Gab es Jesus wirklich? Statue von Jesus

Gab es Jesus wirklich?

Natürlich gab es Jesus. Also den echten Jesus, den Nazarener. Den Messias. Den Gottessohn.

Schließlich geben ja nicht nur die Evangelien des Neuen Testaments davon Zeugnis, sondern auch unzählige Quellen außerhalb der Bibel. Oder stimmt das etwa gar nicht?

Der historische Jesus von Nazaret

Egal, welcher Religion man angehört: Es scheint fast unmöglich, dass man von Jesus Christus, dem Gottessohn der christlichen Konfessionen, noch nie etwas gehört hat.

In vielen europäischen Ländern mit christlicher Prägung ist Jesus quasi allgegenwärtig und in zahllosen Städten dominieren christliche Kirchen und Abbildungen von Jesus am Kreuz das Stadtbild.

Doch gab es Jesus wirklich?

Wie ich andere Stelle ausgeführt habe, steht es um die Glaubwürdigkeit der sogenannten Herrenreliquien (zum Beispiel das Turiner Grabtuch) nicht zum Besten.

Sehen wir uns mal die Quellenlage bei den frühesten Texten an, die Jesus erwähnen.

Von Jesus gibt es zahlreiche Statuen. Die größte Jesus-Statue Europas (Bild) befindet sich in Polen

Die Bibel als historische Quelle für Jesus

Eins vorweg: Man muss kein Theologe oder Philosoph sein, um zu erkennen, dass es in einem Zirkelschluss endet, wenn man die Evangelisten des Neuen Testaments als neutrale Quellen für die Historizität des Jesus von Nazaret heranzieht.

Napkin-Religion
„Servietten“-Logik
Zirkuläre Logik
Zirkelschluss


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Schließlich ist es ja genau die Absicht dieser Texte, die Glaubwürdigkeit des „Gottessohnes“ zu untermauern.

Das Grundproblem ist nämlich: Weder der „historische“ Jesus noch seine direkte Anhängerschaft (die ihn zu seinen Lebzeiten umgab) haben schriftliche Zeugnisse hinterlassen. Der Rest ist Hörensagen.

In Ermangelung einer primären Jesus-Literatur und primärer Jesus-Quellen muss man sich notgedrungen mit dem befassen, was da ist. Auch, wenn es wenig ist und Jahrzehnte nach der angeblichen Ostergeschichte verfasst wurde.


Es bleiben also zunächst nur die christlichen Quellen: Dazu zählen neben den vier kanonisierten Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas und Johannes), die sich übrigens in vielerlei Hinsicht gegenseitig widersprechen, vor allem die Paulusbriefe.

Paulusbriefe als Beleg für Jesus?

Mit den Paulusbriefen gibt es allerdings auch ein Problemchen. Der promovierte evangelische Theologe Hermann Detering (Forschungsschwerpunkte: frühes Christentum und christliche Pseudepigraphie) widerspricht der Auffassung der Paulusbriefe als glaubwürdige historiographische Zeugnisse.

Detering zeigt in seinem Buch, dass es sich bei den paulinischen Briefen um geschickte Fälschungen handelt, die im 2. Jahrhundert anzusiedeln sind.

Der Gefälschte Paulus: Das Urchristentum im Zwielicht
Waren die Paulusbriefe gar nicht echt?
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Außerchristliche antike Quellen zu Jesus von Nazaret

Man sollte denken, dass es bei der Wirkungskraft und Relevanz, die von Jesus ausgeht, keinen Zweifel unter seinen Zeitgenossen geben kann, dass es Jesus wirklich gab. (Dasselbe gilt für seine Auferstehung und Himmelfahrt.)

Nicht nur das: Zu erwarten wäre eigentlich, dass es zahllose historische Kommentare zu Jesu Leben und Wirken gibt. Schließlich war er ja der Sohn Gottes beziehungsweise wird Jesus selbst als Gott gesehen und soll Wunder bewirkt haben.

Doch die außerchristliche (also außerbiblische) Quellenlage für Jesus ist erstaunlich dünn. Eigentlich sogar unfassbar dünn. Betrachtet man sie genauer, stellt sich heraus, dass es eigentlich nur sechs (6!) außerchristliche Quellen gibt, die innerhalb der ersten 150 Jahre nach seinem angeblichen Leben entstanden sind.

