historisch kritische Methode Bibel (Theologie)

Historisch-kritische Methode: vom Wort Gottes zum geschichtlichen Dokument

Die historisch-kritische Methode ist ein wissenschaftlicher Ansatz, um biblische Texte zu analysieren und zu interpretieren.

Was ist die historisch-kritische Methode?

Im Gegensatz zu traditionellen Auslegungsmethoden, die oft von dogmatischen Voraussetzungen ausgehen, versucht die historisch-kritische Methode, die Bibel als historisches Dokument zu verstehen. 

Sie untersucht die Entstehung der Texte, ihre Entwicklung über Jahrhunderte und die historischen Umstände, unter denen sie verfasst wurden.

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Grundbegriffe der historisch-kritischen Methode

Einige Grundbegriffe der historisch-kritischen Methode sind Voraussetzung, ohne die man den Diskurs nicht verstehen kann. Hier eine kurze Liste.

  • Apokryphen
    Schriften, die nicht in den kanonischen Büchern enthalten sind.
  • Apostelgeschichte:
    Die Darstellung der frühen christlichen Gemeinde und der Missionstätigkeit der Apostel.
  • Brief:
    Eine schriftliche Botschaft, die von einem Apostel oder einer anderen wichtigen Person verfasst wurde, zum Beispiel Paulus von Tarsus. Die Briefe im Neuen Testament sind ein wichtiger Bestandteil des christlichen Kanons.
  • Codex/Codices:
    Geschriebene Bücher in Buchform (im Gegensatz zu Rollen).
  • Evangelium:
    Die „Gute Nachricht“ von Jesus Christus, wie sie in den vier kanonischen Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas, Johannes) erzählt wird.
  • Exegese:
    Die wissenschaftliche Auslegung von Texten, insbesondere biblischer Texte. Sie versucht, den ursprünglichen Sinn eines Textes zu erschließen und zu verstehen.
  • Kanon:
    Die Sammlung von Büchern, die von einer Religionsgemeinschaft als heilig anerkannt werden (siehe auch: Bibelkanon).
  • Hermeneutik:
    Die Lehre von der Interpretation und dem Verstehen von Texten.
  • Masoretischer Text:
    Der hebräische Bibeltext, der von den Masoreten (jüdischen Gelehrten) überliefert und mit Vokalen und anderen Zeichen versehen wurde.
  • Papyri:
    Schriften auf Papyrus.
  • Pentateuch:
    Die griechische Bezeichnung für die Tora.
  • Pergament:
    Ein Schreibmaterial aus Tierhäuten.
  • Pseudepigrapha:
    Schriften, die unter falschem Namen verfasst wurden.
  • Septuaginta:
    Die griechische Übersetzung des Alten Testaments, die Septuaginta, entstand im 3. Jahrhundert v. Chr. und weist bereits Abweichungen vom hebräischen Text auf.
  • Talmud:
    Eine Sammlung jüdischer Gesetze, Überlieferungen und Kommentare zur Tora.
  • Tanach:
    Die hebräische Bibel, bestehend aus Tora, Nevi’im (Propheten) und Ketuvim (Schriften).
  • Tora:
    Die fünf Bücher Mose (Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium). Sie bilden den Kern des jüdischen Gesetzes und der jüdischen Religion.
  • Vulgata: Die lateinische Übersetzung der Bibel durch Hieronymus im 4. Jahrhundert n. Chr. wurde zur Standardbibel der westlichen Kirche und hatte großen Einfluss auf die Textüberlieferung.
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Die Entstehung der historisch-kritischen Methode: Ein kurzer Überblick

Die historisch-kritische Methode ist eine relativ junge Disziplin in der Geschichte der Bibelauslegung. Ihre Wurzeln reichen zurück ins 18. Jahrhundert, als ein grundlegendes Umdenken in der Wissenschaft und Philosophie stattfand.

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Die Aufklärung, mit ihrem Fokus auf Vernunft und Empirie, hatte einen tiefgreifenden Einfluss auf die Art und Weise, wie Menschen die Welt und auch religiöse Texte betrachteten.

Die Rolle der Textverfügbarkeit

Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung der historisch-kritischen Methode war die zunehmende Verfügbarkeit biblischer Texte. Durch die Erfindung des Buchdrucks und die damit verbundene Verbreitung von Wissen konnten Gelehrte immer umfassender auf biblische Texte und historische Dokumente zugreifen. 

Dies ermöglichte es ihnen, Vergleiche anzustellen, Widersprüche aufzudecken und die Texte in einen historischen Kontext einzuordnen.

