Church of the SubGenius

Church of the SubGenius: Religionsparodie mit „Bob“

Die Church of the SubGenius ist eine 1953 gegründete Parodie-Religion, die sich über etablierte Glaubenssysteme lustig macht und gesellschaftliche Normen hinterfragt. 

Im Zentrum steht die fiktive Figur J. R. „Bob“ Dobbs, ein angeblicher Verkäufer aus den 1950er Jahren, der als Prophet verehrt wird. Die Lehren der Kirche sind eine absurde Mischung aus Science-Fiction, Verschwörungstheorien und Popkultur, die traditionelle religiöse Konzepte persifliert. 

Die offizielle SubGenius-Website findest du hier: https://www.subgenius.com/. Trigger-Warnung: Die Website ist genauso unübersichtlich und durchgeknallt, wie der Rest der ganzen Bewegung.

1991 machte die „Church of the SubGenius“ mit wirren Werbespots auf sich aufmerksam

Tatsächlich nutzt die Church of the SubGenius gezielt die Sprache und Strukturen von Religionen, um deren Mechanismen bloßzustellen.

So fordert sie von ihren Anhängern „Spenden“, verkauft absurde Mitgliedsurkunden und predigt das Kommen einer Apokalypse, bei der die „Xists“ – außerirdische Wesen – die wahren Gläubigen retten.

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Eine „Religion“ der Absurdität – die Entstehung der Church of the SubGenius

Es soll ja noch Leute geben, die Religion ernst nehmen.

Das ist bei der Church of the SubGenius (deutsch etwa: „Kirche des Unter-Genies“) sicher nicht der Fall. 

Mit ihrem Fokus auf Ironie, Parodie und dem bewussten Spiel mit religiösem Ernst rüttelt sie an den Grundfesten traditioneller Glaubenssysteme. Sie ähnelt dabei anderen Spaßreligionen und Religionsparodien wie der Church of Satan, dem Diskordianismus, dem Dudeismus und der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters

Die Church of the SubGenius wurde von Ivan Stang (bürgerlich: Douglass St. Clair Smith) und Philo Drummond (Steve Wilcox) ins Leben gerufen.

Ihre erste Veröffentlichung, das „Sub Genius Pamphlet #1“, erschien 1979 in Dallas, Texas, und kündigte das bevorstehende Weltende an. Die Kirche entwickelte sich schnell zu einer satirischen Bewegung, die religiöse Dogmen und gesellschaftliche Konventionen infrage stellt.

Church of the Subgenius_Ivan Stang
Religionsgründer Ivan Stang (2007, Quelle)

Gottheit(en) der Church of the SubGenius

Eine klare Zuordnung zu einem Gott (Monotheismus), mehreren Göttern (Polytheismus) oder einem Hauptgott (Henotheismus) ist bei der Kirche des SubGenius nicht möglich. Stattdessen sind ihre zentralen Figuren und Konzepte eine satirische Dekonstruktion religiöser Verehrung.

Jehovah 1

Es gibt zwar den primären Gott „Jehovah 1“ (unverkennbar wird hier „Jahwe“ aufs Korn genommen), der ist allerdings eine außerirdische Wesenheit, die angeblich mit „Bob“ kommunizierte und ihn als Propheten auswählte.

Subgenius_Jeohvah 1
Jehovah 1 in einer Darstellung des Künstlers Kenneth Huey

Eris

Jehovah 1 ist mit Eris verheiratet, die wir bereits aus dem Diskordianismus kennen. Sie wird zusammen mit Jehovah 1 als „relativ böse“ bezeichnet und gehört zur Klasse der sogenannten „Rebel Gods“ (Rebellengötter). 

Beide werden als Teil der Elder Gods dargestellt, die angeblich der Menschheit Schmerz zufügen wollen. Die Elder Gods, zu denen auch der aus H. P. Lovecrafts Cthulhu-Mythos bekannte Yog-Sothoth gehört, stehen in dieser Mythologie an der Spitze. 

Der Cthulhu-Mythos selbst dient der Kirche als Modell für den Umgang mit ihrer „Schrift“: genau wie einige innerhalb des modernen Heidentums Lovecrafts fiktive Werke als real ansehen, greift die Church of the SubGenius Elemente der Popkultur auf und integriert sie spielerisch in ihre Spiritualität.

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J.R. „Bob“ Dobbs

Zentral ist die Figur J.R. „Bob“ Dobbs, ein imaginärer Prophet mit grinsendem Gesicht und Pfeife, der „Slack“ predigt – eine schwer definierbare Mischung aus Gelassenheit, Privilegien und Faulheit. 

Die englischen Anführungszeichen werden bei „Bob“ stets mit angegeben, da sie seinen Heiligenschein symbolisieren. Auch wenn mir das nicht gut passt – ich bin da recht streng und versuche immer, richtige Anführungszeichen zu setzen – im Deutschen sind das nunmal die „66-99“. Egal.