Einige davon erwähnen Jesus nur beiläufig, sind also keine umfassenden Traktate über sein Leben und Wirken. Wir betrachten das gleich noch genauer.

Es gibt außerhalb der Bibel lediglich sechs Textzeugnisse innerhalb der ersten knapp zweihundert Jahre nach seinem Tod, in denen Jesus überhaupt Erwähnung findet!

Historische Relevanz umstritten

Noch bedenklicher für die Jesus-Fans unter uns: Die Relevanz dieser außerbiblischen Jesus-Quellen ist keinesfalls so eindeutig, wie man meinen möchte.

Es gibt also nicht nur recht wenige Quellen, sondern die sind auch noch fragwürdig. Wenig verwunderlich also, dass es Bestrebungen gab, von der historischen Frage den Akzent zurückzulenken auf die „Botschaft“ Jesu, das „Kerygma“.

Zurück zu den außerbiblischen Quellen: Im folgenden Podcast von „Man glaubt es nicht“ machen sich Till und Oliver daran, alle sechs Quellen zu analysieren. Dabei entlarven sie in gewohnt schnoddrigem Ton, dass es sich bei mindestens vier der Texte um bewusste nachträgliche Manipulationen handelt – beziehungsweise in einem Fall um eine Verwechslung.

Der Podcast bezieht sich auf das Buch „Falsche Zeugen“ des bereits erwähnten Hermann Detering. Dieser betrachtet die gemeinhin als christliche „Kronzeugen“ angesehenen …

  • Flavius Josephus (Historiker, ca. 38-100),
  • Publius Cornelius Tacitus (Historiker, ca. 58-120),
  • Gaius Suetonius Tranquillus (Dichter, ca. 70-122),
  • Plinius den Jüngeren (römischer Statthalter, ca. 63-115) und
  • Lucian von Samosata (Satiriker, ca. 120-180).
  • Zudem gibt es eine Erwähnung von Jesus im Talmud, einem der jüdischen Hauptschriftwerke.

Letztlich spricht Detering diesen Quellen ab, als historische Zeugnisse für die Existenz des Jesus von Nazaret dienlich sein zu können. Wir betrachten die Quellen nachfolgend kursorisch.

Falsche Zeugen: Außerchristliche Jesuszeugnisse auf dem Prüfstand
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Flavius Josephus 1: das „Testimonium Flavianum“

Die außerbiblischen Zeugnisse von Jesus im 1. Jahrhundert sind sehr begrenzt. Zu den wenigen nicht-christlichen Quellen aus dieser Zeit, die direkt auf Jesus von Nazareth hinweisen, gehört das sogenannte Testimonium Flavianum, das „Zeugnis des Flavius“. Es wurde vermutlich im Jahr 92 verfasst und lautet:

„Um diese Zeit lebte Jesus, ein weiser Mann, wenn man ihn überhaupt einen Menschen nennen darf. Er vollbrachte nämlich ganz unglaubliche Taten und war der Lehrer aller Menschen, die mit Lust die Wahrheit aufnahmen. So zog er viele Juden und auch viele Heiden an sich. Dieser war der Christus. Und obgleich ihn Pilatus auf Betreiben der Vornehmsten unseres Volkes zum Kreuzestod verurteilte, wurden doch seine früheren Anhänger ihm nicht untreu. Denn er erschien ihnen am dritten Tage wieder lebend, wie gottgesandte Propheten dies und tausend andere wunderbare Dinge von ihm vorhergesagt hatten. Und bis auf den heutigen Tag besteht das Volk der Christen, die sich nach ihm nennen, fort.“

Antiquitates Judaicae des Flavius Josephus

Die Authentizität dieser Passage wird debattiert, da sie Stil und Inhalt aufweist, die als untypisch für Josephus und eher charakteristisch für christliche Schreiber der späteren Zeit gelten.