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Die Protagonisten der historisch-kritischen Methode

Zu den wichtigsten Protagonisten der historisch-kritischen Methode zählen:

  • Johann Salomo Semler
    Oft als „Vater“ der historisch-kritischen Methode bezeichnet, betonte Semler die Notwendigkeit, die Bibel als historisches Produkt zu verstehen und nicht als unfehlbare Offenbarung.
  • Hermann Samuel Reimarus
    Reimarus war einer der ersten, der die biblischen Wundergeschichten einer rationalen Kritik unterzog und sie als mythische Überlieferungen entlarvte.
  • David Friedrich Strauß
    Strauß‘ Leben-Jesu-Forschung, in der er die historische Jesusfigur von den späteren mythologischen Überlagerungen zu trennen suchte, war ein weiterer Meilenstein in der Entwicklung der historisch-kritischen Methode.
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David Friedrich Strauß (1808–74) ging es um die Überwindung der unkritischen Bibelrezeption hin zu einer den wissenschaftlichen Standards genügenden Lesart. (Anzeige)
  • Rudolf Bultmann
    Bultmann entwickelte die Existenzphilosophie in die biblische Exegese ein und betonte die Bedeutung der existenzphilosophischen Fragen für das Verständnis der neutestamentlichen Texte.

Die Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert

Im 19. und 20. Jahrhundert entwickelte sich die historisch-kritische Methode zu einer etablierten Methode der Bibelauslegung. 

Es entstanden zahlreiche Forschungsinstitute und Lehrstühle für biblische Wissenschaften, an denen die Methode weiter verfeinert und angewandt wurde.

Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode

Die historisch-kritische Methode hat die Bibelauslegung revolutioniert. Sie hat dazu beigetragen, dass die Bibel nicht mehr als unfehlbares Gotteswort betrachtet wird, sondern als ein Produkt menschlicher Geschichte und Kultur. 

Durch die Anwendung dieser Methode können wir die Bibel besser verstehen und ihre Bedeutung für die Menschen in der Vergangenheit und Gegenwart erschließen.

Warum ist die historisch-kritische Methode umstritten?

Die historisch-kritische Methode stößt in religiösen Kreisen oft auf Widerstand. 

Konservative Gläubige befürchten, dass eine zu kritische Auseinandersetzung mit der Bibel den Glauben untergräbt. Sie argumentieren, dass die Bibel als Gottes Wort unfehlbar sei und jede kritische Betrachtung eine Gotteslästerung darstelle.

Das übersieht gleich mehrere zentrale Punkte. 

Erstens: Eine kritische Auseinandersetzung mit der Bibel kann den Glauben sogar stärken, indem sie zu einem tieferen Verständnis der Texte führt und zeigt, dass die Bibel auch in der modernen Welt relevant sein kann.

Zweitens: Dieser Standpunkt ist aus wissenschaftlicher und logischer Perspektive keineswegs schlüssig. Die Behauptung, dass eine kritische Auseinandersetzung mit der Bibel den Glauben untergrabe, ist eine Zirkelschlusskonstruktion.

Wer bereits davon ausgeht, dass die Bibel unfehlbar ist, wird jede Kritik automatisch als Angriff auf seinen Glauben wahrnehmen. 

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Die Serviette hat Recht, weil auf der Serviette steht, dass sie Recht hat

Diese Haltung verhindert jedoch ein fruchtbares Gespräch und eine offene Auseinandersetzung mit den Inhalten der Bibel. Die Annahme einer unfehlbaren Bibel stellt zudem eine unfalsifizierbare Behauptung dar, die sich keiner empirischen Überprüfung unterzieht. 

Es ist schlichtweg unlogisch, ein Buch, das von Menschen geschrieben und über Jahrhunderte überliefert wurde, für fehlerlos zu erklären. Eine solche Position verkennt die historische und kulturelle Einbettung der biblischen Texte und hemmt das Streben nach Wissen und Verständnis – ein zentraler Kritikpunkt des Atheismus an allen Glaubenssystemen.

Und drittens: Wenn die Bibel das unfehlbare Wort Gottes darstellt, wieso ist sie dann so schlecht redigiert? Widersprüche mit sich selbst, mit den modernen Wissenschaften oder mit anderen Schriften dürfte es dann ja eigentlich nicht geben, oder?

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Seltsam, dass allwissende Wesen nur kryptisch formulieren können

Apologeten der Bibel stellen sich mit der Ablehnung der historisch-kritischen Methode dann quasi selbst ein Bein. Denn die zahllosen Ungereimtheiten in der Bibel lassen dann nur noch einen ganz anderen Schluss zu: dass Gott nicht existiert oder ein vollkommener Stümper ist.

