In der Religionsphilosophie und Theologie ist der kosmologische Gottesbeweis ein zentrales Thema, das seit Jahrhunderten Diskussionen und Debatten anregt. Dieser Artikel widmet sich der Geschichte, den verschiedenen Formen und der Bedeutung dieses Beweises für die Existenz Gottes.
Was ist der kosmologische Gottesbeweis?
Gibt es Gott? Diese älteste Frage der Menschheit ist bis heute nicht geklärt – im Gegenteil sind mit dem Erstarken des massenhaften Atheismus (nicht zuletzt durch die Frage der Theodizee) in den letzten Jahrhunderten die Zweifel an der Existenz Gottes so stark wie noch nie.
Der kosmologische Gottesbeweis ist ein Argument der Religionsphilosophie, das sich mit der Existenz Gottes befasst. Es basiert auf der Existenz des Universums und den Gesetzen der Kausalität.
Die zentrale Frage des kosmologischen Gottesbeweises lautet: „Warum existiert überhaupt etwas statt nichts?“ Diese Frage führt zu der Annahme, dass das Universum einen ersten, unverursachten Ursprung haben muss, der oft als Gott interpretiert wird.
Kosmologischer Gottesbeweis: historische Entwicklung
Antike Ursprünge des kosmologischen Gottesbeweises
Die Ursprünge des kosmologischen Gottesbeweises finden sich in der Antike. Berühmte Philosophen wie Platon und Aristoteles machten Überlegungen, die als Grundsteine für den späteren kosmologischen Beweis dienten. Aristoteles argumentierte für die Existenz eines „unbewegten Bewegers“ – eine letzte Ursache aller Bewegung im Universum.
Mittelalterliche Ausformungen
Im Mittelalter wurde der kosmologische Gottesbeweis vor allem durch islamische und christliche Gelehrte weiterentwickelt. Ein prominenter Vertreter dieser Zeit ist Thomas von Aquin, der in seinem Werk „Summa Theologica“ fünf Wege zur Erkenntnis Gottes (gemeint ist hier Jahwe) beschreibt, von denen die ersten drei als Variationen des kosmologischen Arguments gesehen werden können:
- Weg der Bewegung (Weg der Veränderung):
Thomas argumentiert, dass alles in der Welt einem Zustand der Veränderung unterworfen ist. Alles, was sich bewegt, muss von etwas anderem in Bewegung gesetzt worden sein. Daher muss es eine erste, unbewegte Ursache geben, die alle Bewegungen in Gang setzt, und diese Ursache ist Gott. - Weg der Ursache (Weg der Effizienz):
Alles, was existiert, hat eine Ursache. Diese Kausalkette kann nicht ins Unendliche fortgesetzt werden. Es muss eine erste Ursache geben, die selbst nicht verursacht wurde. Diese erste Ursache ist nach Thomas Gott. - Weg der Möglichkeit und Notwendigkeit (Weg der Kontingenz):
Thomas argumentiert, dass Dinge in der Welt existieren, die entweder existieren könnten oder nicht existieren könnten. Wenn alles nur Möglichkeit wäre und nichts notwendig existieren würde, hätte es zu einem bestimmten Zeitpunkt nichts gegeben. Daher muss es eine notwendige Existenz geben, die die Existenz aller anderen Dinge ermöglicht, und diese notwendige Existenz ist Gott.

Renaissance und Neuzeit
In der Renaissance und in der Neuzeit wurden diese Ideen weiter hinterfragt und entwickelt. Philosophen wie Leibniz und Descartes trugen eigene Versionen des kosmologischen Arguments bei, die den Diskurs erweiterten und vertieften.
Verschiedene Formen des kosmologischen Gottesbeweises
Das Kausalitätsargument
Eine der bekanntesten Formen des kosmologischen Gottesbeweises ist das Kausalitätsargument. Es beruht auf der Annahme, dass jede Wirkung eine Ursache hat. Demnach muss es eine erste Ursache geben, die selbst unverursacht ist – und diese wird oft als Gott bezeichnet.
