Die Schriftrollen vom Toten Meer gehören zu den bedeutendsten archäologischen Funden des 20. Jahrhunderts. Diese antiken Texte wurden in den Höhlen von Qumran nahe dem Toten Meer entdeckt, weswegen sie manchmal auch als Qumran-Quellen oder Qumran-Handschriften bezeichnet werden.
Populär wurden die Schriftrollen unter anderem durch den Roman „Sakrileg“ von Dan Brown. Demnach enthielten die „Dead Sea Scrolls“ geheime Botschaften und verschlüsselte Nachrichten über Jesus. Warum das Quatsch ist, erfährst du weiter unten.
Die Schriftrollen vom Toten Meer bieten einzigartige Einblicke in das religiöse und kulturelle Leben des antiken Judäa. Alle Funde wurden zwischen 1947 und 1956 in Höhlen der archäologischen Stätte Khirbet Qumran im Westjordanland gemacht. Die Schriftrollen enthalten eine Vielzahl von Manuskripten, meist literarischer und religiöser Art – Briefe oder andere Alltagstexte befinden sich kaum darunter.
Was genau sind die Schriftrollen vom Toten Meer?
Es gibt rund 1.000 Schriftrollen in den Funden vom Toten Meer. Sie umfassen eine Vielzahl von Handschriften, darunter biblische Manuskripte, Sektenliteratur, Apokryphen und pseudepigraphe Schriften. Besonders wichtig sind sie für die Textgeschichte des Tanachs (Hebräische Bibel oder Altes Testament)
Aus welchem Material bestehen die Qumran-Schriftrollen?
Die meisten Qumran-Rollen sind auf Pergament (Tierhaut) geschrieben, einige wenige auf Papyrus.
Für die Zuordnung der einzelnen Texte kann Pergament hilfreich sein: Durch Analysen verschiedener Pergamentfragmente hinsichtlich Tierart und sogar DNA können Rückschlüsse auf die Zusammengehörigkeit gezogen werden, dazu später mehr.
Wann wurden die Tote-Meer-Schriftrollen verfasst?
Die Schriftrollen werden auf das 3. Jahrhundert v. u. Z. bis ins erste nachchristliche Jahrhundert datiert. Diese Zeitspanne umfasst die späte Phase der persischen Herrschaft über Juda, die gesamte hasmonäische Periode und die frühe römische Herrschaft, einschließlich der Zeit des „Zweiten Tempels“ in Jerusalem.

Die Datierungen wurden teils per Radiokarbondatierung bestätigt, beruhen aber vor allem auf paläographischen Analysen (Untersuchungen von Schriftarten und Buchstabenformen in ihren Entwicklungsphasen).

Wie ist der Erhaltungszustand der Qumran-Quellen?
Der Zustand der Schriftrollen vom Toten Meer variiert stark. Wenige Schriftrollen, etwa ein Dutzend, sind vollständig erhalten. Der überwiegende Großteil liegt unvollständig oder in vielen kleinen Fragmenten vor, manche davon nicht größer als ein 10-Cent-Stück.
Die Archäologen standen also vor einem riesigen Puzzle: Über 15.000 Fragmente mussten verglichen und einander zugeordnet werden.
Die trockene Wüstenluft half, die Manuskripte über Jahrtausende zu konservieren, dennoch sind viele Rollen durch die Jahrhunderte beschädigt worden und erfordern sorgfältige Restaurierungs- und Konservierungsmaßnahmen.
In welcher Sprache wurden die Schriftrollen vom Toten Meer verfasst?
Die Texte sind überwiegend auf Hebräisch verfasst.
Es gibt aber auch Manuskripte auf Aramäisch:
- Jeremia (4Q71),
- Daniel (4Q112–115) und
- Esra (4Q117).
Weitere Texte wurden auf Griechisch verfasst:
- Septuaginta-Levitikusa (4Q119),
- Septuaginta-Levitikusb (4Q120),
- Buch Numeri,
- Deuteronomium (4Q122),
- Exodus (7Q1) sowie den
- Brief des Jeremia (7Q2).
Die Entdeckung der Schriftrollen in Qumran: was eine Geschichte!
Die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer ist eine der faszinierendsten Geschichten der modernen Archäologie.
Fundorte und erste Entdeckungen in Qumran
Der erste Fund erfolgte im Jahr 1947 durch Zufall und durch einen jungen Beduinenhirten. Er stieß in einer Höhle auf Tonkrüge, die antike Schriftrollen enthielten. Diese erste Höhle, bekannt als Qumran-Höhle 1, brachte sieben bedeutende Rollen zutage, darunter die 7,34 Meter lange Große Jesajarolle (1QJesa), das vollständigste der gefundenen Manuskripte.