Elemente, die oft als nachträglich bearbeitet oder eingefügt angesehen werden, sind:

  1. Bezeichnung als „Christus
    Josephus, ein Jude, hätte Jesus wahrscheinlich nicht als „Christus“ bezeichnet, was „der Gesalbte“ bedeutet und eine Anerkennung seiner messianischen Rolle implizieren würde.
  2. Positive Beschreibung von Jesu Taten
    Die Beschreibung von Jesus als Wundertäter und als Lehrer, der „die Wahrheit denen brachte, die ihn liebten“, klingt wie eine christliche Interpretation.
  3. Aussage über die Auferstehung
    Die Passage, in der es heißt, dass Jesus am dritten Tag wieder auferstanden sei, wie die „göttlichen Propheten“ dies vorausgesagt hätten, klingt stark nach christlicher Doktrin.

Dies sind deutliche Hinweise darauf, dass dieses Zitat zu der genannten Zeit nicht von Josephus geschrieben wurde. Der Hinweis auf die Heiden und die Göttlichkeit von Jesus jedenfalls ist nur zu verstehen, wenn ihn Christen geschrieben haben. Josephus allerdings war kein Jesusanhänger.

Die Kopisten, die seinen Text über die Jahrhunderte weitergaben, allerdings schon. Aufgrund weiterer textlicher Besonderheiten, auf die ich jetzt nicht eingehe, ist es wahrscheinlich, dass sie im vierten Jahrhundert diese Interpolation (Einschub) hinzugefügt haben.

Nachlesen könn ihr das beim Bibelwissenschaftler Bart Ehrman. Er vertritt die These, dass viele der biblischen Geschichten und weit verbreiteten Überzeugungen über die Göttlichkeit Jesu, die Dreifaltigkeit und den göttlichen Ursprung der Bibel selbst auf absichtliche und zufällige Änderungen durch Schreiber zurückzuführen sind.

Jesus falsch zitieren: Die Geschichte, wer die Bibel verändert hat und warum [Anzeige]

Zudem unterbricht dieser Abschnitt bei Josephus die Passage über Pontius Pilatus, dem Josephus sich hier eigentlich zuwendet.

Ihr könnt euch ja selbst ein Bild machen, indem ihr euch den Originaltext zu Gemüte führt. Die Zweifel an der Authentizität der Textstelle sind jedenfalls nicht unbegründet.

Im Original hier nachzulesen:

Jüdische Altertümer: Vollständige Ausgabe (Judaika)
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Flavius Josephus 2: die Jakobsnotiz

In den „Jüdischen Altertümern“ (siehe oben, Stelle: 20,200) erwähnt Flavius Josephus auch die Hinrichtung von Jakobus, dem Bruder Jesu. Josephus beschreibt, dass Jakobus unter dem sadduzäischen Hohenpriester Hannas II. wegen Gesetzesübertretung zur Steinigung geführt wurde.

Der relevante Teil der Passage lautet:

„Er versammelte daher den Hohen Rat zum Gericht und stellte vor diesen den Bruder des Jesus, der Christus genannt wird, mit Namen Jakobus, sowie noch einige andere…“

Flavius Josephus, Ant.20,200

Earl Doherty, ein Verfechter der Jesus-Mythos-Theorie, argumentierte 1999, dass Josephus in dieser Passage nicht Jesus von Nazaret meinte, sondern einen anderen Jesus, nämlich Jesus bar Damneus.

Doherty sah den Zusatz „…der Christus genannt wird“ als spätere christliche Einfügung an, da er vermutete, dass der Kontext eher auf innerjüdische Machtkämpfe hinweist.

Das Jesus-Puzzle: Basiert das Christentum auf einer Legende?
Mit diesem Buch knüpft Earl Doherty an die Evangelienkritik der vergangenen 100 Jahre an

Tacitus

Der römische Historiker Publius Cornelius Tacitus erwähnt Jesus in seinem Werk „Annalen“, das um das Jahr 116 geschrieben wurde. Diese Erwähnung findet sich im Zusammenhang mit der Beschreibung der Neronischen Christenverfolgung im Jahr in Rom.

In Buch 15, Kapitel 44 der Annalen, beschreibt Tacitus die Bemühungen des Kaisers Nero, die Gerüchte zu zerstreuen, dass er für den Großen Brand von Rom verantwortlich war. Er schreibt, dass Nero die Christen als Sündenböcke benutzte und sie grausam verfolgte.

Tacitus führt dann aus:

„Um das Gerücht aus der Welt zu schaffen, schob [Nero] die Schuld auf andere und verhängte die ausgesuchtesten Strafen über die wegen ihrer Verbrechen Verhassten, die das Volk ‚Chrestianer‘ nannte. Der Urheber dieses Namens ist Chrestus, der unter der Regierung des Tiberius vom Prokurator Pontius Pilatus hingerichtet worden war.