Das Kausalitätsargument ist in der Regel wie folgt aufgebaut:
- Prinzip der Kausalität:
Die grundlegende Annahme des Kausalitätsarguments ist, dass alles, was geschieht (jede Wirkung), eine Ursache haben muss. Dies basiert auf der allgemeinen Beobachtung, dass Ereignisse in der Welt durch vorhergehende Ereignisse verursacht werden. - Anwendung auf das Universum:
Das Argument wendet dieses Prinzip auf das gesamte Universum an. Es geht davon aus, dass, da das Universum existiert (eine Wirkung), es eine Ursache haben muss, die außerhalb seiner selbst liegt. - Schlussfolgerung auf eine erste Ursache:
Aufgrund dieser Annahme argumentiert das Kausalitätsargument, dass es eine erste, unverursachte Ursache geben muss – oft als Gott interpretiert –, die das Universum und alles darin hervorgebracht hat.
Kausalitätsargument: Gegenargumente und Kritik
Obwohl das Kausalitätsargument intuitiv einleuchtend sein mag, gibt es mehrere Einwände und kritische Perspektiven:
- Kausalität innerhalb des Universums vs. Ursprung des Universums:
Einige Kritiker weisen darauf hin, dass das Kausalitätsprinzip zwar innerhalb des bekannten Universums Gültigkeit haben mag, seine Anwendung auf den Ursprung des Universums selbst jedoch problematisch ist. Die Regeln und Bedingungen, die innerhalb des Universums gelten, müssen nicht notwendigerweise auf seine Entstehung anwendbar sein. - Unendliche Regressproblematik:
Das Argument führt zu der Frage, ob es eine unendliche Kette von Ursachen geben kann. Das Kausalitätsargument verneint dies und postuliert eine erste Ursache. Kritiker argumentieren jedoch, dass die Vorstellung eines unendlichen Regresses nicht notwendigerweise widersprüchlich ist. - Quantenmechanik und Unbestimmtheit:
Moderne physikalische Theorien, insbesondere die Quantenmechanik, deuten darauf hin, dass auf subatomarer Ebene Ereignisse ohne klare Ursache auftreten können. Dies stellt die universelle Gültigkeit des Kausalitätsprinzips in Frage. - Die Notwendigkeit einer „ersten Ursache“:
Selbst wenn man akzeptiert, dass jede Wirkung eine Ursache haben muss, folgt daraus nicht notwendigerweise, dass es eine einzige erste Ursache geben muss. Die Natur dieser Ursache und ob sie als göttlich interpretiert werden kann, bleibt eine offene Frage. - Spekulation über das Unbekannte: Einige Kritiker sehen das Kausalitätsargument als einen Versuch, eine Lücke im menschlichen Wissen (z. B. über den Ursprung des Universums) mit einer spekulativen Erklärung (wie der Existenz Gottes) zu füllen. Sie argumentieren, dass es wissenschaftlich redlicher wäre, Unwissen als solches anzuerkennen.
Das Kontingenzargument
Das Kontingenzargument stellt fest, dass alles Existierende kontingent ist, also nicht notwendigerweise existieren muss. Daher muss es eine notwendige Existenz geben, die die Existenz des Kontingenten begründet – und auch hier wird oft Gott als diese notwendige Existenz angesehen.
Das Kontingenzargument konzentriert sich also auf die Natur des Seins und die Unterscheidung zwischen notwendiger und kontingenter Existenz.
Beschreibung des Kontingenzarguments
- Kontingente und notwendige Existenz:
Das Kontingenzargument beginnt mit der Unterscheidung zwischen Dingen, die kontingent existieren (d.h., ihre Existenz ist nicht notwendig oder selbstverständlich und könnte anders sein oder gar nicht sein), und solchen, die notwendig existieren (d.h., ihre Nichtexistenz wäre unmöglich oder undenkbar). - Das Universum als kontingente Entität:
Das Argument sieht das Universum und alles darin als kontingent an. Das bedeutet, das Universum muss nicht notwendigerweise existieren; es könnte anders sein oder gar nicht existieren. - Notwendigkeit einer Erklärung für Kontingenz: Das Argument postuliert, dass kontingente Dinge eine Erklärung für ihre Existenz außerhalb ihrer selbst benötigen. Da das Universum kontingent ist, muss es eine Erklärung für seine Existenz geben.