Nach diesem aufsehenerregenden Fund gab es noch weitere; schließlich erschloss ein Forschungsteam der in Jerusalem ansässigen École Biblique, geleitet von Roland de Vaux, die Khirbet-Qumran-Ruinen von 1951 bis 1956 zum größten Teil. Dabei wurden zahlreiche weitere Manuskripte entdeckt und katalogisiert.

Die Qumran-Höhlen
Die elf Qumran-Höhlen liegen in der Judäischen Wüste, nahe dem Nordwestufer des Toten Meeres. Diese Höhlen boten einen idealen Ort für die Lagerung von Schriftrollen, da das trockene Klima zur Konservierung der Pergamente und Papyri beitrug.
Die Nähe zu den Ruinen der antiken Siedlung Qumran (hebräisch קומראן) deutet darauf hin, dass die Gemeinschaft, die dort lebte, wahrscheinlich die Autoren oder Hüter der Schriftrollen war.
Waren die Essener die Autoren der Qumran-Schriftrollen?
Viele Gelehrte identifizieren diese Gemeinschaft mit den Essenern.
Die Essener waren eine jüdische Sekte, die zur Zeit des Zweiten Tempels (ca. 2. Jahrhundert v. u. Z. bis 1. Jahrhundert n. u. Z.) existierte und für ihre asketische Lebensweise und strengen religiösen Praktiken bekannt war. Es wird vermutet, dass sie vom Zoroastrismus beinflusst wurde.
Sie lebten in Gemeinschaften, meist in abgelegenen Gebieten – wie eben Qumran nahe dem Toten Meer. Sie zeichneten sich durch gemeinschaftliches Eigentum, tägliche rituelle Waschungen und eine strikte Einhaltung der Sabbatgesetze aus.
Die Essener distanzierten sich von den religiösen Praktiken des Jerusalemer Tempels, den sie als korrupt betrachteten, und verfolgten stattdessen eine reine und apokalyptische Lebensweise, die die Ankunft eines Messias und das Ende der Welt vorhersagte. Außer literarischen Erwähnungen gibt es keine (archäologischen) Zeugnisse ihrer Existenz.
Ob tatsächlich die Qumran-Essener die Verfasser der Schriftrollen sind, ist bis heute umstritten. Was dafür spricht:
- Viele der in Qumran gefundenen Texte spiegeln die asketischen, gemeinschaftlichen und rituellen Praktiken wider, die den Essenern zugeschrieben werden, wie sie in antiken Quellen wie den Schriften von Flavius Josephus, Philo von Alexandria und Plinius dem Älteren beschrieben sind.
- Die Manuskripte enthalten Regelwerke wie die „Gemeinderegel“ (Serekh ha-Yahad), die detaillierte Vorschriften für das Leben innerhalb einer abgeschiedenen, streng regulierten Gemeinschaft beschreiben, was gut zu den bekannten Praktiken der Essener passt.
Einige Forscher argumentieren dagegen, dass die Qumran-Schriftrollen von verschiedenen jüdischen Gruppen stammen könnten und nicht ausschließlich von den Essenern. Die Texte seinen zu vielfältig, um von einer einzigen Gruppe zu stammen.
Zudem besteht die Möglichkeit, dass Qumran ein allgemeiner Lagerort für heilige Schriften war, besonders während der Unruhen im Jüdischen Krieg gegen die Römer (66–73 n. u. Z).
Inhalt und Vielfalt der Schriftrollen vom Toten Meer
Die Schriftrollen vom Toten Meer lassen sich in mehrere Hauptkategorien einteilen:
Biblische Qumran-Manuskripte und ihre Bedeutung
Ein bedeutender Teil der Totes-Meer-Schriftrollen besteht aus Manuskripten, die Texte des Alten Testaments (Tanach) enthalten. Diese biblischen Manuskripte sind von unschätzbarem Wert, da sie einige der ältesten bekannten Texte der hebräischen Bibel darstellen.
Zu den wichtigsten Funden gehören …
- mehrere Exemplare des Buches Jesaja,
- Teile des Buches Deuteronomium und die
- Psalmen.
