyptischen Religion beschrieben wird.
Chronologie der Weltreligionen
Betrachtet man nur die Weltreligionen, ist es klar, dass Christentum (alle Konfessionen) und Islam dem Judentum als mehr oder weniger originelle Plagiate nachfolgen; sie scheiden daher als älteste Religionen aus.
Der Buddhismus wurde im 6. Jahrhundert v. u. Z. gegründet, auch er ist also jünger als das Judentum, wenn auch nur wenig. Von den fünf Weltreligionen bleiben also nur das Judentum (ab etwa 7. Jahrhundert v. u. Z.) und der Hinduismus als Kandidaten für die älteste Weltreligion übrig.
Hinduismus älteste Weltreligion
Der Hinduismus hat zwar kein konkretes Gründungsdatum, die frühvedische Phase entwickelte sich aktuellen Schätzungen zufolge aber ab etwa 2.500 v. u. Z. und geht dem Judentum und seiner Heiligen Schrift deutlich voraus. Er ist somit die älteste noch praktizierte Religion der Welt.
Historische Betrachtung der Religion
Doch wo beginnt der Glaube denn überhaupt – wo zeigt sich der „göttliche Funke“ als Erstes? Wann ist Religion entstanden? Welches ist das älteste religiöse Artefakt?
Religion im Paläolithikum
Bereits die Altsteinzeit (Paläolithikum) trägt erste religiöse Spuren unserer Vorfahren – nicht nur von abstraktem Denken, sondern Zeichen konkreter kultischer Handlungen, in die man eine religiöse Überzeugung einigermaßen widerspruchsfrei hineindeuten kann.
Waren Neandertaler religiös?
Doch nicht nur unsere Spezies Homo sapiens zeigte dies, auch die gleichzeitig mit uns lebende Art Homo neanderthalensis (vulgo: Neandertaler) zeigte solche Verhaltensmuster bis zu ihrem Aussterben vor rund 40.000 Jahren.
Man schließt aufgrund archäologischer Funde dabei auf Körperbemalungen, Schmuckherstellung und Höhlenmalereien. Neandertaler bestatteten zudem zumindest einen Teil ihrer Toten und legten ihnen Grabbeigaben bei.

Bestattungen und Grabbeigaben werden in der Regel als Indiz für den Glauben an ein Jenseits herangezogen.
Religion seit 120.000 Jahren?
Bei beiden Arten der Gattung Homo zeigen sich Spuren dieser ältesten kultischen Handlungen ab etwa 200.000 Jahren, spätestens aber seit circa 120.000 Jahren – ob nun vor Christus oder nach Christus, sei hier als trivialer Fehler dahingestellt. (Lies dazu auch: Gab es Jesus wirklich?)
Die älteste Religion entstand also vor rund 120.000 Jahren – welche Götter unsere Vorfahren anbeteten, lässt sich allerdings nicht einmal mehr erahnen.
Ab etwa 40.000 v. u. Z. häufen sich die Artefaktfunde: Skulpturen, Malereien und Musikinstrumente aus dieser Zeit sprechen vermehrt von kultischen Handlungen und dem Glauben an das Übernatürliche.

Etwa um 12.000 v. u. Z. erfolgte eine weitere Verfeinerung und Vertiefung der Kulte. Nun tauchen auch differenzierte Bestattungsriten (Gräberfelder, Schädeldeponierung etc.) auf.
Ab etwa 8.000 v. u. Z. gibt es die ältesten religiösen Artefakte, wenn man der allgemeinen Deutung der „Muttergöttinnen“ folgt. Ab 5.000 v. u. Z. interpretiert man erste Darstellungen von Gottheiten (Quelle).

Religion in der Antike
Nachfolgend findest du ein Streiflicht durch verschiedene antike Religionen. Welche davon nun die älteste Religion ist, wird sich wohl nicht zweifelsfrei klären lassen. Wir geben dir dazu auch Leseempfehlungen. Klicke für mehr Details einfach auf das Cover der jeweiligen Bücher.
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Sumerische Religion
Die sumerische Religion gilt als erste schriftlich gefasste polytheistische Religion im Zweistromland. Zahlreiche spätere Kulturen (zum Beispiel Akkader, Babylonier und letztendlich auch die Israeliten) bedienten sich bei ihren Bildern. Ihr ältester Tempel, Eridu, wird auf etwa 5.600 Jahre v. u. Z. geschätzt, damit ist sie ein ganz heißer Kandidat auf die älteste Religion der Erde, von der Einzelheiten bekannt sind.
Überliefert sind unter anderem ein Schöpfungsmythos sowie das in unseren Kreisen bekanntere Gilgamesch-Epos mit Sintflut.
Babylonische Religion
Die Religion des babylonischen Reiches entstand vor etwa 4.000 Jahren. Sie übernahm Inhalte der Sumerischen Religion, folgt dieser also zeitlich nach und trennte sich später von deren Entwicklung ab. Aus der babylonischen Religion stammt der Regenbogen als Zeichen, dass die Sintflut überstanden sei.