- Schlussfolgerung auf eine notwendige Existenz:
Das Kontingenzargument schließt daraus, dass es eine notwendige Existenz geben muss, die die Existenz des kontingenten Universums begründet. Diese notwendige Existenz wird oft als Gott interpretiert.
Kontingenzargument: Gegenargumente und Kritik
Das Kontingenzargument ist jedoch nicht ohne Kritik. Während es für einige eine überzeugende Begründung für die Existenz Gottes bietet, sehen andere es als ein Beispiel für die Grenzen des menschlichen Verständnisses oder als einen Sprung in der logischen Argumentation.
- Frage nach der Natur notwendiger Existenz:
Ein Hauptkritikpunkt ist die Frage, was genau eine „notwendige Existenz“ ist. Kritiker argumentieren, dass der Sprung von der Existenz kontingenter Dinge zur Annahme einer einzigen notwendigen Existenz, die Gott sein soll, ein großer und möglicherweise ungerechtfertigter Schritt ist. - Kontingenz des Universums: Einige Philosophen und Wissenschaftler hinterfragen die Annahme, dass das Universum kontingent ist. Es könnte argumentiert werden, dass das Universum in seiner Gesamtheit tatsächlich eine Form der notwendigen Existenz darstellt.
- Alternative Erklärungen für die Existenz: Selbst wenn man die Kontingenz des Universums akzeptiert, gibt es alternative Erklärungsmodelle, die keine notwendige Existenz im Sinne eines Gottes erfordern. Beispielsweise könnten multiverse Theorien oder andere naturwissenschaftliche Erklärungen eine Rolle spielen.
- Problem des unendlichen Regresses: Ähnlich wie beim Kausalitätsargument könnten Kritiker einwenden, dass die Vorstellung einer ersten, notwendigen Ursache einen unendlichen Regress vermeiden soll, aber die Frage aufwirft, warum diese notwendige Existenz selbst existiert.
- Bedeutung von „Notwendigkeit“: Es gibt auch eine philosophische Debatte darüber, was „notwendige Existenz“ eigentlich bedeutet und ob diese Kategorie wirklich sinnvoll oder lediglich eine abstrakte Idee ist.
Das Argument des ersten Bewegers
Das Argument des ersten Bewegers, ursprünglich von Aristoteles formuliert, behauptet, dass es in der Kette der Bewegungen einen ersten geben muss, der selbst unbewegt ist. Es spielt eine wichtige Rolle in seinem Versuch, die Existenz und das Wirken eines höchsten Wesens zu erklären.
Das Konzept des unbewegten Bewegers
Aristoteles argumentierte in seiner “Metaphysik”, dass jede Bewegung oder Veränderung in der Welt eine Ursache haben muss. Diese Kausalketten können jedoch nicht unendlich sein, da dies zu einem logischen Widerspruch führen würde (unendlicher Regress).

- Erste Ursache der Bewegung:
Um den infiniten Regress zu vermeiden, postulierte Aristoteles die Existenz eines „unbewegten Bewegers“. Dies ist eine Entität, die selbst nicht bewegt oder verändert wird, aber die Fähigkeit hat, Bewegung oder Veränderung in anderen Dingen zu verursachen. - Charakteristika des „unbewegten Bewegers“:
Aristoteles beschrieb den „unbewegten Beweger“ als eine Art von „reinem Akt“, ohne Potenzialität oder Möglichkeit der Veränderung. Dieses Wesen ist ewig, unveränderlich und immateriell und wird oft als eine Art von „göttlichem“ Prinzip interpretiert. - Rolle im Universum:
Im aristotelischen System ist der „unbewegte Beweger“ die letztendliche Ursache der Bewegung und Ordnung im Universum, wirkt aber nicht durch direktes Eingreifen, sondern eher durch seine bloße Existenz.