Diese Texte ermöglichen es den Gelehrten, die Textüberlieferung und -entwicklung der biblischen Schriften besser zu verstehen. Denn: Über die Jahrhunderte war der Auswahlprozess überlieferter Texte mehr und mehr christlich geprägt.
Christliche Kopisten machten beim Übertragen (auch jüdischer) Literatur aber nicht nur zahllose Fehler, sondern verfälschten auch bewusst Inhalte, um sie mit Elementen christlicher Theologie zu „harmonisieren“.
Ein berühmtes Beispiel hierfür ist die Interpolation („Einschub“) beim sogenannten Testimonium Flavianum, das als wichtiger außerbiblischer „Beweis“ dafür angeführt wird, dass es Jesus wirklich gab.
Den historischen Kontext kennen wir von Flavius Josephus (37/38–100), der allerdings erst nach Jesus Tod geboren wurde [Klicke auf die Cover | Anzeige]
Die Schriftrollen vom Toten Meer waren unberührt und keinerlei Zensur unterlegen – das macht sie so wertvoll für die Beurteilung der Kultur und Zivilisation des antiken Judäas.
Sektenliteratur und Regelwerke
Ein weiterer bedeutender Teil der Schriftrollen umfasst Texte, die spezifisch für die Gemeinschaft von Qumran waren. Diese sogenannte Sektenliteratur beinhaltet Regelwerke, Hymnen und Kalender, die das religiöse und gemeinschaftliche Leben der (vermuteten) Essener dokumentieren.
Ein bekanntes Beispiel ist die Gemeinderegel (Serekh ha-Yahad), die detaillierte Vorschriften für das Leben innerhalb der Gemeinschaft enthält, einschließlich ritueller Reinheit, Strafen für Vergehen und gemeinschaftlicher Gebete.
Apokryphe und pseudepigraphe Texte
Die Schriftrollen enthalten auch eine Vielzahl von apokryphen und pseudepigraphen Texten, die nicht zum kanonischen Alten Testament gehören, aber dennoch von Bedeutung sind. Man spricht dabei auch von parabiblischen Schriften.
Diese Texte bieten Einblicke in die religiösen Vorstellungen und literarischen Praktiken der damaligen Zeit. Zu den bekanntesten gehören …
- das Buch Henoch,
- das Buch der Jubiläen,
- die Tempelrollem
- das Genesis-Apokryphon und verschiedene weitere apokalyptische Schriften.
Diese Texte erweitern unser Verständnis der religiösen Vielfalt und der theologischen Entwicklungen im Judentum des Zweiten Tempels.
Historischer und kultureller Kontext der Qumran-Rollen
In welchem historischen Kontext entstanden die Schriftrollen vom Toten Meer? Was wissen wir über die religiösen Gemeinschaften, die sie verfassten, sowie ihre Beziehungen zu den breiteren Strömungen des frühen Judentums und Christentums?
Die Essener und die Qumran-Gemeinschaft
Die Essener hatten wir bereits erwähnt, uns es gibt einige Hinweise darauf, dass die Qumran-Gemeinschaft mit den Essenern eng verbunden ist.
Die Essener lebten in Abgeschiedenheit, abseits der städtischen Zentren, und hielten sich streng an rituelle Reinheitsvorschriften und gemeinschaftliches Eigentum.
Die „Gemeinderegel“ und andere Texte aus Qumran deuten auf eine hierarchische Gemeinschaft hin, die sich durch tägliche Reinigungsrituale, gemeinsame Mahlzeiten und strenge Disziplin auszeichnete. Diese Texte bieten einen seltenen Einblick in das Leben und die Praktiken einer der vielen jüdischen Gruppen, die zur Zeit Jesu aktiv waren.
Verbindungen von Qumran zum frühen Judentum und Christentum
Die Schriftrollen vom Toten Meer sind nicht nur für das Verständnis der Essener von Bedeutung, sondern werfen auch Licht auf die religiösen Dynamiken des frühen Judentums und dessen Beziehung zum entstehenden Christentum.