Die Bibel als historisches Dokument – Fakten statt Glauben

Die historisch-kritische Methode betrachtet die Bibel nicht als Sammlung göttlicher Offenbarungen, sondern als eine Sammlung von Schriften, die von Menschen in einer bestimmten Zeit und unter bestimmten kulturellen Bedingungen verfasst wurden. 

Sie untersucht die Texte auf ihre Widersprüche, ihre Entwicklung über Jahrhunderte und ihre Abhängigkeit von historischen Ereignissen und politischen Kontexten. 

Dabei wird in der Regel betrachtet:

Vielfalt der Bibel-Autoren

Die Bibel ist kein Werk eines einzelnen Autors, sondern das Ergebnis einer langen Entstehungsgeschichte, an der zahlreiche Autoren beteiligt waren. Über Jahrhunderte hinweg sind die verschiedenen biblischen Schriften entstanden, jede mit ihrer eigenen Perspektive und ihrem eigenen Stil.

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Diese Vielfalt der Autoren spiegelt sich auch in den unterschiedlichen Themen und Inhalten der einzelnen Bücher wider.

Literarische Gattungen in der Bibel

Die biblischen Texte sind äußerst vielfältig und umfassen eine breite Palette literarischer Gattungen.

Von historischen Erzählungen, die Ereignisse aus der Vergangenheit schildern, über prophetische Bücher, die Botschaften für die Zukunft verkünden, bis hin zu poetischen Psalmen, die Gefühle und Erfahrungen ausdrücken – die Bibel bietet einen reichen Fundus unterschiedlicher literarischer Formen.

Biblische Ungenauigkeiten

Die historisch-kritische Methode hat gezeigt, dass die Bibel zahlreiche historische Ungenauigkeiten und Widersprüche enthält. Dies ist deutlicher Hinweis darauf, dass die biblischen Texte Produkte ihrer Zeit sind und von den Menschen, die sie verfasst haben, geprägt wurden. 

„Hierbei gilt es stets zu berücksichtigen, dass der Text zum einen aus Versehen verändert worden sein kann, etwa durch unbeabsichtigte Übersetzungsfehler oder durch Unachtsamkeit beim Abschreiben, zum anderen können textliche Veränderungen aber auch bewusst vorgenommen worden sein.“

Quelle

Die Autoren der Bibel haben ihre Geschichten und Überlieferungen oft in den Kontext ihrer eigenen Zeit gestellt und dabei auch Elemente der mündlichen Überlieferung und mythische Vorstellungen integriert. 

Die Rolle von Mythen und Legenden

Ein weiterer wichtiger Aspekt der historisch-kritischen Methode ist die Untersuchung der Rolle von Mythen und Legenden in der Bibel. 

Viele biblische Erzählungen sind stark von mythischen Elementen geprägt und können nicht wörtlich genommen werden, wie die Geschichte von Adam und Eva im Paradies, den Turmbau zu Babel oder die Sintflut.

Zikkurat (Turmbau zu Babel)
Legende, Metapher oder Zikkurat? Der „Turm zu Babel“ in der Interpretation einer KI

Methodische Schritte der historisch-kritischen Exegese

Die historisch-kritische Methode besteht aus verschiedenen Schritten, die es ermöglichen, einen biblischen Text möglichst genau zu analysieren und zu verstehen.

Dazu gehören:

Textkritik

Der überlieferte Text wird auf seine ursprüngliche Fassung hin untersucht. Man vergleicht verschiedene Handschriften, identifiziert Schreibfehler und versucht, den ursprünglichen Wortlaut wiederherzustellen.

„Der ursprüngliche Text der Bibel liegt uns nicht einheitlich vor, sondern in einer Vielzahl von Manuskripten, die sich durch mehr oder minder große Varianten unterscheiden. Die Textkritik bemüht sich, aus dieser Vielzahl den Text zu finden, der gelesen werden soll. Spätestens seit dem Fund der Qumranschriften ist deutlich geworden, dass diese Varianten sich in mehrere Texttypen oder Textfamilien gruppieren.“

Quelle

Die Bibel wurde im Laufe der Jahrhunderte an zahllosen Stellen geändert. Die meisten biblischen Bücher sind das Ergebnis der Arbeit mehrerer Autoren und Redakteure über einen langen Zeitraum.

Im Laufe der Jahrhunderte wurden biblische Texte unzählige Male abgeschrieben. Dabei kam es zu Kopierfehlern, aber auch zu bewussten Änderungen durch Schreiber, um den Text an neue theologische Strömungen anzupassen. Wenn die Kopisten mit dem theologischen Gehalt nicht einverstanden waren, machten sie Änderungen oder eigene Interpolationen (Hinzufügungen). 