Für den Augenblick war [so] der verderbliche Aberglaube unterdrückt worden, trat aber später wieder hervor und verbreitete sich nicht nur in Judäa, wo das Übel aufgekommen war, sondern auch in Rom, wo alle Greuel und Abscheulichkeiten der ganzen Welt zusammenströmen und gefeiert werden.

Tacitus, Annalen

Hier wird Christus also namentlich erwähnt. Bei genauerem Hinsehen allerdings schreibt Tacitus „Chrestus“ anstelle von „Christus“ und verwechselt auch den Titel des Pontius Pilatus – dieser war von 26–36 unter dem Kaiser Tiberius Präfekt, nicht Prokurator.

Vom Leben und Wirken des angeblichen Messias erfährt der Leser nichts.

Gab es Jesus? Tacitus-Annalen
Die Annalen des Tacitus
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Sueton

Auch bei Gaius Suetonius Tranquillus (Sueton) findet sich nur ein einziger dürrer Satz, der einen „Chrestos“ erwähnt. Kontext ist ein Edikt des Kaisers Claudius aus dem Jahr 49, nach welchem Juden die Stadt Rom zu verlassen haben: „Die Juden, welche von einem gewissen Chrestos aufgehetzt, fortwährend Unruhe stifteten, vertrieb er aus Rom.“

Gab es Jesus? Sueton: Vom Leben der Römischen Caesaren: De Vita Caesarum
Sueton
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Lucian von Samosata

Lucian von Samosata war ein griechischer Satiriker und Schriftsteller, der im 2. Jahrhundert lebte. Er erwähnt Jesus in einem seiner Werke, allerdings nur beiläufig und in einem satirischen Kontext.

In seinem Werk „Der Tod des Peregrinos“ beschreibt Lucian einen charismatischen Anführer namens Peregrinos Proteus, der sich zeitweise zum Christentum bekennt.

Lucian erwähnt Jesus Christus in diesem Zusammenhang, aber seine Bemerkungen sind eher spöttisch und bieten keinen detaillierten oder historisch zuverlässigen Bericht über Jesus. Er bezieht sich auf Jesus als den „Gekreuzigten Sophisten“ und beschreibt die Christen als leichtgläubig.

Jesus-Erwähnung im Talmud

Um das Jahr 95 schloss der Sanhedrin von Jamnia vermutlich das Urchristentum als „Häresie“ aus dem Judentum aus.

Der Talmud, fertiggestellt im 3. Jahrhundert, erwähnt (im Traktat Sanhedrin 43a) Jesus und beschreibt seine Hinrichtung am Vorabend des Passahfestes.

Die Talmudstelle, deren Authentizität und Alter umstritten sind, behauptet, Jesus sei wegen Zauberei und Volksverführung gesteinigt und dann aufgehängt worden.

Am Vorabend des Pesahfestes hängte man Jeschu. Vierzig Tage zuvor hatte der Herold ausgerufen: Er wird zur Steinigung hinausgeführt, weil er Zauberei getrieben und Jisrael verführt und abtrünnig gemacht hat; wer etwas zu seiner Verteidigung zu sagen hat, der komme und sage es. Da aber nichts zu seiner Verteidigung vorgebracht wurde, so hängte man ihn am Vorabend des Pesahfestes.

Sanhedrin 43ab

Dies widerspricht den neutestamentlichen Berichten, die bekanntlich von einer Kreuzigung durch die Römer sprechen.

Historiker betrachten diese Talmudstelle eher als spätere jüdische Reaktion auf das Christentum und nicht als unabhängige historische Quelle für das Leben Jesu.

Was spricht laut Wissenschaft für die Existenz von Jesus?

Der Konsens in der wissenschaftlichen Forschung, dass ein historischer Jesus existiert hat, beruht auf einer Vielzahl von methodischen Überlegungen.

Wenn heute Historiker und Altertumswissenschaftler mehrheitlich davon ausgehen, dass Jesus von Nazaret eine reale historische Person war, dann deshalb, weil die Indizienlage – bei aller gebotenen Skepsis – stärker für seine Existenz als gegen sie spricht.