[Anzeige]
Einige der in Qumran gefundenen Texte weisen Parallelen zu den Lehren und Praktiken auf, die im Neuen Testament beschrieben sind. Dies hat zu Spekulationen geführt, dass es Verbindungen zwischen der Qumran-Gemeinschaft und den frühen christlichen Gemeinschaften geben könnte.
Zudem bieten die Schriftrollen Vergleichsmaterial für das Studium des Alten Testaments, indem sie Textvarianten und exegetische Traditionen präsentieren, die in den kanonischen Schriften nicht erhalten sind.
Wird Jesus in den Schriftrollen vom Toten Meer erwähnt?
Nein. Jesus wird in den Schriftrollen vom Toten Meer nicht erwähnt. Die Schriftrollen konzentrieren sich auf die religiösen Texte, Regelwerke und apokalyptischen Schriften der jüdischen Gemeinschaften dieser Zeit.
Obwohl die Rollen wertvolle Einblicke in das religiöse und soziale Umfeld bieten, aus dem das frühe Christentum hervorging, gibt es keine spezifischen Hinweise oder Erwähnungen von Jesus oder seiner Lehren in den Qumran-Texten.
Damit sind auch die Spinnereien von Dan Brown vom Tisch, der seinen „Sakrileg“-Plot wohl auch ein bisschen von Michael Balgents und Richard Leighs „Verschlusssache Jesus“ abkupferte. Eine vatikanische Verschwörung erscheint schon unter dem Aspekt unwahrscheinlich, dass der Inhalt der Qumran-Rollen seit 1991 vollständig der Öffentlichkeit zugänglich ist.
Wissenschaftliche Untersuchung und Kontroversen um die Qumran-Schriftrollen
Seit ihrer Entdeckung sind die Schriftrollen vom Toten Meer Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen und zahlreicher Kontroversen gewesen.
Methoden der Textanalyse
Die Analyse der Schriftrollen erfolgt durch eine Kombination aus Paläographie (die Studie alter Handschriften), Radiokarbondatierung, 3-D-Modellierung, DNA-Analysen und philologischer Untersuchung.
Diese Methoden ermöglichen es den Forschern, das Alter der Manuskripte zu bestimmen, die Herkunft der verwendeten Materialien zu analysieren und die sprachlichen Besonderheiten der Texte zu studieren.
- Paläographie hilft dabei, die verschiedenen Handschriftenstile und Schreibtechniken zu identifizieren.
- Radiokarbondatierung gibt Aufschluss über die Zeiträume, in denen die Rollen verfasst wurden.
- 3-D-Modellierung erzeugt dreidimensionale Digitalisate der Fragmente, die sich danach computergestützt besser rekombinieren lassen.
- DNA-Analysen helfen ebenfalls beim Ordnen der Fragmente: Ist die DNA auf zwei Tierhäuten (Pergamenten) gleich, stammen sie von derselben Schriftrolle. Mehr dazu gibt es hier.

Bedeutung der Qumran-Rollen für die moderne Forschung
Die Schriftrollen vom Toten Meer haben einen tiefgreifenden Einfluss auf die moderne Forschung in den Bereichen Bibelwissenschaften und Antike Geschichte.
Einfluss auf die Bibelwissenschaften
Die Schriftrollen haben die Bibelwissenschaften revolutioniert, indem sie einige der ältesten bekannten Manuskripte des Alten Testaments liefern.
Diese Texte ermöglichen es den Forschern, die Textgeschichte und -überlieferung der hebräischen Bibel zu untersuchen und die Genauigkeit und Zuverlässigkeit der späteren Textüberlieferungen zu bewerten.
Darüber hinaus bieten die Rollen wertvolle Einblicke in die exegetischen Praktiken und theologischen Debatten innerhalb des antiken Judentums.
Auswirkungen auf das Verständnis der Antike
Die Schriftrollen haben unser Verständnis der sozialen, religiösen und politischen Landschaft des antiken Nahen Ostens erheblich erweitert. Sie bieten Einblicke in die Vielfalt der jüdischen Sekten und ihre unterschiedlichen theologischen und rituellen Praktiken.
Zudem beleuchten sie die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen religiösen Gruppen und ihre jeweiligen Antworten auf die Herausforderungen ihrer Zeit. Diese Erkenntnisse tragen dazu bei, ein umfassenderes Bild der historischen und kulturellen Dynamiken in der Zeit des Zweiten Tempels zu zeichnen. Damit sind die Schriftrollen vom Toten Meer von unschätzbarem Wert für die moderne Forschung.