Gegenargumente und Kritik am unbewegten Beweger
Das Konzept des „unbewegten Bewegers“ hat verschiedene Kritikpunkte hervorgerufen.
- Frage nach der Notwendigkeit:
Moderne Wissenschaft und Philosophie stellen die Notwendigkeit eines solchen „unbewegten Bewegers“ in Frage. Die Annahme, dass es keine unendlichen Kausalketten geben kann, wird oft als unbegründet angesehen. - Quantenmechanik und indeterministische Ursachen:
Entdeckungen in der Quantenphysik zeigen, dass auf subatomarer Ebene Ereignisse stattfinden können, die nicht auf kausale Weise erklärbar sind. Dies widerspricht der Annahme, dass alles eine klar definierte Ursache hat. - Konzept der Unveränderlichkeit:
Die Idee, dass eine Entität existiert, die selbst unveränderlich ist, aber dennoch Veränderungen verursachen kann, wird als philosophisch problematisch angesehen. Es wirft Fragen darüber auf, wie Interaktion und Einfluss ohne irgendeine Form von Veränderung möglich sind. - Alternative Erklärungen:
Viele Philosophen und Wissenschaftler bieten alternative Erklärungen für das Universum und seine Bewegungen an, die nicht auf die Notwendigkeit eines „unbewegten Bewegers“ zurückgreifen. Beispielsweise könnten Erklärungen aus der Kosmologie und der Teilchenphysik ausreichen, um die Dynamik des Universums zu erklären. - Logische Probleme:
Einige Kritiker argumentieren, dass das Konzept des „unbewegten Bewegers“ selbst logische Probleme aufwirft, wie zum Beispiel die Frage, wie eine Ursache ohne jegliche Veränderung oder Bewegung wirken kann.
Das kosmologische Argument in der Zusammenfassung
Kausalitätsprinzip
Der kosmologische Gottesbeweis basiert oft auf dem Prinzip der Kausalität – dass jede Wirkung eine Ursache hat. Philosophisch ist es eine plausible Annahme, dass das Universum eine Ursache haben muss. Jedoch argumentieren einige Philosophen, dass das Kausalitätsprinzip nicht notwendigerweise auf das Universum als Ganzes anwendbar ist.
Notwendigkeit eines ersten Ursprungs
Die Idee eines ersten, unverursachten Ursprungs ist eine logische Konsequenz aus der Annahme, dass eine unendliche Kette von Ursachen unmöglich ist. Andererseits argumentieren einige Denker, dass das Konzept eines unverursachten Ursprungs logisch problematisch sein könnte.
Gott als Erklärung
Die Identifizierung dieses ersten Ursprungs mit einem göttlichen Wesen ist ein Schritt, der über die reine Kausalitätsfrage hinausgeht und in den Bereich der Theologie führt. Dieser Schritt ist für manche überzeugend, für andere jedoch ein unzulässiger Sprung im logischen Denken („Non sequitur“).
Non sequitur (lat. für „es folgt nicht“) ist ein Fehlschluss innerhalb der Argumentation eines Beweises, der darauf basiert, dass die gefolgerte These nicht aus den zugrundeliegenden Prämissen abgeleitet werden kann. ).
Kritik am kosmologischen Gottesbeweis und moderne Perspektiven
Philosophische Kritik
Trotz seiner langen Geschichte ist der kosmologische Gottesbeweis nicht ohne Kritik geblieben. Philosophen wie David Hume und Immanuel Kant haben wichtige Einwände gegen die Annahme einer notwendigen ersten Ursache oder eines ersten Bewegers vorgebracht.
Hume argumentierte, dass die Existenz des Universums nicht notwendigerweise eine Ursache haben muss. Kant wiederum stellte die Gültigkeit des kausalen Prinzips in Frage, insbesondere im Kontext der Existenz des Universums.
Wissenschaftliche Perspektiven
In der modernen Wissenschaft, insbesondere in der Quantenphysik und Kosmologie, werden Fragen aufgeworfen, die neue Perspektiven auf den kosmologischen Gottesbeweis bieten. Die Entdeckungen in diesen Bereichen zeigen ein Universum, das in vielerlei Hinsicht rätselhaft und nicht vollständig durch klassische Kausalitätsvorstellungen erklärbar ist.