Die Quellenlage für Jesus ist dünn, aber sie existiert. Und sie ist bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass es sich um einen jüdischen Wanderprediger aus einer Randprovinz des Römischen Reiches handelt, der zu Lebzeiten kaum über seine lokale Bedeutung hinausgewachsen ist.

Dabei greifen Historiker auf bewährte Kriterien der Quellenkritik zurück, etwa das Kriterium der Mehrfachen Bezeugung: Jesus wird in mehreren voneinander unabhängigen Quellen erwähnt – in den synoptischen Evangelien, in den Briefen des Paulus (die sogar älter sind als die Evangelien) und in außerbiblischen Texten wie bei Flavius Josephus (die Probleme mit Josephus haben wir allerdings bereits erörtert).

Ein weiteres Hilfsmittel ist das Kriterium der Peinlichkeit: Inhalte, die für die eigene Gruppe oder Ideologie eher unangenehm sind, gelten als besonders glaubwürdig, weil man sie kaum erfunden hätte. Die Kreuzigung Jesu – eine Schande und Strafe für Schwerverbrecher – ist ein solches Detail. Wäre Jesus eine reine Erfindung, hätte man ihm (wahrscheinlich) eher einen heroischeren Tod angedichtet als eine derart entehrende Hinrichtung.

Schließlich gibt es noch das Kriterium der Kontextualität: Jesus passt auffällig gut in die soziale, politische und religiöse Landschaft Palästinas im ersten Jahrhundert n. u. Z. Seine Botschaft, sein Verhalten und letztlich auch sein Konflikt mit den Behörden sind in dieser Welt schlüssig und erwartbar. Wer einen rein fiktiven Messias hätte erfinden wollen, hätte ihn wohl kaum in derart provinziellen und wenig ruhmreichen Verhältnissen angesiedelt.

Gab es Jesus wirklich? Fazit

Ob es Jesus von Nazaret nun wirklich gab? Es bleiben gehörige Zweifel. Schließlich soll Jesus ja ein Gott gewesen sein, Wunder getätigt haben und von den Toten auferstanden sein.

Da scheint es doch merkwürdig, dass von den zeitgenössischen Schriftstellern und Historikern so niemand richtig Notiz von ihm genommen haben will und die ersten Erwähnungen erst rund 80 Jahre nach seinem Tod auftauchen.

Zumal die Evangelien ja auch von Sonnenfinsternis, Erdbeben, Erheben der Toten etc. bei Jesus Kreuzigung berichten … komisch, dass diese angeblichen Ereignisse gerade von den Historikern übersehen wurden.

Die Selbstverständlichkeit, mit denen viele Christen an die Existenz von Jesus glauben, erscheint im Lichte der spärlichen außerchristlichen Erwähnungen mehr als fragwürdig.

Die Evangelien selbst sind als Zeugnisse ebenso unzuverlässig. Sie folgen einer Agenda, schreiben voneinander ab, widersprechen sich aber gleichzeitig und wurden allenfalls nach Jahrzehnten mündlicher Überlieferung der Jesusgeschichte verschriftlicht. Es ist demnach davon auszugehen, dass keiner der Autoren Jesus oder einen der direkten Anhänger/Apostel kannte.

Es gibt weitere Probleme, nämlich das Fehlen von Erwähnungen: Obwohl zu den Zeitgenossen von Jesus auch Schriftgelehrte gehörten, die über die damals aktuellen Verhältnisse ausführlich berichteten, fehlt der Name Jesus in einigen bedeutenden Werken vollständig, unter anderem im Hauptwerk des Flavius Josephus über die Jüdischen Kriege.

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Ob es Jesus nun wirklich gab?

Ich weiß es nicht und ich meine, niemand kann dies mit Sicherheit belegen. Die Geschichtswissenschaft gibt uns jedenfalls wenig Anlass, den historischen Jesus mit der Selbstverständlichkeit als gesichert anzusehen, wie dies heute geschieht.

Der wissenschaftliche Konsens bejaht die Existenz Jesu, weil es schlicht keine überzeugendere Erklärung für die Entstehung des frühen Christentums gibt. Es wäre aufwendig, die Entstehung dieser religiösen Bewegung mit ihren früh einsetzenden schriftlichen Reflexionen ohne eine historische Gründerfigur zu erklären. Man würde sich in noch absurdere Hypothesen verrennen als jene, die man vermeiden will.