Auswirkungen der Schriftrollen vom Toten Meer auf das Verständnis des Tanach
Die Entdeckung der Schriftrollen vom Toten Meer hat tiefgreifende Auswirkungen auf das Verständnis des Tanach, der hebräischen Bibel. Hier sind einige der bedeutendsten Auswirkungen im Detail:
Textüberlieferung und Textkritik
Eine der wichtigsten Auswirkungen der Schriftrollen vom Toten Meer ist die Möglichkeit, die Textüberlieferung des Tanach zu untersuchen. Vor ihrer Entdeckung stammten die ältesten hebräischen Manuskripte des Tanach aus dem Mittelalter (insbesondere der Codex Leningradensis und der Codex Aleppo). Die Schriftrollen, die einige Jahrhunderte älter sind, bieten nun eine Vergleichsbasis, um die Stabilität und Veränderungen des Textes über die Zeit zu analysieren.
- Textvarianten: Die Schriftrollen enthalten zahlreiche Textvarianten, die in den späteren masoretischen Texten nicht vorhanden sind. Diese Varianten können Aufschluss darüber geben, wie die heiligen Schriften über die Jahrhunderte kopiert und überliefert wurden. Diese Erkenntnisse sind entscheidend für die Textkritik, die versucht, den ursprünglichen Text des Tanach zu rekonstruieren.
- Pluralität der Texttraditionen: Die Schriftrollen zeigen, dass es während der Zeit des zweiten Tempels mehrere parallele Texttraditionen gab. Neben den masoretischen Texten gab es auch Texte, die der Septuaginta (der griechischen Übersetzung des Alten Testaments) und dem samaritanischen Pentateuch näher stehen. Die Textüberlieferung des Tanach ist also komplexer und dynamischer, als zuvor angenommen.
Exegese und Interpretation
Die Schriftrollen enthalten zahlreiche exegetische und interpretative Texte, die neue Einblicke in die Auslegung der heiligen Schriften in der antiken jüdischen Gemeinschaft bieten.
- Pesher-Kommentare: Die sogenannten Pesher-Kommentare in den Schriftrollen interpretieren biblische Texte, insbesondere prophetische Schriften, als direkte Vorhersagen über die Ereignisse und Personen der Qumran-Gemeinschaft. Die Exegese zeigt, wie die antiken Juden ihre heiligen Texte aktualisierten und auf ihre eigene Zeit und Situation bezogen.
- Erweiterte Erzählungen: Einige Schriftrollen enthalten erweiterte Erzählungen oder alternative Versionen biblischer Geschichten, die nicht im kanonischen Tanach enthalten sind. Diese Texte erweitern das Verständnis der narrativen und theologischen Vielfalt innerhalb des frühen Judentums.

Theologische und liturgische Entwicklung
Die Schriftrollen bieten auch Einblicke in die theologische und liturgische Entwicklung des antiken Judentums und dessen Einflüsse auf das Verständnis des Tanach.
- Texte wie die „Gemeinderegel“ und die „Tempelrolle“ bieten detaillierte Beschreibungen der rituellen und liturgischen Praktiken der Qumran-Gemeinschaft.
- Die Schriftrollen enthalten zahlreiche eschatologische und messianische Texte, die die Vorstellungen der antiken Juden über das Ende der Zeiten und das Kommen des Messias beleuchten. Damit wird dokumentiertm, wie biblische Prophezeiungen und die Erwartungen der Qumran-Gemeinschaft miteinander verflochten waren.
Insgesamt haben die Schriftrollen vom Toten Meer das Verständnis des Tanach erheblich erweitert und vertieft. Sie bieten wertvolle Einblicke in die Textüberlieferung, die exegetischen Methoden und die theologischen Entwicklungen des antiken Judentums und haben die Bibelwissenschaften grundlegend beeinflusst.

Du möchtest ab und zu eine Verkündigung? Abonniere hier den Newsletter.





Kommentar verfassen