Eine exakte Datierung von Textveränderungen in der Bibel ist aber schwierig, wenn nicht sogar unmöglich. 

Formkritik

Bei der Formkritik wird die literarische Gattung eines Textes bestimmt. Ist es eine Erzählung, ein Psalm, ein Gesetz oder eine Rede? Die Gattung bestimmt, wie der Text interpretiert werden muss und klassifiziert Texte anhand ähnlicher Form und Bedeutung. 

Wenn mehrere Texte gemeinsame Merkmale in Form und Gattung aufweisen, deutet dies darauf hin, dass sie aus einem vergleichbaren kulturellen oder historischen Kontext stammen.

Die Form eines Textes umfasst zudem sprachliche Eigenschaften wie Syntax, Stil und Wortwahl. 

Redaktionskritik

Hierbei wird untersucht, wie verschiedene Quellen zu einem zusammenhängenden Text zusammengefügt wurden. Man versucht herauszufinden, wie (und warum) die einzelnen Autoren bzw. Redakteure ihre Quellen bearbeitet und umgeformt haben.

Dies kann beinhalten: 

  • Interpolation: Eine spätere Hinzufügung von Text innerhalb eines bestehenden Textes, um eine bestimmte Bedeutung zu verstärken oder an eine neue Situation anzupassen.
  • Glosse: Ein erklärender oder erläuternder Zusatz, oft am Rand oder zwischen Zeilen, der später in den Haupttext übernommen wurde.
  • Marginalie: Ein ursprünglich am Rand geschriebener Kommentar oder Notiz, der später möglicherweise in den Text integriert wurde.
  • Redaktionelle Anpassung: Änderungen oder Ergänzungen durch Redaktoren, die den Text an eine bestimmte theologische, politische oder soziale Zielrichtung anpassen.
  • Harmonisierungen: Bearbeitungen, die Widersprüche zwischen unterschiedlichen Texten oder Überlieferungen ausgleichen sollen.
  • Zusammenführung: Die Vereinigung unterschiedlicher Überlieferungsstränge oder Traditionen in einem Text, oft mit dem Ziel, eine kohärente Darstellung zu schaffen.
  • Umarbeitung: Größere textliche Veränderungen, die oft die Struktur oder den Schwerpunkt eines Textes neu gestalten.
  • Tilgung: Das bewusste Entfernen oder Weglassen bestimmter Textteile, um Inkonsistenzen zu beseitigen oder eine neue Bedeutung hervorzuheben.
  • Theologische Erweiterung: Einfügung oder Anpassung von Texten, um spezifische theologische Ansichten oder Dogmen zu betonen.
  • Textzusatz: Generelle Erweiterung eines Textes durch neue Abschnitte, die an das bestehende Werk angefügt werden.

Traditionsgeschichte

Die Traditionsgeschichte untersucht, wie sich die Überlieferung einer Geschichte im Laufe der Zeit verändert hat. Man versucht nachzuvollziehen, welche Veränderungen die Geschichte erfahren hat, bevor sie schriftlich fixiert wurde.

„Tradition“ kann zwei Dinge meinen: Entweder den Prozess der Weitergabe von Wissen (traditio) oder den Inhalt, der weitergegeben wurde (traditum). Die traditionskritische Forschung untersucht hauptsächlich den Inhalt und fragt, in welchem geistigen oder religiösen Umfeld ein Text entstanden ist. 

Da Traditionen oft nur in Auszügen in einem Text auftauchen, achten historisch-kritische Theologen auf bestimmte Schlüsselbegriffe, Bilder oder Formulierungen. Diese Hinweise können helfen, Verbindungen zu anderen Texten herzustellen und den historischen Hintergrund besser zu verstehen.

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Die Auswirkungen der historisch-kritischen Methode auf den Glauben

Die historisch-kritische Methode hat weitreichende Auswirkungen auf den Glauben vieler Menschen. Für einige ist sie eine Bereicherung, da sie neue Einsichten in die Bibel ermöglicht und den Glauben rational begründet. Andere sehen in ihr eine Bedrohung, da sie traditionelle Glaubensüberzeugungen in Frage stellt.

Die historisch-kritische Methode kann sogar dazu beitragen, den Glauben zu vertiefen, indem sie die Bibel als ein lebendiges Dokument versteht, das von Menschen für Menschen geschrieben wurde.

Für einige Gläubige ist die historisch-kritische Methode eine Gefahr für den Glauben, da sie die Autorität der Bibel in Frage stellt und zu einem Verlust an Vertrauen in die göttliche Inspiration führen kann.