Natürlich bedeutet dieser Konsens keineswegs, dass die Wundererzählungen oder theologischen Deutungen historisch sind. Das ist ein beliebtes Missverständnis, nicht selten absichtlich geschürt von Apologeten. Der historische Jesus, von dem Historiker sprechen, ist nicht der wundertätige Gottessohn, sondern ein jüdischer Prediger, der charismatisch auftrat, eine bestimmte Ethik verkündete, Konflikte mit den Mächtigen provozierte und daran zugrunde ging. Über die genauen Inhalte seiner Lehre, seine Selbstwahrnehmung und die Details seines Lebens lässt sich trefflich streiten – aber seine bloße Existenz gilt als wahrscheinlichste Arbeitshypothese.

Kurz gesagt: Jesus existierte mit hoher Wahrscheinlichkeit – nicht, weil man es glauben will, sondern weil die historische Vernunft es so nahelegt. Was meinst du? Hinterlasse einen Kommentar.

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Kommentare

4 Antworten zu „Gab es Jesus wirklich?“

  1. […] Andere Menschen sehen die Auferstehung Jesu als eine Metapher oder spirituelle Wahrheit, aber nicht als historisch belegbar. Viele Menschen zweifeln jedoch auch die historische Existenz Jesu selbst an und bestreiten, dass es Jesus wirklich gab. […]

  2. Jesus war zur Zeit seines Lebens relativ unbedeutend – ein jüdischer Wanderprediger in einer römischen Provinz, ohne politische oder militärische Macht. Zeitgenössische Geschichtsschreibung konzentrierte sich auf Kaiser, Kriege und große Ereignisse. Die römischen Historiker hatten kaum Interesse an lokalen religiösen Bewegungen in Judäa. Viele jüdische und römische Texte aus der Zeit sind verloren gegangen. Es ist also auch möglich, dass es einmal Berichte gab, die nicht überliefert wurden. Dass Jesus nicht wirklich existiert hatte, ist eigentlich der unwahrscheinlichste Fall…

  3. Avatar von Sergius
    Sergius

    Ich würde sehr gerne die Untersuchungen selber durchführen, aber diesmal fehlt mir die Zeit dafür.

    Daher verweise ich auf das Video, worin die EINDEUTIGEN HISTORISCHEN NACHWEISE über Existenz Jesu aufgeführt worden sind:

    1. Das Video bringt keinen einzigen eindeutigen Beweis. Weder für die Existenz von Jesus – geschweige denn für irgendwelche übernatürlichen Geschehnisse wie die Auferstehung. Im Gegenteil behauptet der Sprecher einfach, wenn es keine naturalistische Erklärung für bestimmte Phänomene gäbe, müsse es eine übernatürliche Erklärung geben. Dann wird als Argument angeführt, dass „die Jünger glaubten, Jesu sei auferstanden“, also nun sollen wir Hörensagen, dass uns Jahrzehnte später aus sich widersprechenden Quellen geliefert als „historischen Beweis“ ansehen. Das ist nicht nur unsauber, das ist peinlich. Dann wird Tacitus als außerbiblische Quelle angeführt. Die Tacitus-Stelle, die Jesus erwähnt, wurde mutmaßlich rund ein Jahrhundert nach der Kreuzigung verfasst, die Quellen deuten auf das Jahr 117. Zu der Zeit war das Christentum bereits mehr oder weniger organisiert; auch die drei synoptischen Evangelien haben wahrscheinlich bereits existiert. Arthur Drews schließt aus der römischen Aktenlage zu Jesus (nicht vorhanden) und der Tatsache, dass Tacitus „nie die Archive studiert hat“, dass „die Erwähnung bei Tacitus kein Beweis für die Historizität Jesu [ist], denn sie kommt viel zu spät“. Und weiter: „Es ist fast sicher, dass der römische Historiker sie einfach aus der christlichen Legende abgeleitet hat. Tacitus konnte im Jahr 117 nur das über Christus wissen, was ihn aus christlichen oder mittleren Kreisen erreichte. In solchen Angelegenheiten gab er lediglich Gerüchte in dem Licht wieder, das sein Thema ihm zu verlangen schien.“

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