Elamische Religion
Seit der Proto-Elamischen Epoche (ab ca. 2.950 v. u. Z.) gab es im antiken Iran den Glauben an ein buntes Pantheon. Rund 50 alte Götternamen sind schriftlich überliefert. Lange vor dem Turm zu Babylon errichteten Elamer die ersten Stufentempel (Zikkurats). Frauen und Schlangen kam in dieser Kultur eine besondere Bedeutung zu.

Minoische Religion
Etwa zeitgleich entstand auf Kreta die minoische Kultur in ihrer frühen Phase. Ab ca. 2.600 v. u. Z. entstanden Rundgräber und andere Totenkulte. Auf die frühminoische Phase folgte die mittelminoische „Palastzeit“ mit Gipfelheiligtümern und Palästen als Orte kultischer Handlungen.
Das Pantheon auf Kreta umfasste unter anderem einen Herrn und eine Herrin der Tiere, einen Mondgott, eine Schlangengöttin, einen Wettergott und einen Himmelsstier. Die „minoische Eruption“ leitete mit ihrem gigantischen Vulkanausbruch auf Thera (heute Santorini) den Untergang dieser Kultur ein.

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Griechische Mythologie
Auf dem antiken griechischen Festland entstand ab etwa 3.000 v. u. Z. die Vorstellung vom polytheistischen „Olymp“ und den aus zahlreichen griechischen Sagen und Epen bekannten Göttergestalten wie Zeus, Poseidon, Hades, Athene, Aphrodite und so weiter.

Die Vorstellung der olympischen Götter und einer Reihe von Mischwesen und Halbgöttern beeinflusste unter anderem die Mykenische Religion und ab spätestens dem 5. Jahrhundert v. u. Z. auch die römische Religion.
Entsprechend gibt es zu den griechischen Hauptgöttern auch römische Entsprechungen (insbesondere in Form der „Dei Consentes“, der zwölf „übereinstimmenden“ Götter.)
- Jupiter – Zeus
- Juno – Hera
- Minerva – Athene
- Vesta – Hestia
- Ceres – Demeter
- Diana – Artemis
- Venus – Aphrodite
- Mars – Ares
- Mercurius – Hermes
- Neptun – Poseidon
- Vulcanus – Hephaistos
- Apollo – Apollon.

Mythologie der Hethiter
Die besonders reichhaltige hethitische Mythologie reicht bis etwa 1.800 v. u. Z. zurück. Über 1.000 Gottheiten finden sich im hethitischen Pantheon. In den reichlich erhaltenen Quellen finden sich zahlreiche Hinweise auf Kulte, Schöpfungsmythen und bis zu 50 Tage andauernde Feste.

Judentum und Tanach
Als älteste monotheistische Religion wird meist das Judentum genannt. Die ältesten Teile des Tanachs (der Hebräischen Bibel) werden dem 7. Jahrhundert v. u. Z. zugeordnet. Vergleichen wir das nun mit den Jesiden, die, wie eingangs erwähnt, ebenfalls den Anspruch erheben, die älteste Religion zu sein, die nur an einen Gott glaubt.

Jesiden
Und tatsächlich stellen wir fest, dass die religiösen Wurzeln des Jesidentums ins 12. Jahrhundert vor unserer Zeit reichen. Die Jesiden sind eine ethnisch-religiöse Gruppe, die ursprünglich im Irak, im nördlichen Syrien und in der Türkei beheimatet war. Sie hängen einem monotheistischen Glauben an, der über Jahrhunderte nur mündlich überliefert wurde.

Erst im 20. Jahrhundert wurden erste Texte verschriftlicht. Eine zentrale Rolle spielt ein Engel Gottes namens Melek Taus, der von einem Pfau symbolisiert wird. Im Irak werden die Jesiden heute vom Islamischen Staat verfolgt und unterliegen dort einem Völkermord. Über 400.000 der insgesamt rund einer Million Jesiden wurden vertrieben.

Älteste Religion: Fazit
Wir fassen zusammen. Die älteste Religion, von der Götterkosmos und Mythologie genaueres bekannt ist, ist die Sumerische Religion. Besteht man auf der Unterscheidung polytheistisch/monotheistisch, ist dennoch nicht das Judentum die älteste Religion, sondern das Jesidentum.
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