Church of the Subgenius Bob Dodds
J. R. „Bob“ Dodds ist der Prophet der Church of the SubGenius. Mit Anführungszeichen als Heiligenschein

„Bob“ wird meist eine Pfeife rauchend abgebildet. Mit „Connie Dobbs“ gibt es auch ein weibliches Pendant zu „Bob“. 

Das Bild von „Bob“ wurde Teil zahlloser Anspielungen in der Popkultur und findet sich in Computerspielen, Linux-Distributionen, T-Shirts, Graffitis, Aufklebern und Comics. Sein Konterfei wurde in einer Umfrage des New Yorker Magazins „Time“ auf Platz 1 der Kategorie „Schwindel und Betrug“ gewählt (Quelle).

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Die Xists und der X-Day

Die Xists sind Außerirdische vom Planeten X, die für die Rettung der wahren Gläubigen am „X-Day“ verantwortlich sein sollen. Der X-Day war der 5. Juli 1998, war laut SubGenius-Mythos der Weltuntergang angesagt. Anstelle der christlichen Parusie samt Entrückung und Apokalyptischen Reitern würde der Weltuntergang aber von Außerirdischen hervorgerufen.

Mitglieder der SubGenius-Kirche hätten jedoch nichts zu befürchten: Sie würden von den Xists gerettet und dürften an Bord der Fluchtkapseln. Natürlich aber erst nach dem Vorzeigen der Mitgliedskarten.

Nachdem der Weltuntergang trotz dieser schlüssigen Eschatologie überraschenderweise ausgeblieben war, ließ sich Douglass Smith symbolisch teeren und federn. Danach wurde der 5. Juli zum Feiertag erhoben: dem X-Tag.

Church of the SubGenius
So interpetiert eine KI das Bild vom Weltuntergang am X-Day

Slack für alle SubGenii!

Im Zentrum der Church of the SubGenius steht das Konzept von „Slack“. Laut „Bob“ ist Slack das angeborene Recht jedes Menschen, sich der erdrückenden Schablonen der Gesellschaft zu entziehen. 

Der Kampf um Slack richtet sich gegen die sogenannten „Norms“ – die langweiligen, konformen Kräfte der Gesellschaft, die Individualität und Freiheit unterdrücken.

The Conspiracy

Kritiker sehen in diesem Konzept eine Karikatur moderner Selbsthilfebewegungen und religiöser Heilsversprechen und pimmeln entsprechend daran herum. Wahrscheinlich sind sie auch sonst unverhohlene Anhänger der „Norms“.

Neben „Bob“ gibt es nämlich auch Figuren, die ihn kritisieren oder bekämpfen, wie etwa „The Conspiracy“ – eine mächtige, geheime Organisation, die das Slack der Menschheit unterdrückt.

Religion, Parodie oder Kult?

Obwohl die Church of the SubGenius als Religionsparodie konzipiert wurde, hat sie sich eine treue Anhängerschaft geschaffen. Für manche ist sie ein cleverer Kommentar zur Religionsindustrie, für andere eine Plattform für kreative Freiheit. Die Anhänger feiern regelmäßig sogenannte „Devivals“, parodistische Gottesdienste ähnlich der „Nudelmesse“ der Pastafarianer.

Nudelmesse FSM Templin
Auf die „Nudelmesse“ weist am Ortseingang von Templin dieses Schild hin ©konfessionen.org

Ihre Rituale und „Predigten“ sind voller absurder Elemente, oft begleitet von einem explizit anti-religiösen Unterton. Dennoch bietet sie ihren Mitgliedern eine Gemeinschaft und das Gefühl, Teil von etwas Größerem zu sein – eine Eigenschaft, die auch etablierte Religionen auszeichnet.

Sie Kirche des SubGenius dient als Spiegel für die Absurditäten und Widersprüche in etablierten Religionen und gesellschaftlichen Strukturen. Lies dazu auch: Widersprüche in der Bibel.

Durch ihre satirische Herangehensweise fordert sie dazu auf, Autoritäten zu hinterfragen und regt zum kritischen Denken an.

Religionskritik in ihrer schrillsten Form

Die Church of the SubGenius zeigt, wie leicht sich die Mechanismen von Religion imitieren und parodieren lassen. Sie zwingt Beobachter, über die Natur von Glauben, Dogmen und spirituellen Bedürfnissen nachzudenken.

Gleichzeitig stellt sie die Frage: Wann wird eine Parodie selbst zu dem, was sie kritisiert?

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Das „Buch des SubGenius“ ist entweder eine urkomische Parodie eines religiösen Textes oder eine informative Sammlung völlig realer Geschichten aus einer definitiv realen Kirche – die Entscheidung liegt beim Leser (Anzeige)

Die Church of the SubGenius entlarvt die Absurdität menschlicher Systeme durch Humor und Übertreibung. Für Religionskritiker bietet sie eine geniale Vorlage, um die oft undurchschaubaren Mechanismen von Glaubenssystemen zu hinterfragen. 

In einer Welt, die oft von dogmatischen Überzeugungen geprägt ist, erinnert sie daran, die Dinge nicht immer allzu ernst zu nehmen und den Wert des kritischen Denkens zu schätzen. 

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