Moderne Kosmologie: Big-Bang-Theorie
Die moderne Kosmologie bietet Erklärungen für den Ursprung des Universums, wie die Urknalltheorie (“Big Bang”), die jedoch nicht direkt auf die Frage nach einer „ersten Ursache“ eingeht. Diese Theorien beschreiben, wie das Universum sich entwickelt hat, nicht, warum es überhaupt existiert.
Grenzen der Wissenschaft
Die Wissenschaft kann möglicherweise niemals eine endgültige Antwort auf die Frage nach der „ersten Ursache“ geben, da dies über die empirisch beobachtbaren Phänomene hinausgeht.
Deismus, Theismus und kosmologischer Gottesbeweis
Der kosmologische Gottesbeweis steht in enger Beziehung zu den Konzepten des Theismus und Deismus, da er sich mit der Frage nach der Existenz und Natur eines höchsten Wesens auseinandersetzt.
Um zu verstehen, wie der kosmologische Gottesbeweis mit Theismus und Deismus zusammenhängt, ist es wichtig, diese Begriffe und ihre Unterschiede zu klären.
Theismus
Theismus ist der Glaube an die Existenz eines (Monotheismus) oder mehrerer Götter, die nicht nur das Universum erschaffen haben, sondern auch aktiv in dessen Geschehnisse eingreifen und eine persönliche Beziehung zu den Geschöpfen, insbesondere den Menschen, haben. Die drei großen monotheistischen Religionen – Christentum, Judentum und Islam – sind Beispiele für theistische Glaubenssysteme.
Im Kontext des kosmologischen Gottesbeweises unterstützt der Theismus die Idee, dass Gott als erste Ursache des Universums nicht nur dessen Schöpfer ist, sondern auch eine fortlaufende, aktive Rolle in seinem Bestehen und in den Lebensumständen seiner Geschöpfe spielt. Gemeint ist der Gott, der Gebete erhört und in Kriegen Partei ergreift.
Deismus
Deismus hingegen ist der Glaube an einen Schöpfergott, der das Universum erschaffen hat, sich aber nach der Schöpfung nicht weiter in das Universum oder das Leben seiner Geschöpfe einmischt.
Dieser Gott wird oft als Uhrmacher betrachtet, der die Uhr (das Universum) erschaffen und in Gang gesetzt hat, sich aber dann zurückgezogen hat. Dieses Beispiel findet sich zuerst bei Paley.

Deisten lehnen meist die Vorstellung von Offenbarungen, Wundern und einer persönlichen Beziehung zwischen Gott und Menschen ab.
Im Zusammenhang mit dem kosmologischen Gottesbeweis könnte der Deismus die Idee eines ersten, unverursachten Ursprungs akzeptieren, sieht diesen jedoch nicht als einen Gott, der in die Weltgeschehnisse eingreift oder eine persönliche Beziehung zu seinen Geschöpfen unterhält.
Zusammenhang mit dem kosmologischen Gottesbeweis
Der kosmologische Gottesbeweis argumentiert für die Existenz eines ersten Ursprungs des Universums, was sowohl mit theistischen als auch mit deistischen Konzepten vereinbar ist. Beide Ansichten können die Idee eines ersten unverursachten Ursprungs akzeptieren:
Theismus
Nutzt den kosmologischen Gottesbeweis, um das Postulat eines persönlichen, aktiven Gottes zu stützen, der nicht nur das Universum erschaffen hat, sondern auch weiterhin darin wirkt.
Deismus
Hier wirkt der kosmologische Gottesbeweis als Argument für die Existenz eines entfernten, nicht eingreifenden Schöpfergottes.
Das Problem für den Theismus ist, dass der logische Schritt von der deistischen ersten Ursache zum theistischen, personalen Gott, der in das Weltgeschehen eingreift, Gebete erhört und darauf achtet, was man freitags frühstückt, nicht nachvollziehbar gemacht werden kann.