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Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die Theologie

Die historisch-kritische Methode ist heute ein unverzichtbarer Bestandteil der theologischen Forschung. Sie hat dazu beigetragen, unser Verständnis der Bibel zu revolutionieren und neue Fragen aufzuwerfen.

Die historisch-kritische Methode hat gezeigt, dass es nicht die eine richtige Interpretation der Bibel gibt, sondern dass verschiedene Interpretationen möglich sind.

Die historisch-kritische Methode ermöglicht zudem einen fruchtbaren Dialog zwischen Theologie und anderen Wissenschaften wie der Geschichtswissenschaft, der Archäologie und der Sprachwissenschaft.

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Die Bedeutung der historisch-kritischen Methode für die Religionskritik

Die historisch-kritische Methode hat aus atheistischer oder agnostischer Perspektive eine besonders hohe Bedeutung. Sie bietet eine wertvolle Möglichkeit, religiöse Texte, insbesondere die Bibel, aus einer säkularen Perspektive zu analysieren und zu dekonstruieren.

Hier einige zentrale Punkte, warum die historisch-kritische Methode für Atheisten und Agnostiker so relevant ist:

Entmythologisierung

Die Methode ermöglicht es, mythische Elemente in religiösen Texten zu identifizieren und von historischen Fakten zu trennen. 

Ein gutes Beispiel ist die Schöpfungsgeschichte mit Adam und Eva. Entstanden ist diese wahrscheinlich im Babylonischen Exil – zumindest eine davon, denn genau betrachtet, gibt es zwei Versionen in Genesis. 

Ist es da Zufall, dass der babylonische Text „Enuma Elisch“ eindeutig parallele Elemente zur biblischen Geschichte aufweisen? Das erarbeiten solcher Zusammenhänge trägt dazu bei, die religiöse Überlieferung zu entmystifizieren und sie als ein Produkt ihrer Zeit zu verstehen.

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Historisch-kritische Demaskierung von Dogmen

Durch die genaue Analyse der Entstehung und Entwicklung religiöser Texte können Dogmen und Glaubensüberzeugungen als menschliche Konstrukte entlarvt werden, die nicht zwingend einer objektiven Wahrheit entsprechen. 

Die Methode ermöglicht es damit auch, sich von den Fesseln religiöser Dogmen zu befreien und ein unabhängiges, kritisches Denken zu entwickeln.

Die historisch-kritische Methode ist eng mit dem wissenschaftlichen Weltbild verbunden und fördert eine rationale und evidenzbasierte Betrachtung der Welt.

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Fokus auf historische Fakten

Die historisch-kritische Methode lenkt den Fokus auf überprüfbare historische Fakten und Ereignisse. Dies steht im Gegensatz zu religiösen Interpretationen, die oft auf Glauben und Überlieferung beruhen.

Die historisch-kritische Methode ist für Atheisten und Agnostiker ein wichtiges Werkzeug, um religiöse Texte zu dekonstruieren und ein eigenes, unabhängiges Weltbild zu entwickeln.

Sie ermöglicht eine rationale und kritische Auseinandersetzung mit religiösen Überzeugungen und trägt dazu bei, die Welt aus einer säkularen Perspektive zu betrachten.

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Die Bibel als kulturelles Produkt

Die historisch-kritische Methode ermöglicht es uns, die Bibel als ein faszinierendes kulturelles Produkt zu verstehen, das von den Menschen, die sie verfasst haben, geprägt wurde. 

Sie zeigt, dass die Bibel nicht als unfehlbares Gotteswort betrachtet werden kann, sondern als ein Produkt ihrer Zeit.

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Kommentare

2 Antworten zu „Historisch-kritische Methode: vom Wort Gottes zum geschichtlichen Dokument“

  1. Ist mal untersucht worden, wie amtierende Professoren und Professorinnen der Theologie zur historisch-kritischen Methode stehen? Ich vermute, dass sie mehrheitlich akzeptiert und benutzt wird, kenne aber keine Untersuchung dazu.

    1. Hallo Wolfgang, eine spezifische Studie habe ich dazu nicht gefunden.

      Wikipedia resümiert, die „historisch-kritische Methode gilt heute in der evangelischen und katholischen Theologie als Standardmethode der Bibelauslegung. In der exegetischen Fachdiskussion werden seit den 1970er Jahren vermehrt auch andere Auslegungsansätze einbezogen bzw. integriert (vgl. Biblische Exegese).“

      Allerdings wird hier leider keine Quelle angegeben.

      LG
      Robert

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