Das kosmologische Argument spricht also – wenn man es überhaupt als schlüssig anerkennt – nur für den Deismus, nicht für den Theismus.
Was ist das kosmologische Kalam-Argument?
Diese Lücke soll mit dem kosmologischen Kalam-Argument geschlossen werden – einer Abwandlung des kosmologischen Gottesbeweises, die ihren Ursprung in der islamischen Philosophie hat; insbesondere in den Arbeiten mittelalterlicher islamischer Philosophen wie Al-Ghazali. Letzterer entwickelt das Argument in seinem Werk “Die Inkohärenz der Philosophen” im Jahr 1095.

Die Inkohärenz der Philosophen
Das Wort „Kalam“ bezieht sich auf eine islamische theologische Tradition, die sich mit der Rationalität in Glaubensfragen befasst. Das Kalam-Argument wurde später von zeitgenössischen Philosophen und Theologen, besonders von William Lane Craig, im westlichen philosophischen Diskurs popularisiert.

Das Kalam-Argument zielt darauf ab, die Existenz Gottes zu beweisen. Es kann in drei grundlegende Aussagen unterteilt werden:
- Alles, was einen Anfang hat, hat auch eine Ursache.
Dieser erste Punkt basiert auf dem Prinzip der Kausalität, das besagt, dass alles, was ins Dasein kommt, eine Ursache haben muss. Es wird argumentiert, dass nichts aus dem Nichts entstehen kann ohne eine angemessene Ursache.
- Das Universum hat einen Anfang.
Der zweite Punkt stützt sich auf philosophische und wissenschaftliche Argumente, um zu zeigen, dass das Universum nicht ewig existiert, sondern einen bestimmten Anfang in der Zeit hat. Dies wird durch verschiedene Argumente gestützt, einschließlich moderner kosmologischer Modelle wie der Urknalltheorie.
- Daher muss das Universum eine Ursache haben.
Aus den ersten beiden Prämissen folgt logisch, dass das Universum eine Ursache für sein Entstehen haben muss. Dies wird oft als Gott interpretiert, der als nicht verursachte, notwendige Ursache des Universums betrachtet wird.
Das Kalam-Argument unterscheidet sich von anderen kosmologischen Argumenten, indem es sich spezifisch auf die Existenz eines Anfangs des Universums konzentriert und die Notwendigkeit einer Ursache für diesen Anfang hervorhebt. Es verbindet philosophische Überlegungen über Kausalität und Existenz mit aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen über das Universum.
Lies hier mehr zum Kalam-Kosmologischen-Argument.
Fazit: zur Schlüssigkeit des kosmologischen Gottesbeweises
Ob du den kosmologische Gottesbeweis schlüssig findest, hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die philosophische Perspektive, die du einnimmst, die Interpretation der zugrunde liegenden Prämissen und die Akzeptanz bestimmter metaphysischer Annahmen.
Der kosmologische Gottesbeweis ist umstritten; für einige stellt er ein überzeugendes Argument für die Existenz Gottes dar, während er für andere die Grenzen menschlicher Erkenntnis aufzeigt. Moderne Physik, insbesondere die Quantenmechanik, stellt die universelle Gültigkeit des Kausalitätsprinzips in Frage.
Zudem bieten moderne Kosmologie und theoretische Physik alternative Erklärungen für das Universum und seine Entstehung an, die nicht auf einen göttlichen Schöpfer angewiesen sind.
Die Annahme eines ersten, unverursachten Ursprungs des Universums, der oft als Gott interpretiert wird, bleibt kontrovers: Warum sollte nur eine erste Ursache ausgenommen sein von der Regel, dass alles eine Ursache haben muss?
Selbst wenn man die Existenz einer ersten Ursache akzeptiert, ist der Sprung zur Identifizierung dieser Ursache mit einem allmächtigen, allwissenden, persönlichen Gott nicht zwingend. Es könnte andere Erklärungen für eine „erste Ursache“ geben, die nicht mit traditionellen Gotteskonzepten übereinstimmen.
Also: Was denkst du?
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